Was für die US-amerikanische Filmbranche die Oscars, sind für die ungarische Gastronomie die jährlich vergebenen Auszeichnungen des Volkswagen-Dining Guides. An oberster Stelle steht dabei der Titel „Restaurant des Jahres“. Den sicherte sich in diesem Jahr das bereits mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Onyx. Doch auch in den Kategorien „bester Chefkoch“, „innovativste Küche“ oder „vielversprechendste Neueröffnung“ wurden auf der Gala am Montagabend Preise verliehen.
Reges Treiben herrschte im Larus Étterem, dem diesjährigen Veranstaltungsort der Preisverleihung. Jeder, der in der ungarischen Gastronomieszene Rang und Namen hat, fand sich ein, um die Besten der Besten hochleben zu lassen. Dabei waren auch einige Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur, so etwa Star-Stylist Márk Lakatos, die Frau und eine Tochter von Premier Orbán und die stellvertretende Oberbürgermeisterin Alexandra Szalay-Bobrovniczky.
Die Stars des Abends waren jedoch das Team des Onyx': Zum einen gewann das Restaurant, das sich ein Dach mit der berühmten Konditorei Gerbeaud am Vörösmarty tér teilt, den Titel „Restaurant des Jahres“, zum anderen heimste Onyx-Chefkoch Tamás Széll, der erst vor knapp zwei Wochen zum ungarischen Finalisten im Kochwettbewerb Bocuse d’Or gekürt wurde, obendrein noch die Dining Guide-Auszeichnung „Chefkoch des Jahres“ ein.
Geärgert haben, dürfte sich das ebenfalls mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Costes. Das Restaurant schlitterte nur um Haaresbreite an Platz 1 im Ranking um das beste Restaurant Ungarns vorbei: In ihrer Testwertung zogen beide Lokale mit 92 von 100 möglichen Punkten gleich. Letztendlich war es das Urteil des italienischen Zwei-Sterne-Chefkochs Nicola Portinari, der als Experte herangezogen wurde, das den Ausschlag gab und Onyx favorisierte.
Preisverleihung im Eiltempo
Neben den Auszeichnungen als Restaurant und Chefkoch des Jahres steuerten einige Unternehmen der Gastrobranche weitere Preise bei: So erhielt Borkonyha den vom Küchenzubehörhersteller Zepter gesponserten Preis für die innovativste Küche, die Sektkelterei Törley zeichnete als „Nachwuchstalent des Jahres“ Chefkoch Gábor Fehér, Besitzer des vor Kurzem eröffneten Studiorestaurants Esca aus, und einen weiteren Chefkoch-Preis verlieh das Unternehmen Hennessy an Costes-Chefköchin Eszter Palágyi.
Das erst im vergangenen Jahr eröffnete und über die Betreiber mit dem Onyx verbundene Émile beanspruchte den Bortársaság-Preis als „Vielversprechendste Neueröffnung“ für sich. In der Kategorie Streetfood zeichnete der Bierhersteller Staropramen den mit seinen gebratenen Fleischspezialitäten überzeugenden Balkangrill PolaPola aus. Zu guter Letzt prämierte die Gastrozeitschrift Magyar Konyha sogar noch die drei besten ungarischen Lebensmittelhersteller: Tamás Sándor (Käse), Erzsébet Balogh Nagy (Ziegenzucht) und György Szabó (Kräuter). Überreicht wurden diese drei Preise von Orbán-Gattin Anikó Lévai.
Nach der im Eiltempo durchexerzierten Preisverleihung – vielleicht könnten die Veranstalter diesen Akt im kommenden Jahr mit etwas mehr Würde und einen geringeren Geräuschpegel von Seiten des Publikums zelebrieren? – war es Zeit, die kulinarischen Talente in Aktion zu erleben: Das Catering für den Abend besorgten neben dem Larus Étterem gleich sechs weiter Fine-Dining-Restaurants. Costes, Borkonyha, Émile, Esca, Kollázs – Brasserie & Bar sowie Onyx präsentierten sich den Gästen mit ihren jeweiligen Spezialitäten. Dabei reichte die Palette der delikaten Probierhäppchen von Klassikern wie Entenbrust, Gänseleber oder Rinderfilet bis hin zu ausgefallenen Dessertkreationen wie Wasabi-Vanille-Eiscreme (äußerst empfehlenswert!), aber auch gewöhnungsbedürftigen Snacks aus Hahnenhoden, Blut und Apfel.
Der Guide zur ungarischen Restaurantwelt
Wo Konzepte darüber, was eine unvergessliche Mahlzeit beinhaltet, so weit auseinandergehen, ist es wichtig, als Restaurantbesucher den Überblick zu behalten. Dabei soll auch in diesem Jahr wieder der Volkswagen-Dining Guide TOP100 Restaurantführer helfen, der am Montagabend ebenfalls vorgestellt wurde: Neben einem Ranking der besten 100 Restaurants Ungarns enthält das über 300 Seiten dicke Buch auch eine große Auswahl weiterer Restaurant- und Streetfood-Empfehlungen. Jedem Lokal ist eine kurze Beschreibung in ungarischer und englischer Sprache beigefügt, die einen Eindruck über Atmosphäre, Preisniveau und Küche vermittelt.
Katrin Holtz