Von Zsolt Bayer
Jetzt heißt es anschnallen. Sitzen Sie gut? Dann lesen Sie das:
„Die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den ZDF-Satiriker Jan Böhmermann wegen eines derb schmähenden Gedichts auf den türkischen Präsidenten Erdogan. Die Staatsanwaltschaft beruft sich dabei auf das deutsche Strafgesetzbuch, in welchem die Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten als Straftat angeführt wird. Auch die deutsche Regierung äußerte sich zur Angelegenheit: Laut Angela Merkel sei das Gedicht ‚bewusst verletzend‘ und die Meinungsfreiheit nicht schrankenlos.“
Diese kurze Meldung war unlängst auf einem ungarischen Nachrichtenportal zu lesen. Ich würde sie nicht unkommentiert lassen. Ich werde sie nicht unkommentiert lassen; und nachdem ich aus der hilflosen Wut heraus sämtliche mit „Schei-“, „verf-“ und „Schlam-“ beginnenden Schimpfwörter aus mir herausgeschrieen habe, möchte ich Sie an ein paar Dinge erinnern.
Angela Merkel marschierte nach dem Charlie-Hebdo-Anschlag ganz vorne in der ersten Reihe. Sie stellte dabei ihre Pharisäervisage gut sichtbar zur Schau. Und damals wurde gesagt, die allerwichtigsten europäischen Werte wären die Presse- und die Meinungsfreiheit, und zwar auch dann, wenn sie andere beleidigten. Und es wäre wohl das heiligste Recht von Charlie Hebdo, auch auf den heiligsten Gefühlen der Muslime und der Christen herumzutrampeln, denn dadurch wäre Europa europäisch. Selbst die widerlichste Mohammed-, Jesus- oder Gottes-„Karikatur“ wäre in Ordnung, da die Pressefreiheit über der Sensibilität der Gläubigen stünde.
Diese Worte prägten den damaligen Aufmarsch Merkels, dieses letztklassigen, verlogenen und niederträchtigen Weibsstücks, weil das damals gerade dem politischen Interesse entsprach. Heute gestaltet sich das politische Interesse etwas anders.
Ein Satiriker machte sich über Erdogan lustig. Pardon: derb lustig! In einem Gedicht verpackt sagte er über Erdogan, er würde die Minderheiten unterdrücken, die Kurden mit Füßen treten, auf Christen einprügeln und einen kleinen Schwanz haben.
Davon stimmt – mit Ausnahme des Schwanzes – so ziemlich alles. Über seinen Schwanz fehlen uns die Informationen.
Jetzt steht vor allem eines im politischen Interesse: in den Arsch von Erdogan zu kriechen. Man muss ihm so viel Geld geben, wie er nur verlangt, und der Türkei Visafreiheit gewähren, damit die etwa 14 Millionen türkischen Kurden bald nach Europa geschickt werden können.
Aber wozu das Ganze? Damit die verlogene und niederträchtige Kanzlerin mit der türkischen Vereinbarung in der Hand wedeln kann, durch welche die Türken die abgeschobenen Migranten wieder aufnehmen und statt ihrer syrische Flüchtlinge nachschicken werden. Für diese nichtsnutzige und zum Scheitern verurteilte Vereinbarung muss man im Gegenzug darüber hinwegsehen, dass Erdogan die Redaktionen von Zeitungen belagert, Journalisten mit lebenslangen Haftstrafen bedroht und sich im Allgemeinen so benimmt, wie er sich zu benehmen pflegt. Das alles zählt nicht. Denn er führt als Gegenleistung ja auch mit Handkuss die amerikanischen Befehle aus und schoss etwa einen russischen Flieger ab, der sich in den türkischen Luftraum verirrt hatte und gerade auf dem Weg war, IS-Stellungen zu bombardieren. Dem IS, dem übrigens Erdogan Waffen und Sprengstoff liefert, aber das zählt auch nicht mehr wirklich.
