Nieselregel, Temperaturen knapp über 0 Grad und der letzte Tag eines langen Wochenendes: Wahrlich nicht die besten Voraussetzungen für eine Demonstration. Und doch versammelten sich am Dienstagnachmittag mehrere Zehntausend Demonstranten, um gegen die Schulpolitik der Regierung zu demonstrieren.
Unter dem Motto „Tanítanék!“ („Ich will unterrichten!“) riefen die Pädagogen erneut zur Kundgebung. Doch bereits weit vor Beginn der Demonstration war klar, dass es hier um weit mehr als die Forderungen für das Bildungssystem gehen wird. Neben den 25 Punkten, die sich auf eine langfristige Umgestaltung des Bildungssystems beziehen, veröffentlichten die Pädagogen vor dem 15. März auch eine 12-Punkte-Liste mit sofort umzusetzenden Forderungen. (Lesen Sie dazu mehr auf Seite 10-11.) 70 Zivilorganisationen hatten ihre Solidarität erklärt und sich dem Protest angeschlossen. Ihre Liste liest sich wie ein Querschnitt der ungarischen NGOs und Gewerkschaften. Angefangen von Kinderschutzorganisationen über die Aktivisten des Eleven Emlékmű („Lebendes Denkmal“) vom Szabadság tér; verschiedenste Lehrerorganisationen, Schülervertretungen, Theatergruppen, die Vereinigung der im Gesundheitswesen Arbeitenden hinter der „Schwester in Schwarz”, Mária Sándor, bis hin zur Gewerkschaft der Sozialarbeiter. Das breite Spektrum ist keineswegs verwunderlich, eine repräsentative Meinungsumfrage der linksliberalen Wochenzeitung hvg in der vergangenen Woche ergab, dass rund 75 Prozent der Bevölkerung, darunter 67 Prozent der festen Fidesz-Wähler die Forderungen der Lehrer unterstützen.
Menschen, soweit das Auge reicht
Dass diese Zahl sich keineswegs nur auf die Unterstützung aus der Ferne (im ungarischen Slang auch „Sesselrevolutionäre” genannt) bezieht, zeigte sich am Dienstag überdeutlich. Um 15 Uhr sollte der Demonstrationszug auf dem Heldenplatz beginnen, aber bereits eine halbe Stunde vorher war die Andrássy út aus Richtung Oktogon dicht bevölkert und auch auf dem Heldenplatz selbst sammelten sich die Menschen zahlreich. An der Ecke Bajza utca, Andrássy út positionierte sich schließlich der Wagen, der den Zug anführen sollte. Und tatsächlich setzte sich der Wagen und mit ihm die Menschenmasse nur wenige Minuten nach 15 Uhr in Bewegung. Angeführt von István Pukli, dem Schulleiter aus Zugló, der mittlerweile eine der ikonischen Figuren des Lehrerprotests ist, zog die Masse die Andrássy út entlang. Mehr als 25 Minuten riss der Strom aus Demonstranten nicht ab, wobei eine Erkenntnis besonders wichtig ist: Hier waren es nicht die sonst in Überzahl vertretenen Protest-Rentner, die trotz des nasskalten Wetters gekommen waren. Stattdessen waren es junge Familien, Studenten und Schüler, die das Bild bestimmten. Doch auch solche, die keinen direkten Bezug zur Bildungspolitik hatten, waren vor Ort. Tamás beispielsweise ist Ende 20, arbeitet als Freiberufler, hat selbst keine Kinder und war doch auf der Kundgebung, „weil ich es als meine Pflicht empfinde”, wie er sagt. „Ich studiere nicht mehr, aber mir gefällt das System einfach nicht, es funktioniert nicht. Zwar habe ich selbst noch keine Kinder, aber ich möchte, dass meine Kinder später hier zur Schule gehen, unter vertretbaren Bedingungen und das es nicht einmal als Option im Raum steht, dass sie das Land für eine bessere Bildung verlassen müssen.” Doch allein aus Sorge um das Bildungssystem lässt sich die Masse an Menschen nicht erklären. So war auch Csaba, Mitte 40, nicht vor Ort, um für seine Kinder und deren Ausbildung einzutreten, sondern „ich denke, diese Demonstration dreht sich nicht nur um den Bildungssektor, sondern richtet sich gegen alles, was im Orbán-System falsch läuft.” Darunter versteht er auch wirklich alles, angefangen von der Oligarchenpolitik und der Korruption, über den Stadionbau bis hin zum maroden Gesundheitssystem. Auch sein Begleiter, Károly (62), ist nicht in erster Linie wegen des Bildungssystems hier, „dabei ist mir das schon wegen meiner Enkel sehr wichtig.” Károly sieht heute wenige Bereiche im ungarischen Alltag, die von der Regierungspolitik nicht in schier unlösbare Situationen gebracht wurden. Dabei ist dies keineswegs seine erste Demonstration, „ich war in den vergangenen sechs Jahren auf allen großen Kundgebungen.” Die Forderungen der Lehrer unterstützt er bedingungslos, ja mehr noch: er hält sie für zurückhaltend und würde noch viel weiter gehen.
