Am Samstag demonstrierten mehrere Zehntausend Menschen auf dem Kossuth tér. Bei strömendem Regen standen sie mal applaudierend, mal buhend, und am Ende ganz stumm unter ihren Schirmen. Schon jetzt scheinen die bunten Bilder der Kossuth tér-Demo Geschichte zu schreiben – und die Kreativen des Netzes zu inspirieren.
Dass Malbücher für Erwachsene derzeit groß in Mode sind, ist kein Geheimnis. Auch in Ungarn geht der Trend zum Abschalten durch Ausmalen. Der Macher des beregenschirmten Kossuth térs dürfte vielleicht aber weniger das Abschalten, denn das erneute Durchleben der Demo im Kopf gehabt haben, als er das Bild entwarf. Etliche Teilnehmer berichteten im Anschluss, dass man das Prasseln der Regentropfen auf den Schirmen hören konnte, als die Massen in stiller Einigkeit schwiegen, aufgerufen von der „Schwester in Schwarz“, Mária Sándor. Wer dieses erhebende Gefühl noch einmal durchleben möchte, kann das mittels Bild ohne weiteres. Aber nicht nur bildtechnisch spielten Regenschirme am Wochenende eine wichtige Rolle. Vielmehr scheinen die Schutzutensilien gegen schlechtes Wetter mittlerweile auch Symbolcharakter bekommen zu haben. Derzeit geht ein Bild mit der Mutter aller Kindermädchen, Marry Poppins, im Netz um. Darauf die Aufschrift „Jeder anständige Pädagoge hat einen Regenschirm“. Die Anspielung ist eindeutig: Anständige Pädagogen waren am Wochenende auf dem Kossuth tér. Wie einst der Schuh eines irakischen Journalisten zum Symbol der Anti- Bush-Haltung wurde, könnten nun Regenschirme den Konflikt zwischen dem Staat und den Pädagogen symbolisieren.
Eine aktive Zivilgesellschaft ist gut, auch Gewerkschaften sind wichtig, auch eine Lehrergewerkschaft. Die Leute sollen sich engagieren, für ihr Land, für das System in dem sie leben, für eine Verbesserung der Gesellschaft. Es darf sich aber keiner im Staatsdienst astronomische Gehälter erwarten, so lange die Wirtschaft im Lande nicht mehr hergibt. Und das hängt sehr wenig von der jeweiligen Regierung ab. Es soll keiner glauben mit einer sozialistischen Regierung wäre es ab der europäischen Finanzkrise 2008 irgendwie besser gegangen. Ungarn ist eben nicht Österreich, Deutschland, Holland oder England. Da braucht es noch mindestens eine Generation, bis dieses Wohlstandsniveau erreicht wird, und auch nur dann, wenn alle Ungarn fleissig arbeiten und das Land wirklich substantiell voran bringen.
George W. Bush hat wissentlich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen den Irak angegriffen, dabei wurden zehntausende von Zivilisten getötet und die Tore zu einer Terrorhölle geöffnet, die bis heute nicht wieder geschlossen werden konnten.Daran müsste Orbán schon lange stricken, daher finde ich den Vergleich sehr weit geholt.Der Aufstand der Regenschirme ist ebenso ein Sturm im Wasserglas wie das Traffikmutyi und ähnliche „Farbenrevolutionen für Anfänger“.