Das zählt alles schon so wenig, dass sich die deutsche Staatsanwaltschaft lieber den deutschen Satiriker vorknöpft. Und so erfahren wir auch, dass im deutschen Recht die „Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten“ eigens als Straftat angeführt wird. Verblüffend! Stellen wir uns nur einmal vor, es gäbe in Ungarn einen ähnlichen Paragraphen. Wahrscheinlich würden gleich die Blauhelme einrücken. Nebenbei bemerkt werden Ungarn, der ungarische Ministerpräsident und alle anderen Vertreter des Landes von der servilen deutschen Dreckspresse, die bis auf den letzten Cent gekauft ist, mittlerweile bis ins Mark verdorben ist, sich der Macht bereitwillig angepasst hat und gänzlich in die Ketten der politischen Korrektheit geschlagen wurde, seit sechs Jahren auftragsgemäß diffamiert und beleidigt. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass sich die deutsche Staatsanwaltschaft deshalb jemals eingeschaltet hätte, geschweige denn die augenrollende deutsche Kanzlerin, die sich dabei auf die „nicht schrankenlose Rede- und Meinungsfreiheit“ beruft.
Diese ganze Welt ist unerträglich. Tagtäglich werden uns himmelhoch schreiende, faustdicke Lügen ins Gesicht geklatscht. Mittlerweile achten die schäbigen Jammerlappen und Pferdediebe der EU und der westlichen Staaten nicht einmal mehr darauf, den Schein zu wahren: Sie machen mit uns einfach, was sie wollen. Und wenn ihnen danach ist, sperren sie dann einen deutschen Satiriker sogar für drei Jahre weg, damit wir gefälligst wissen, was Recht und Unrecht ist. Ich sagte es schon einmal und nun wiederhole ich es – und ich darf es sagen, weil ich das Sausen des Schwarzwaldes, die Geheimnisse des Wirtshauses im Spessart, die Hauffschen Märchen und die gesamte deutsche Romantik von meinen abenteuerlichen Vorfahren geerbt habe: Das Unerträglichste an den Deutschen und zugleich das Großartigste an ihnen ist, dass sie nichts halbherzig machen können. Als sie Nazis sein mussten, führten sie das Projekt tadellos aus. Und als sie Kommunisten sein mussten, waren sie einwandfreie Kommunisten. Auf der ganzen Welt gab es nur einen einzigen Ort, an dem der Kommunismus wirklich ernst genommen wurde: in der DDR. Merkel könnte eine ganze Menge davon erzählen. Und seitdem die Deutschen gehirngewaschene, idiotische, sich selbst geißelnde, sabbernde Liberale sein müssen, fahren sie auch dieses Programm perfekt.
Ich vertraue jedoch zuversichtlich darauf, dass auch die Deutschen eines Tages aus diesem Dornröschenschlaf erwachen. Und wenn die Deutschen einmal erwachen, dann werden sie auch wirklich wach sein. Dann werden sie endlich diese vielen verlogenen, niederträchtigen, pharisäerhaften Gauner davonjagen. Aber bis dahin gilt die Einladung, verehrte Deutsche: Gönnen Sie sich doch ’ne Auszeit und fliehen Sie nach Ungarn! Ihre Rentner sind schon unterwegs. Sie möchten nämlich zu Mittag die Kirchenglocken läuten hören und auf den Straßen weißen Menschen begegnen. In Mitteleuropa sind diese Dinge tatsächlich noch gegeben. Wir heißen Sie herzlich bei uns willkommen. Übrigens werden bei uns auch keine Satiriker ins Gefängnis gesteckt, wenn sie jemanden „derb verletzen“…
Der hier erschienene Kommentar erschien am 9. April auf dem Online-Portal der konservativen Tageszeitung Magyar Hírlap.
Aus dem Ungarischen von
Dávid Huszti
Es gibt künstlerisch wertvolle Beleidigungen und minderwertige Beleidigungen.
Letztere stammen von allen nicht Links-und Linksliberalintellektuellen, die man sanktionieren oder sogar bestrafen sollte. Die anderen Beleidigungen und Rüpeleien sind gut und notwendig, denn sie verteidigen das Gute und die Freiheit.
Dass Menschliche Dasein ist an sich schon ein Dilemma. Einerseits getrieben aus dem Willen zu überleben und Gutes und Bleibendes zu schaffen – und andererseits gescheitert aus niederen Instinkten und der Verleugnung vorheriger Standpunkte. Merkel ist so eine dieser menschlichen Figuren mit gekrümmter Silhouette, denn sie laufen den Entwicklungen meist hinterher, widerlegen sich selbst und stehen trotzdem lächelnd im Rampenlicht. Man nennt sie Pragmatisten, manchmal Opportunisten oder im Fall von Nationalen und Konservativen Kräften einfach: Populisten.