Landesweiter Streik in Aussicht?
Doch daran scheint István Pukli, die Leitfigur des Protests, vorerst kein Interesse zu haben. In seiner emotionalen Rede auf dem Kossuth tér vor dem Parlament, der selbst vorsichtigen Schätzungen zufolge rund 30.000 Menschen beiwohnten, stellte er der Regierung ein Ultimatum: „Sofern Premierminister Viktor Orbán im Namen der Regierung und Staatspräsident János Áder im Namen des Staates nicht bis zum 23. März, sprich binnen acht Tagen, bei all denen um Entschuldigung bitten, die sie in den vergangenen sechs Jahren verängstigt und erniedrigt haben, bei denen, die für Ungarn und ihre eigene Zukunft ihre Stimme erhoben haben; rufen wir die 70 solidarischen Zivilgesellschaften am 30. März zu einem landesweiten einstündigen Streik auf. Alle 950 uns unterstützenden Institute, alle 35.000 uns unterstützenden Privatpersonen, die 67 Prozent der uns unterstützenden Fidesz-Wähler und die 75 Prozent der Gesellschaft! Mehr noch! All jene, denen die Zukunft unserer Kinder wichtig ist!” Von vielen Kommentatoren wird dieser Zug als einer der klügsten der Opposition der jüngeren Vergangenheit gewertet, denn nun ist eindeutig die Regierung in Zugzwang und sie kann nicht einmal finanzielle Gründe anführen, wenn sie sich nicht zu diesem Zug aufraffen kann. Am Tag 1 des Ultimatums gelang es der linksliberalen Tageszeitung Népszabadság das Regierungsoberhaupt auf den Gängen des Parlaments zu seiner Meinung zum angedrohten Streik zu befragen. Orbán sagte, er dachte, das Ultimatum sei ein Scherz, “das Ganze klang so witzig.” Nun hängt viel davon ab, wie viele Menschen sich am 30. März am Streik beteiligen werden. Sicher ist jedoch, sollte es auch nur annähernd so ein mediales und gesellschaftliches Echo geben wie bisher, wird Premier Orbán die Lehrer nicht länger ignorieren beziehungsweise herablassend belächeln können.
Wenn ich Orbán wäre,
„Sicher ist jedoch, sollte es auch nur annähernd so ein mediales und gesellschaftliches Echo geben wie bisher, wird Premier Orbán die Lehrer nicht länger ignorieren beziehungsweise herablassend belächeln können.“
Ich stelle mir vor, ich wäre Orbán das seelische Gemüt außer acht lassend, dann wäre ein Nachgeben ein Zeichen an alle streikenden Gruppen ihre Forderungen ebenfalls auf den Tisch zu legen. Das wäre die Zerstörung für Fidesz im besonderen Orbáns Zerstörung, dessen ganze Seele dies System darstellt.
Die Frage ist doch erst-einmal mit welchen Mitteln er sein Machtverlust verteidigt. So wie ich Orbán einschätze wird der jeden Haken und jede Öse verwenden um ein Gegenwort zu verhindern. Eine Entlassung wegen Vertrauensverlust oder nur die Androhung wird viele daran hindern zu streiken. Es wären noch andere Möglichkeiten denkbar, Verbote, TEK, Fußballclub-Sicherheitsleute, erhöhen der Steuer die dann angeblich von der EU aufgezwungen wurden oder irgendwo anders einen Brandherd zu eröffnen.
Wenn Orbán nachgeben würde, wäre er auch nicht mehr der „starke Mann“ und Fidesz wäre nicht mehr Fidesz und Ungarn wäre … immer-noch Ungarn. Wenn ich Orbán wäre, dann würde ich um mein „Leben“ kämpfen.
Donna Karrotte, Sie vergessen das Orbàn schon einmal klein bei gegeben hat – bei der Internetsteuer! Aber in Ihrem übermäßigen Hass auf ihn, sehen Sie so etwas natürlich nicht.
Ich wünsche Ihnen, das man Sie ziemlich schnell aus Ungarn ausweist. In Deutschland wären Sie viel glücklicher!!! Glauben Sie mir, die alte Angie macht ALLES richtig und würde Sie als Ungarn Flüchtling sofort wieder aufnehmen. Stehen Sie also nicht länger Ihrem Glück im Wege und suchen Sie das Weite…. DEUTSCHLAND RUFT… !!!
