Während draußen der Februar grau und regnerisch von Tag zu Tag kriecht, haben das Opernhaus und das Erkel Theater gleich zwei sensationelle Produktionen auf die Bühne gestellt. Das Ballett „Manon Lescaut“ sowie die Oper „La bohème 2.0“ führen uns in eine versteckte Welt voller Zauber und Schönheit, in die wir uns mit voller Seele versinken können. Eine Warnung sei jedoch ausgesprochen: Auch herzzerreißendes Leid ist Teil dieser Welt und ein Happy End versprechen beide nicht.
Nach einer Aufführungspause von beinahe einem Jahr kehrt das tragisch schöne Ballett „Manon Lescaut“ mit seiner tief bewegenden Musik und den hypnotisierenden Tänzen ins Opernhaus zurück. Die auf einem Roman des französischen Schriftstellers Antoine- François Prévost basierende Geschichte der leichtfertigen, aber charmanten Manon, die sich nicht zwischen Geld und Liebe entscheiden kann, wurde sowohl von Puccini als auch Massenet zur Oper vertont. Jedoch waren es die Kompositionen des letzteren, die der britische Tanzdramatiker Sir Kenneth MacMillan für die Choreografie seines Balletts wählte. Was dieses Bühnenwerk so lebendig und überzeugend macht, ist jedoch die sich dramatisch entfaltende Handlung, die der wunderschönen Manon bei ihrem gesellschaftlichen Abstieg in die Armut bis aufs Sterbebett folgt. Ob nun als Roman, Oper oder Ballett – „Manon Lescaut“ ist nicht weniger als eine Tragödie erster Klasse. MacMillans Ballett galt zu Zeiten seiner Uraufführung 1974 zunächst als höchst kontrovers. Zu weit entfernte sich die Produktion von den damaligen Traditionen des klassischen Balletts. Kritiker bemängelten, dass die lasterhafte Handlung eher für die dramatische Intensität einer Oper geeignet sei als für ein so zartes und anmutiges Genre wie das Ballett. Trotzdem bleibt auch heute die Aufführung des Ungarischen Staatsballetts dem Vorbild der Uraufführung treu. Kostüm und Bühnenbild bleiben dicht an MacMillans Arrangements. Obwohl die musikalische Bearbeitung von Martin Yates grundlegend auf Massenets Oper fußt, ist die Musik doch eher ein Mosaik aus den zahlreichen weiteren Werken des Komponisten.
Hier kommen die neuen Bohemiens
„La Bohème“ ist seit bald einem Jahrhundert fester Bestandteil des Erkel- Repertoires. Dabei hat sich an der aus dem Jahre 1937 stammenden Inszenierung und dem Bühnenbild wenig geändert. Mit “La bohème 2.0” wagt Erkel nun den Versuch, die Geschichte der mittellosen Künstler aus Paris in die Gegenwart zu holen. Dafür engagierte man einen der aufregendsten jungen Opernregisseure unserer Zeit: Damiano Michieletto. Die Erwartungen an diese Produktion waren dementsprechend groß – lange fieberten Liebhaber der Erstaufführung von „La bohème 2.0” entgegen. Am Premierenabend vor einer Woche stellte die Inszenierung nun unter Beweis, dass die Modernisierung ein voller Erfolg geworden ist. Auch wenn uns Rodolfo, Schaunard, Marcello, Colline und Mimì hier vor dem Hintergrund einer Straßenkarte des modernen Paris begegnen, und sich statt in Lumpen im grünen Pelzmantel und Herzchensonnenbrille präsentieren, sind die Charaktere in Michielettos Inszenierung ebenso liebenswert wie im Original: Denn die ungestümen Bohemiens verzaubern damals wie heute mit ihrem unbändigen Glauben an Liebe und Hoffnung. Doch vor allem ist es natürlich die Musik Puccinis, die trotz des modernen Anstrichs der Inszenierung dem Opernbesucher zahlreiche magische und schauererregende Momente verspricht.
„Manon Lescaut” im Opernhaus
Budapest, VI. Bezirk, Andrássy út 22
Aufführungen am 26. und 28. Februar sowie am 2., 4., 5., 12., 16. und 18. März
„La bohème 2.0” im Erkeltheater
Budapest, VIII. Bezirk, János Pál Pápa tér 30
Aufführungen am 26. und 28. Februar sowie am 3. März
Tickets und Informationen unter www.jegymester.hu/eng