Ob Fischerbastei, Buda-Burg oder Basilika – die Sehenswürdigkeiten Budapests sind weltberühmt und locken jedes Jahr zehntausende Touristen in die Hauptstadt. Eine Sightseeing-Alternative ist eine Tour mit dem sogenannten „Segway“ – einem elektronisch angetriebenen Transportmittel für eine Person. Lohnende Innovation oder überteuerte Spielerei?
Bis er Segway-Stadtführer wurde, arbeitete Balázs in vielen Ländern. Er übersetzte etwa für die Europäische Union zwischen Ungarisch, Englisch und Französisch. Und in der Tat, sein Englisch ist ausgezeichnet. Andere Mitarbeiter bieten auch deutsche Touren an. Seit 2001 verkauft das amerikanische Unternehmen Segway Inc. ihr Transportmittel – seit 2004 gibt es in Budapest die ersten Führungen der Firma, die sich nahe der Einkaufsstraße Váci utca befindet. Seitdem schießen die Angebote für zweirädriges Sightseeing wie Pilze aus dem Boden. „Wir sind aber das Original“, bemerkt Balázs selbstbewusst.
Auf die Plätze, fertig … los!
„Bevor Sie losfahren können, müssen Sie noch einen Vertrag unterschreiben, dass in ihrem Todesfall ihr gesamtes Eigentum an unsere Firma übergeht“, witzelt Balázs. Er macht die Gäste mit dem mit zahlreichen Sensoren ausgestatteten Gerät vertraut: Ob der Segway nach vorne oder nach hinten fährt oder stillsteht, steuert der Fahrer mit seinem Körpergewicht. Je weiter man sich in eine Richtung lehnt, desto schneller fährt das Gerät in die gewählte Richtung. Im Stand fällt der Transporter im Gegensatz zu anderen Zweirädern nicht um. Gelenkt wird mit der Stange. So weit, so theoretisch. Jetzt wird praktisch geübt. Nach vorne, zurück, links, rechts, alles gleichzeitig. Am Anfang fühlt man sich merkwürdig, denn die Fortbewegungsart ist ungewohnt. Doch nach nur wenigen Minuten kommt man sich vor, als wäre man mit einem Segway ausgerüstet aus dem Mutterleib geschlüpft. Dass die Touren auch für Kinder und Senioren angeboten werden, zeigt: beinahe jeder kann Segway fahren lernen.
Maximalgeschwindigkeit austesten, Schlaglöcher meiden
Die Route lässt sich je nach Geschmack buchen. Verfügbar sind unter anderem Touren durch die Innenstadt, zur Buda- Burg und bei Nacht; für Fortgeschrittene außerdem eine Off-Road-Tour durch die Hügel Budas. Balázs gestaltet die Trips abwechslungsreich: Man fährt ein Stück, dann packt er sein Wissen über die Hauptstadt aus. In der Innenstadt heißt es angesichts der vielen Menschen langsam fahren. Rund um das Parlament und am Freiheitsplatz geht es wieder schneller voran, bis zu zwanzig Stundenkilometer erlaubt der Segway. Erreicht der Fahrer die Maximalgeschwindigkeit, wird er von der Lenkstange zurückgedrückt. Bei einem solchen Tempo kann ein mulmiges Gefühl aufkommen – schließlich gibt es einige Gefahrenquellen wie etwa Schlaglöcher. Etwas einschüchtern kann die Geschichte des ehemaligen Inhabers von Segway Inc.: Dieser verunglückte tödlich, als er mit seinem Gerät über eine Klippe in einen Fluss stürzte. Laut Balázs gebe es jedoch bei seinen Touren nicht viele ernsthafte Verletzungen. „Einmal ein gebrochener Ellenbogen, einmal ausgeschlagene Zähne, das ist alles“, sagt er. Kommunismus nicht erwünscht Auch wenn sich Balázs Mühe gibt, Geschichten hervorzuzaubern, die nicht in Reiseführern stehen – für Budapester gibt es nur vereinzelt Neues. Überraschend beispielsweise eine Anekdote auf dem Freiheitsplatz. „Ein Vertrag verpflichtet Ungarn zur Erhaltung jedes Monuments, das an die Befreiung von den Nationalsozialisten durch die Sowjetunion erinnert. Nach Ende des Kommunismus wurde nur die Farbe des Sterns verändert – von Rot zu Gold. Denn rote Sterne aller Art waren seitdem verboten“, erklärt er.
Für Technikliebhaber und Nervenkitzel
Eine Tour-Stunde gibt es ab 29,90 Euro, zwei ab 49,90 Euro – auf den ersten Blick ein erstaunlich hoher Preis. Wenn man jedoch bedenkt, dass allein die Anschaffung eines Segways mindestens 8.000 Euro kostet, scheint der Preis gerechtfertigt. Wer ausführliche Hintergrundinformationen über Sehenswürdigkeiten erwartet oder schon beim Radfahren in der Metropole Angstschweiß bekommt, sollte eher die Füße auf dem Boden behalten. Für Techniknarren oder einen ersten Besuch in der Hauptstadt mit dem gewissen Nervenkitzel ist eine solche Zweiradtour aber goldrichtig.
Weitere Informationen:
www.segwaytoursbudapest.hu/?lang=en