Keine Angst Turo Rudi die Zeit wird noch kommen. Nur welchen Nutzen hätten Sie? Ich hasse Orbán nicht, ich hasse auch nicht Ihre Kollegen, die „schlau“ daherreden und für Ungarn gar-nichts wollen, die sitzen fett in Deutschland und wissen von Ungarn soviel, wie ich von Ihnen. Und danke für den braunen Ausblick.
Ja Braun scheint wieder in Mode zu kommen. In U. aber nur hellbraun. Interessant ist aber das es gerade die beklagen die die Farbe dazu besorgen.
Don, Sie sind ein idiotischer Hysteriker.
Wie die BZ bemühen sich aber einige um Sachlichkeit bzw. um die Darstellung verschiedener Positionen – leider in der heutigen Medienwelt immer seltener zu finden. In Deutschland vergeht kaum ein Tag, in dem Sender wie 3Sat Unsinn über das heutige Ungarn verbreiten. (Ungarn ist keine Demokratie mehr – wird da unterstellt) Gut recherchierte Medienarbeit sieht anders aus, erläutert Hintergründe, hält sich mehr an Fakten und eröffnet Kontroversen, lässt andere zu Wort kommen, ist dabei nicht hysterisch. Sollte eigentlich auch für Kommentare gelten. Ich jedenfalls bin kein Orbán-Fan und Turo Rudi auch nicht, wie ich annehme.
Richtig Dr. Mokus, ich bin und war noch nie ein Orbán-Fan. Ich sehe ihn ganz reel. Manche Dinge hat er ganz gut zustande gebracht (teils besser als irgendwelche westl. Politiker) – für andere Untaten könnte ich ihn zum Mond schießen.
Verstehen kann ich nicht die meist Deutschen (Früh-)Rentner bzw. Ausländer in Ungarn, welche dort leben mit ihren EURO-Bezügen und dann über Ungarn, die Regierung und die Ungarn dermaßen hasserfüllt herfallen und ständig blöde Kommentare z.B. auf PL verfassen. Ungarn ist Ungarn und gottseidank nicht Deutschland. Wem es dort nicht gefällt der soll seine Koffer packen und zurück ins gelobt Land ziehen. Jedes Land hat seine Probleme und seine Pro und Contras. Kritik kann man anbringen, aber irgendwann muss auch mal gut sein. Dies gilt natürlich auch im umgekehrten Falle was Deutschland betrifft.
Wenn die Ungarn den Orbán nicht mehr brauchen und oder die Schnauze voll haben, werden sie ihn abwählen. Und weg ist er….!
Potzblitz wie kann man sein Handicap so zur schau stellen Mokus. „In diesen Monaten geschieht etwas, dass sich Deutschen nicht im Geringsten erschließt, denn Deutsche denken grundsätzlich vom eigenen Territorium aus und dazu – ethnisch, völkisch – und die Linken in Deutschland bekommen den Gedanken daran nicht los. Daher auch dieses dumme von sich auf andere schließen.“ http://tinyurl.com/z9dkqj4 ich weiß es ist Schleichwerbung doch was soll es, warum antworten Sie mir dann Mokus? Noch dazu „Don, Sie sind ein idiotischer Hysteriker.“, was sollte Ihnen eine Antwort bringen?
Ich sag jetzt mal gemeiner Weise, mit heißer Luft „Wie die BZ bemühen sich aber einige um Sachlichkeit bzw. um die Darstellung verschiedener Positionen – leider in der heutigen Medienwelt immer seltener zu finden. In Deutschland vergeht kaum ein Tag, in dem Sender wie 3Sat Unsinn über das heutige Ungarn verbreiten.“ Nicht alles was Sie lesen könnten können Sie lesen und das kommt von der Darstellung verschiedener Positionen zum Beispiel Jan und Don. Aber Ihre Position kann man einschlägig lesen. Wissen Sie warum?
„(Ungarn ist keine Demokratie mehr – wird da unterstellt) Gut recherchierte Medienarbeit sieht anders aus, erläutert Hintergründe, hält sich mehr an Fakten und eröffnet Kontroversen, lässt andere zu Wort kommen, ist dabei nicht hysterisch.“ (Ja, Ungarn ist keine Demokratie!) Das was da nicht in den Klammern steht, hat mit Ihnen nichts zu tun.
„Sollte eigentlich auch für Kommentare gelten. Ich jedenfalls bin kein Orbán-Fan und Turo Rudi auch nicht, wie ich annehme.“ Turo wir froh gewesen sein, dass Sie für ihn geantwortet haben.
