Für den Deutschen Wirtschaftsclub Ungarn öffnete das Restaurant Gundel am 23. März seine Pforten. Unter dem Titel „Ausbildung und deutsche Bildungseinrichtungen in Ungarn“ lud der Vorstandsvorsitzende Dr. Arne Gobert Referenten aus Politik, Wissenschaft und Lehre ein, um drängende Fragen rund um die Themen Fachkräftemangel, Praxisbezug und Kompetenzbildung zu diskutieren.
Als erster Redner stellte Dr. László Palkovics, neu ernannter Staatssekretär für Bildungswesen, vormals Staatssekretär für Hochschulwesen, wichtige Ziele seines Ministeriums vor: Bildung solle in Zukunft stärker den Ansprüchen des Arbeitsmarkts genügen. Die Forschung in Ungarn wiederum müsse auf europäischem Niveau betrieben werden – gleichzeitig aber eine regionale Integration des Hochschulwesens sicherstellen.
Um dies zu erreichen, seien bereits einige Gesetzesänderungen vorangetrieben worden: Es gibt nunmehr eine duale Ausbildung in Ungarn, die sich die Baden- Württembergische Duale Hochschule zum Vorbild nahm. Es zeigen sich dabei bereits erste Erfolge: An der Dualen Hochschule Kecskemét bestanden 24 der 25 Schüler des letzten Jahrgangs die Abschlussprüfung erfolgreich. Vergleichbar mit der deutschen Fachhochschule wurde die „University of Applied Sciences“ ins Leben gerufen. Des Weiteren können durch die eingerichteten Industrieprofessuren Praktika unkompliziert an die Hochschulen geholt werden. Durch „community colleges“ sollen auch Menschen aus ländlichen Gegenden in den Genuss von Bildung kommen.
Inhaltlich versprach Palkovics, die Studiengänge „industriefreundlicher“ umzugestalten. Der Staatssekretär zieht über die Anstrengungen der Regierungsseite ein positives Fazit – Ziel sei es jedoch für die Zukunft, die Regeln so zu setzen, dass die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft noch besser laufe.
Elitenausbildung in deutscher Sprache
Als „klein, aber oho“ bezeichnete Professor Dr. András Masát, Rektor der Andrássy Universität Budapest, seine Institution. Sie wurde 2001 gegründet und wird von den Partnerländern Ungarn, der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Bayern, dem Bundesland Baden-Württemberg, der Republik Österreich sowie der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Autonomen Region Trentino-Südtirol gefördert. Die Universität bietet deutschsprachige interdisziplinäre Masterstudiengänge und Promotionsstudien an. Zurzeit würden circa 200 Studenten aus zwanzig Nationen in den Bereichen Wirtschaft, Recht, Politik und Geschichte zu einer künftigen Elite ausgebildet.
Die Absolventen seiner Universität sind Masát zufolge auch für die Industrie interessant: Praxisnähe werde dadurch sichergestellt, dass sich Praktiker, beispielsweise Manager, an der Lehre beteiligen. Aber auch durch ein Karrierezentrum könnten schon früh Kontakte zur Industrie geknüpft werden. Sechzig Prozent der Graduierten fänden sofort nach dem Studium eine Anstellung – besonders in Industriekreisen. Momentan befinde sich ein neues Masterprogramm im Bereich Management in der Akkreditierungsphase.
Sich den Herausforderungen stellen
Dr. Hanula Barna, Leiter der Audi-Lehrstuhlgruppe an der Győrer Széchenyi- István-Universität, sprach mit Blick auf das gesamte ungarische Bildungssystem aktuelle Herausforderungen an: Durch den demografischen Wandel gebe es immer weniger junge Menschen, die jedoch oft eine schlecht ausgeprägte Sozialkompetenz sowie im europäischen Vergleich miserable Sprachkenntnisse mitbrächten. Zudem sei der Beruf des Hochschullehrers aufgrund der geringen Besoldung wenig attraktiv.
