Schon von weitem sieht man die Lettern auf dem großflächigen Plakat an der Budaer Burg prangen: Pablo Picasso ist in Budapest (1895-1972)! Zumindest sind es seine Werke. Der spanische Maler, Grafiker und Bildhauer war der prägendste Künstler des 20. Jahrhunderts: exzentrisch, umstritten und schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit. Besonders die Vielfalt seiner Stile, von der blauen Periode über den Kubismus bis hin zum Surrealismus machte ihn unsterblich. Noch bis zum 31. Juli sind in der Ungarischen Nationalgalerie Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen aus allen Schaffensperioden des Jahrhundertgenies zu bestaunen.
Einen echten Picasso aus der Nähe zu betrachten, das dürfte wohl auf der „Liste der Dinge, die man im Leben getan haben sollte“ eines jeden gebildeten Menschen stehen. Nur selten bekommt man in Ungarn jedoch die Chance, so viele Werke des spanischen Künstlers an einem Ort versammelt zu sehen, wie in der bereits am 22. April eröffneten Ausstellung „Picasso – Transfigurationen, 1895-1972“ – der größten Picasso-Ausstellung, die Ungarn je gesehen hat.
Picasso sagte einmal: „Gib mir ein Museum und ich werde es füllen.“ Rund 50.000 Werke hinterließ er der Welt. Aus diesen wählten die Kuratoren Emilie Bouvard vom Musée Picasso in Paris und Ferenc Tóth von der Ungarischen Nationalgalerie 100 Exponate für die Budapester Ausstellung aus. Davon stammen 74 aus der Sammlung des französischen Museums, das sich dem Werk des spanischen Künstlers verschrieben hat und für diese Ausstellung mit der Ungarischen Nationalgalerie eine einzigartige Zusammenarbeit einging.
Im Schnelldurchlauf durch das Gesamtwerk Picassos
Im Vordergrund der aktuellen Ausstellung steht vor allem Picassos Darstellung des menschlichen Körpers und wie sich dieser über die Lebensspanne des Künstlers hinweg verändert. Sieben chronologisch und thematisch gruppierte Räume bilden die verschiedenen Perioden seines Schaffens ab – von den frühen Werken und seiner Vertiefung in den Kubismus über Picassos Neuentdeckung der „klassischen Linie“ und seiner Auseinandersetzung mit dem Surrealismus bis hin zu Kriegsdarstellungen und seiner Rückkehr zu den künstlerischen Wurzeln.
Die unterschiedlichen Räume sind dabei mit reichlich Hintergrundinformationen zu den einzelnen Lebensphasen des Künstlers angereichert. Auf Ungarisch und Englisch wird erklärt, welche Ereignisse Picasso in dieser oder jener Lebensphase besonders tief beeindruckten, bei welchen Künstlerkollegen er Inspiration fand und welche Frau gerade die Muse des bekennenden Machos war. Eine Videoinstallation über den Menschen und Künstler Picasso sowie eine Fotoserie über seine zahlreichen Ateliers ergänzt die umfangreiche Ausstellung.
An manchen Stellen ist diese gar zu umfangreich, übersteigt die Informationsflut doch das Maß an Aufnahmefähigkeit, das die meisten Menschen für den Besuch einer einzelnen Ausstellung mitbringen. Wer wirklich von der einmaligen Erfahrung profitieren möchte, die durch eine Ausstellung von Weltklasse, wie es die Picasso-Ausstellung in der Nationalgalerie ist, vermittelt wird, der sollte sich auf mindestens zwei Museumsbesuche einstellen.
Katrin Holtz
„Picasso – Transfigurations, 1895-1972“
Ungarische Nationalgalerie / Budaer Burg – Gebäude A
Budapest, I. Bezirk, Szent György tér 2
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Eintritt: 3.200 Forint / ermäßigt 1.600 Forint
Weitere Informationen finden Sie unter www.mng.hu