Zsolt Bayer hat hier genau den polemischen, respektlosen Geist gezeigt, der seit Jahren immer salonfähiger zu werden scheint. Aber das ist bei Bayer auch schon vorher der Fall. Er ist der Beweis dafür, dass in Ungarn vieles möglich ist, was der ahnungslose Westen nicht zu glauben wagt: Rüpelhafter Journalismus ohne anschließendes Redeverbot. Oder ? Bayer gehört als Fideszmann zu den ganz wenigen, die der konservative ungarische Medienrat mit einer Strafe überzogen hat. Zurecht, wie ich meine. Dies wird von Bayer hier verschwiegen. Aber er durfte weitermachen, musste eine kleine Strafe zahlen. Auch gut. Was Bayer hier gut herausschält: Den deutschen Opportunismus und den moralischen Imperialismus, der nichts anderes präsentiert als die Lüge selbst. Deutschland (und Österreich im Bunde), das Millionen von Kriegstoten im zweiten Weltkrieg verantwortet und in Folge dessen eine unheilvolle Entwicklung Osteuropas, die in die Knechtschaft zu den Russen führte. Was Deutschland heute versucht: Gut zu sein. Insofern ist Merkel so blöd und gleichzeitig spitzfindig wie Böhmermann. Aber Merkel trägt die Verantwortung für die Lösung der Krisen!! Böhmermann trägt nur die Verantwortung für seine Überspitzung. Dieser hat geglaubt: Wenn ich eine Satire mache über die Satire, dann bin ich geschützt und kann mir jede Entgleisung leisten. Hauen Sie mal einem ins Gesicht, und sagen Sie dann: Ich wollte nur zeigen, wie das geht und was man nicht machen sollte.
In einem Punkt hat Bayer besonders daneben gegriffen: Böhmermann ist noch nicht verurteilt. Die Staatsaffäre könnte noch ein ungeahntes Ende haben – und Merkel wieder im positiven Lichte stehen. Sie wird dann den Eindruck erwecken, dass der Freispruch schlau kalkuliert war. Und das finden die deutschen Menschen gut. Und da Merkel ja nicht richtet, trägt sie auch gegenüber Erdogan nicht die Verantwortung für einen Freispruch ihrer deutschen Richter. Aber bis es so weit ist, wird Merkel noch ein paar Auszeichnungen für ihre große und menschliche Politik kassieren, und ihren Plan weitertreiben, Migranten in Europa zu verteilen. Schließlich ist dieses Deutschland zum Allergrößten fähig, wie Merkel im Herbst gesagt hatte.
Europa nimmt dabei immer größeren Schaden. Schade !!
Während Ungarn die Medienfreiheit und die Kontroverse Diskussion genießt, sind die deutschen Medien am Pranger, in vielerlei Hinsicht. Auf diesem Hintergrund lohnt es sich noch einmal, den lächerlichen ZDF-Beitrag von Peter Frey zu lesen. (unten) Ich könnte mir dabei in die Hosen machen.
„Reporter ohne Grenzen“ 2016 kürten Ungarn mit dem 67. Platz der Rangliste der Pressefreiheit, dahinter aber liegen Staaten wie Bulgarien und Italien. Warum werden diese eigentlich nicht mit Weißrussland in Verbindung gebracht ? Der ZDF-Reporter Rolf Dieter Krause behauptete schon x-mal, in Ungarn sei gar die Meinungsfreiheit in Gefahr. Er kennt die Probleme dieses Landes nicht. Bayer aber hat 100 % recht, wenn er sagt:
Die deutschen Medien sind gekauft.
Begründung für den relativ schlechten Platz Ungarns in Europa: Ein von der Regierung kontrollierter Medienrat für die Einhaltung des „öffentlichen Anstands“. Dieser Medienrat aber hatte Zsolt Bayer bestraft. Viel mehr hat der Medienrat nicht anrichten können. Verblüfft ? Ich nicht, denn ich beobachte seit Langen dieses dumme Treiben deutscher Medien. Deswegen verliere ich aber nicht den Anstand wie das ZDF und seine teuren Mitarbeiter, die „sabbern“.
