Dass das Corinthia Hotel Budapest eher zu den älteren Budapester Luxus-Hotels gehört, erschließt sich einem schon bei einem Blick auf seine klassische Fassade. Mit 120 Jahren ist es sogar das mit Abstand älteste. Generaldirektor Jean Pierre Mifsud, wird das runde Jubiläum zum Anlass nehmen, um auf diesen entscheidenden Unterschied zu anderen Budapester Hotels aufmerksam zu machen.

Jean Pierre Mifsud, Generaldirektor des Corinthia Hotel Budapest:
„In den letzten fünf Jahren wurde eine gute Strategie verfolgt.“ (BZT-Fotos: Nóra Halász)
Speziell in der ersten Mai-Woche wolle man mit der Eröffnung einer Ausstellung zur Geschichte des Hotels an das große Jubiläum erinnern. In der Ausstellung sollen unter anderem Hoteluniformen aus Vergangenheit und Gegenwart des vormaligen Royal Hotels am Großen Ring präsentiert werden. „Wir werden aber auch über verschiedene Jubiläumspakete das ganze Jahr lang auf unseren runden Geburtstag aufmerksam machen“, verspricht der Generaldirektor in einem Gespräch mit der Budapester Zeitung. Mifsud leitet das Hotel seit August vergangenen Jahres, als sein Vorgänger, der Deutsche Thomas Fischer, parallel dazu das Corinthia in London als Generaldirektor übernahm. Der Malteser Mifsud leitete bis dato in seinem Heimatland zwei Jahre lang, das zur Corinthia-Gruppe gehörende Marina Hotel Corinthia Beach Resort in der St. Georges’s Bay, einige Kilometer westlich der Inselhauptstadt Valletta. Nach bald zwei Jahrzehnten, die er bereits für die Corinthia-Gruppe tätig ist – außer auf Malta auch in Lissabon –, kam die Versetzung nach Budapest für ihn einer glücklichen Beförderung gleich. „Unter den neun zu unserer Gruppe gehörenden Hotels gehören das Londoner und das Budapester zu den Flaggschiffen“, erklärt er.
Gesunde und gut diversifizierte Einnahmenstruktur
Auch wirtschaftlich stehe das Budapester Hotel der Gruppe gut da. „In den letzten fünf Jahren wurde eine gute Strategie verfolgt“, ist er sich eingedenk der Erfahrungen seiner hiesigen ersten acht Monate sicher. Das Hotel mit seinen 439 Gästezimmern sei gut positioniert und verfüge über eine gesunde, gut diversifizierte Einnahmenstruktur. Die Gästestruktur weise eine gute, nahezu gleichteilige Mischung aus Geschäfts- und Freizeittouristen auf. Als klassisches Hotel profitiere man im Freizeitbereich immer mehr vom prosperierenden Kreuzschifffahrtssektor. „Teilnehmer von Kreuzschifffahrten auf der Donau sind überwiegend besser situiert und kommen hier her, um das authentische Budapest kennenzulernen. Kein Wunder, dass unser klassisches Hotel bei ihnen sehr populär ist“, so Mifsud. „Wir sind zwar etwa zehn Autobusminuten von der Donau entfernt, dafür liegen wir aber deutlich dichter an vielen Budapester Sehenswürdigkeiten.“ Das beliebte jüdische Viertel oder der Prachtboulevard Andrássy út mit der Budapester Staatsoper seien nur wenige Fußminuten vom Hotel entfernt. Da Städtetouristen im Durchschnitt nur zwei bis drei Nächte in Budapest verweilen würden, sei der Zeitfaktor für sie nicht zu unterschätzen. Auf unsere Bitte, aufzuzählen, was er solchen Städtetouristen als Top 3 der Budapester Sehenswürdigkeiten empfehlen würden, stellt Mifsud zunächst fest, dass zwei, drei Tage definitiv zu wenig Zeit seien, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten richtig in Augenschein nehmen zu können. Dennoch stellt er eine kleine Top-Liste zusammen: Heldenplatz, Parlament – bei Tag und bei Nacht –, die Staatsoper und das jüdische Viertel mit seiner weltberühmten Große Synagoge. „Budapest ist eine tolle Stadt für Architektur- und Fotografieliebhaber“, findet er. Aber auch an seinen Thermalbädern, allen voran dem Széchenyi- und dem Gellért, sollte man nicht vorbeigehen.