Turo „Verstehen kann ich nicht die meist Deutschen (Früh-)Rentner bzw. Ausländer in Ungarn, welche dort leben mit ihren EURO-Bezügen und dann über Ungarn, die Regierung und die Ungarn dermaßen hasserfüllt herfallen und ständig blöde Kommentare z.B. auf PL verfassen.“
Jetzt haben Sie die Gelegenheit ihre Aussage zu beweisen. Wie wäre es … haben Sie Mut?
Ist „dann hau doch ab“ (oder, besser noch, „werde ausgewiesen!“) alles, was Ihnen einfällt, wenn sich jemand kritisch zur gegenwärtigen Regierung und deren Chef zu äußern bemüßigt fühlt?
Die „kritische Äußerungen“ kann man getrost Stigmatisierung nennen. Aber was besseres im Ihren sinne hatten wir schon vor 2010. Ist nicht das Erstrebenswerte in meinem sinne. Dabei bin ich auch bestimmt nicht alleine.
Belegen Sie Ihre Behauptungen, oder haben Sie keinen Mumm.
Es ist recht das zivil Organisationen in diesem Fall große Unterstützung zum Ausdruck bringen sagt Hiller I. Ähnliche Unterstützung konnten wir bei den Internet Demos erkennen mit Goodfriend Beteiligung. Sind vermutlich die Lehrer Demos auch ferngelenkt durch Soros.s Regime Change Strategie?
Besteht die Möglichkeit das ein aufgebauschtes Problem (Die Aktivisten der Lehrerrevolte stammen doch geschlossen aus oppositiven Zusammenrottungen) instrumentalisiert wird und die Ziele höher liegen als Verbesserung der Unterricht, bzw. Gehaltsverbesserung für Hilfskräfte uA.
oder bin ich da schon im Bereich der obligatorischen Verschwörungstheorie?
…
Nun verehrter Don Sie sind eben nicht Orban und können es auch nie werden. Bleiben Sie Don Kichote das passt schon.
Nach Ihren Ausführungen sind ungarische Pädagogen per´se Holzköpfe die ferngelenkt werden müssen. Welche Probleme sind denn nach Ihrer Meinung aufgebauscht?
Holzköpfe Sie sagen es. Genauer wäre ein Ausdruck mit h und ohne z. Sie scheinen aber auch bei den Windmühlen angekommen zu sein!
Wenn Sie die ungarischen Pädagogen per se Hohlköpfe sind, dann sind die Ungarn auch per se Hohlköpfe. Oder die Bevölkerung ist per se schlauer als ihre Lehrer. Dann muss man schon ein Hohlkopf sein, um dies zu glauben nur um es in Ihrem Slang auszudrücken.
Don, Sie sind der Donald Trump unter den Bloggern. Nur nicht so eloquent.
Ich kann mindestens so gut reden wie Trump – und zwar mitohne Punkt und Komma.
Freunde, hört doch bitte auf, derart auf Don Kichote einzudreschen. Spätestens seit dem ganzen Mist, der seit dem 31.12.15 passiert ist, haben es Linke und Liberale wirklich nicht leicht-besonders,wenn sie in einem Land leben, wo die Staatsmacht und Monopolmedien nicht hinter ihnen stehen.
Er oder sie schreibt zwar gelegentlich völlig sinnfreie Sätze, doch sind seine Ansichten auch nicht realitätsferner, als die seiner/ihrer Vorgänger, die inzwischen den Kopf eingezogen haben. Hier in der BZ sind Linke und Liberale ein scheues Wild, welches schnell ins Unterholz entschwindet, während unsereiner noch an den Knospen knabbert oder nach Trüffeln suhlt. Habt also gelegentlich ein nettes Wort für den Ritter von der traurigen Gestalt-vergelts Gott!
Ich bin noch da und warte auf Turo, der seine Behauptungen beweisen könnte, wenn er es kann. Zwischenzeitlich können wir Ihre Kultur bestaunen, ein Suhlen ist es Attila Varga?
Liebster Don Kichote, sie stellen ständig unbeweisbare Behauptungen auf und schlagen um sich, fordern aber von den andern Beweise. Beweise welcher Art? Muss die Realität bewiesen werden? Und wofür genau stehen eigentlich sie?
„Ein Suhlen ist es Attila Varga?“- Schreiben sie auf Tibetanisch und überlassen den Rest dem Google-Übersetzer? Falls ja, dann geben sie doch einmal die Begriffe „Sarkasmus“ und „Ironie“ ein…
Ferenc, es steht doch da Don Kichote nicht Donald Trump. Donald Trump´s Reden sind doch eher wie Orbán´s. Mit meinen Kommentaren haben die nichts gemein.