„Das Jahr fängt schlecht an für Europa. Es geht nicht nur
um den Euro – es geht um die Freiheit. Nun ist ein Mann
EU-Ratspräsident, der die Medien seines Landes unter
seine Kontrolle gebracht hat. In Ungarn haben seit Neujahr
Pressefreiheit und Pressevielfalt keine Grundlage
mehr. Das trifft nicht nur die zehn Millionen Ungarn, das
trifft alle Europäer. Und es blamiert die 26 übrigen Staatsund
Regierungschefs. Schlimm genug, dass Berlusconi
und Sarkozy Regierungstreue von Günstlingen
gelenkten Medien ganz normal finden. Dass der neue Ratspräsident
eine der wichtigsten Errungenschaften Europas
aber kurzerhand abschafft, das hat eine andere Qualität.
Wenn die deutsche Bundeskanzlerin die Regierenden in
Peking oder Moskau künftig kritisiert, weil sie Journalisten
verfolgen oder das Internet abschalten, dann können
sie ganz locker nach Budapest zeigen. So verliert Europa,
so verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit. Natürlich, wir
müssen Lukaschenko und Weißrussland kritisieren oder
die Mullahs in Teheran wegen der Festnahme der deutschen
Journalisten angreifen. Aber unser Ernstfall heißt
Ungarn. In der Mitte Europas wird ein Grundrecht ernsthaft
verletzt. Orbáns Mediengesetz ist kein Kavaliersdelikt.
Demokratie und Marktwirtschaft gelten schon
längst nicht mehr als Zwillingsschwestern. Freiheit für
den Markt, aber nicht für unbequeme Gedanken. Wachstum
durch Kapitalismus, Konsum, aber ohne Kritik. Das
ist ein gefährlicher Bazillus, der in der Welt um sich
greift. Wenn Europa diesem Bazillus nicht widersteht,
gibt es sich selbst und seine besten Werte auf. Solange
Orbáns Mediengesetz gilt, darf Budapest sich nicht im
Glanz der europäischen Führungsrolle sonnen. Diplomatische
Freundlichkeiten wie beim Antrittsbesuch der
EU-Spitzen sind feige. Lächeln an der Seite eines Zensors,
das gewohnte Familienfoto vom Gipfel – das wäre eine
Schande für Angela Merkel und ihre Kollegen. Nicht nur
der Euro, auch die Freiheit braucht jetzt einen Rettungsschirm
in Europa.“
Kommentar von Peter Frey, Unser Ernstfall heißt
Ungarn, in: ZDF heute-journal, 3.1.2011,
„In Ungarn haben seit Neujahr (2011) Pressefreiheit und Pressevielfalt keine Grundlage mehr. “ (ZDF)
Wer heute Ungarn kennt, muss lachen.
2016: Die BZ erscheint, viele ungarischen Medien prügeln auf die Regierung in Budapest ein, die Kontroversen nehmen kein Ende, Orbán zieht ab und zu blöde Gesetze zurück, die keiner haben will, ….
Die Demokratie in Ungarn ist also in bester Ordnung !!
Jedoch in Deutschland, da sind die von der Regierung gelenkten Medien, eine in den öffentlichen Medien scheinheilig geführte Debatte – und natürlich viele rechtsradikale Anschläge. Zum Glück ist das in Ungarn anders.
Worüber regen wir uns denn hier auf? Bestimmte Teile des „Freien Westens“ haben im Orient Salafisten für die Demokratie und in der Ukraine Faschisten für ein geeintes Europa kämpfen lassen.
Da sind doch Merkels Tributzahlungen an die Osmanen und demnächst an die Barbaresken doch fast schon nachvollziehbar.
„Diese Worte prägten den damaligen Aufmarsch Merkels, dieses letztklassigen, verlogenen und niederträchtigen Weibsstücks, weil das damals gerade dem politischen Interesse entsprach. Heute gestaltet sich das politische Interesse etwas anders.“ (Bayer)
Ich empfehle allen diesen unteren Artikel in der FAZ. Dann verstehen Sie vielleicht besser, warum die Politik von Merkel und ihrer SPD schon bald gescheitert ist. Der Deal mit Erdogan ist nur eine ihrer Absurditäten. Aber vielleicht der größte Fehler ihrer Amtszeit, denn er zeigt puren Opportunismus und eine Fehleinschätzung der Lage in Deutschland und Österreich – weniger in der Türkei. Es treibt immer mehr in die rechte Richtung.
http://www.faz.net/aktuell/politik/die-lektion-aus-oesterreich-hoert-die-signale-14200678.html#/elections