Auf der Suche nach Lösungen treibe Barna ein Pilotprojekt mit fünf dualen Studenten voran. Insgesamt, so Barna, könnten mehr Kontakte zur Industrie hilfreich sein, und zwar nicht unbedingt der Finanzierung wegen, sondern um Knowhow auszutauschen. Zudem wäre Ungarn, für internationale Studenten interessanter, wenn es hierzulande mehr Kurse auf Englisch gäbe.
„Zwei Länder, eine Schule, mitten in Europa“
Kinder von deutschsprachigen Expats sollen auch in Ungarn eine hervorragende Bildung genießen – dafür will Peter Stübler, stellvertretender Direktor der Deutschen Schule Budapest, Sorge tragen. Das Motto seiner Schule lautet „Zwei Länder, eine Schule, mitten in Europa“. Hier werden in einem ausgeglichenen Verhältnis deutsche Muttersprachler und ungarische Kinder von der ersten bis zur zwölften Klasse unterrichtet.
Deutschland erwarte von der Schule, ein Träger der deutschen Kultur und Bildungspolitik zu sein. Doch auch für Ungarn wolle die Schule einen Beitrag leisten: Beispielsweise lade sie Unternehmer ein, um Schüler über ihre Karrierechancen in Ungarn zu informieren.
Flexibilität im Mittelpunkt
„Jung und groß“ nannte Dr. Györgyi Germán, Leiterin des Budapester Studienzentrums der Fernuniversität Hagen, ihre Einrichtung. In Ungarn hat die seit 25 Jahren bestehende Hochschule circa 200 Studenten – weltweit jedoch um die 77.000. Man sei bei dem meist berufsbegleitend absolvierten, modulorientierten Akademiestudium nicht nur inhaltlich, sondern auch zeitlich und örtlich flexibel. Der individuellen Lebensplanung mit einer Mutterschaft oder Auslandsaufenthalten seien keine Grenzen gesetzt. Prüfungen lassen sich im Fernstudienzentrum im Madách Trade Center, an Goethe-Instituten und deutschen Botschaften ablegen.
Zuletzt wurde der Bogen ein wenig weiter gespannt – und zwar von Dr. Péter Edvi, dem Gründungspräsidenten des Internationalen Kinderrettungsdienstes. Das vorrangige Ziel dieses unter anderem vom Deutschen Fußballbund finanzierten Vereins sei es, hilfsbedürftigen Kindern Unterstützung aller Art zu gewähren. Theateraufführungen holen die Kinder aus dem tristen Alltag, ausländische Ärzte werden weitergebildet und benachteiligten Kindern wird eine Chance auf Bildung und Stipendien gegeben.
Kommunikation hilft
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde vertreten, dass topausgebildete Ingenieure in naher Zukunft höhere Löhne einfordern könnten und Ungarn so seinen Wettbewerbsvorteil verlöre. Dem entgegnete Peter Stübler, dass eine bessere Bildung auch zu einem gewinnbringenderen Wirkungsgrad führe. Weiterhin wurden Themen, wie die massive Abwanderung ins Ausland und problematische, alte Bildungsideale, angesprochen.
Zusammenfassend hat sich gezeigt, dass trotz aller Verbesserungen und der Anstrengungen von deutscher Seite weiterhin Handlungsbedarf im Bildungswesen besteht. Hier scheint, wie Dr. Arne Gobert zum Schluss bemerkte, Kommunikation zwischen den beteiligten Stellen der beste Weg zum Erfolg zu sein.
80 igjährige an die Front zur Verteidigung der Meinungsfreiheit
Was wir vor allem in Europa brauchen sind kompetente Politiker, die zugleich Fachkräfte sind – nicht Germanisten auf dem Sessel eines Witschaftsministers.
Nachdem also Europa orbánisiert ist (alle hassen Europa und sind verarmt) wird nun Merkel verkohlt. Die Reaktionen der SPD zu Kohls Reiseambitionen der sind respekteinflößend. Die Deutschen glauben immer noch, in Ungarn sei dei Meinungsfreiheit abgeschafft. Diese ist nur in Deutschland in der Klemme. In UNgarn herrscht Medienpluralismus, sonst würde Kohl nicht zu Orbán kommen.
http://www.focus.de/politik/deutschland/kohl-plant-treffen-mit-orban-so-reagiert-die-regierung_id_5405635.html