Budapest wird immer attraktiver
Insgesamt kann er deutlich spüren, dass Budapest sowohl für Touristen als auch Geschäftsleute immer attraktiver wird. „Was vor zehn Jahren in der Region Prag war, ist heute Budapest“, ist er sich sicher. Viele Menschen, die Prag und Wien bereits kennen, kommen jetzt nach Budapest. Bei einer kürzlichen Dienstreise in die USA konnte er sich davon überzeugen, dass sich Budapest auch bei den dortigen potenziellen Gästen „auf dem Radar“ befinde. Zu den begeisterten Budapester Gästen zählt übrigens auch der Generaldirektor selbst. „Ich habe meine Entscheidung für Budapest bisher noch nicht einen einzigen Tag bereut“, erklärt er entschieden. Selbst in den Wintermonaten sei die Stadt „fantastisch“ gewesen, fügt der Südländer überraschenderweise hinzu. Richtig rund wird sein Glück allerdings erst in ein paar Monaten, wenn seine Familie aus Malta nachkommt. Gemeinsam werden sie dann auf der Budaer Seite ein Haus beziehen. Bisher wohnt der Generaldirektor noch in seinem Hotel, genauer gesagt im dahinter befindlichen, angeschlossenen Apartment-Hotel. Das kommt in den ersten Monaten natürlich dem Kennenlernen seiner neuen Wirkungsstätte sehr zugute. Bedarf für größere Änderungen an der von seinen Vorgängern gelegten Gesamtstrategie sehe er nicht, höchstens für eine behutsame Feinjustierung. So werde er etwa dafür sorgen, die Online-Positionierung seines Hotels auf dem internationalen Markt zu verbessern und das Upselling- Potenzial besser auszuschöpfen. Auch werde er in Sachen Preisbildung und Kostenmanagement einiges für die Profitabilität des Hotels tun. Aber auch hier gehe es eher um ein Finetuning. Schließlich stimme der Trend: „Unsere Profitabilität geht in eine positive Richtung.“
Ein Alleinstellungsmerkmal mehr
Das gleiche gilt für die „Hardware“, wo ebenfalls keine größeren Änderungen geplant sind. Die letzten größeren Änderungen hatte noch sein Vorgänger in die Wege geleitet. So etwa die Ende März abgeschlossene Erneuerung von 14 Executive Suiten. Bereits kurz nach seiner Ankunft im letzten August konnte er auch die frisch geschaffene Royal Lounge übernehmen. Das ist eine spezielle Business Lounge für die Konferenzgäste des Hotels. Sie entstand aus der Umfunktionierung von einigen, im hinteren Teil des östlichen Lichthofs gelegenen Zimmern und einer bisher wenig genutzten Fläche dieses Hofs. „Im Endeffekt können wir unseren Konferenzgästen als einziges Budapester Fünfsterne-Hotel quasi einen exklusiven Executive Club anbieten“, erklärt Mifsud. Diese innovative Geschäftsidee klingt nicht nur gut, sie funktioniert auch in der Praxis. Das bisherige Feedback der Konferenzgäste sei „exzellent“, so der Generaldirektor zufrieden. In das Kapitel Nachjustierung falle auch der für Ende April geplante Relaunch des Rickshaw, des fernöstlichen Hotelrestaurants. Es werde eine Veränderung des Menüs geben, für die sich der Chefkoch unter anderem in London inspirieren ließ. Außerdem werde es eine engere Zusammenarbeit mit den vier anderen Rickshaw-Restaurants der Corinthia-Gruppe geben. Ziel sei es, das Budapester Rickshaw in Sachen fernöstlicher Küche noch authentischer zu machen. Parallel zur Schärfung seines Profils soll es auch verstärkt aus dem Schatten des Hotels geholt und markanter auf dem Budapester Restaurantmarkt positioniert werden. Die Öffnung gegenüber den Kunden direkt „vor der Haustür“ stehe auch hinter der Idee, bei der Fußball-EM in diesem Sommer im östlichen Lichthof des Hotels vor dem „Le Bar“ eine attraktive Public Viewing-Möglichkeit zu schaffen. Dafür soll sogar der sonst geschlossene Nebeneingang zum Großen Ring geöffnet werden.