Idyllische Pazifikinseln, die wirtschaftlich schwierige Nachkriegsrealität Bosniens, ein Strand unter der Sonne des Mittelmeeres – das 23. Titanic-Filmfestival führt uns an die unterschiedlichsten Orte der Welt. Cineasten sollten sich schon mal den 7. bis zum 16. April im Kalender anstreichen, denn für diese Tage verspricht das renommierte Festival erneut eine herausragende internationale Mischung aus nachdenklich stimmenden, aber auch heiteren Filmen auf die Kinoleinwände zu bringen.
Am 7. April eröffnet das diesjährige Titanic-Filmfestival in Budapest mit dem australischen Drama „Tanna“. Der 2015 produzierte Film erzählt die Liebesgeschichte der jungen Wawa, die einem der letzten traditionsbedachten Stämme des Südpazifiks angehört. Die auf einer abgelegenen Regenwaldinsel lebende Frau ist – entgegen den Plänen ihrer Eltern – fest entschlossen, nur aus Liebe zu heiraten. Hin- und hergerissen zwischen den Traditionen ihres Stammes und ihrer Selbstbestimmung, riskiert Wawa nicht nur den Frieden auf der Insel, sondern auch von ihrem Stamm verstoßen zu werden. Farbenprächtige Filmsequenzen, die die üppigen Wälder, die unberührten Strände und die vom Vulkan verbrannte Erde der Pazifikinsel zeigen, machen „Tanna“ zu einem Augenschmaus.
Programmfeuerwerk der Extraklasse
Doch auch nach dem Eröffnungsfilm folgt ein Programmfeuerwerk der filmischen Extraklasse: Insgesamt neun Filme treten in diesem Jahr im Wettbewerb um den Großen Preis der Jury an. Zu ihnen zählen die Filme „Home Care“ (Tschechische Republik), „Our Everyday Life“ (Bosnien-Herzogovina), „The Daughter“ (Australien), „The Demons“ (Kanada), „Couple in a Hole“ (Belgien, Großbritannien), „Mellow Mud“ (Lettland), „What’s in the Darkness“ (China), „Evolution“ (Frankreich) und „Aloys“ (Schweiz). Bei Letztgenanntem handelt es sich um die einzige deutschsprachige Filmvorführung des Festivals. Das Filmdrama des Schweizer Regisseurs Tobias Nölle persifliert die Einsamkeit des modernen Menschen. Sein Hauptcharakter Aloys, der in der Züricher Privatdetektei seines Vaters arbeitet, gehört dem besonders skurrilen Typus des einsamen Großstädters an.
Neben den Wettbewerbsfilmen werden an den 10 Festivaltagen auch weitere aktuelle Filmproduktionen aus vielen Ländern zu sehen sein. Zusätzliche Programmpunkte, wie ein Galaabend zu Ehren des ungarischen Regisseurs Bence Fliegauf, runden das Programm ab. Zu diesem Anlass wird Fliegaufs jüngstes Werk „Liliom Ösvény – Lily Lane“ gezeigt, das erst im Februar auf der Berlinale Premiere feierte. Der Film portraitiert die gestörte Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Sohn. Fliegauf, der schon seit Jahren in Berlin lebt, ist in Ungarn nicht unumstritten. Häufig beklagt er das Fehlen eines sozialkritischen Kinos in seinem Land, kritisiert aber auch die ungarische Regierung für ihre Haltung gegenüber Flüchtlingen und der Romaminderheit.
Am 16. April schließt das Festival mit Luca Guadagninos Thriller „A Bigger Splash“ (2015) – einem Film über Begierde, Eifersucht und Rock & Roll, der durch seine Starbesetzung – unter anderem Tilda Swinton und Ralph Fiennes – glänzt.
Die Vorführungen des Festivals werden im Uránia-Filmtheater, den Kinos Puskin, Toldi und Sugár sowie auf dem Kulturboot A38 stattfinden. Beim Titanic-Filmfestival handelt es sich im Übrigen um einen heißen Tipp für Expats, denn alle Filme werden jeweils in ihrer Originalsprache und gegebenenfalls mit englischen und ungarischen Untertiteln gezeigt. Tickets sind seit Donnerstag dem 31. März online sowie an allen Vorführungsorten erhältlich. Weitere Informationen und das komplette Programm des Filmfestivals finden Sie unter www.titanicfilmfest.hu.
Katrin Holtz