Das digitale Währungssystem Bitcoin (BTC) ist noch nicht allzu weit verbreitet, daher sind dessen Anhänger ständig auf der Suche nach neuen Anwendungsgebieten, bei denen mit dem virtuellen Geld gezahlt werden kann. Auch wenn es einige Online-Händler gibt, die Bitcoins akzeptieren, ist man in der Budapester „Offline“-Welt bisher noch zurückhaltend bis skeptisch. Immerhin ein Start-up und ein Taxiunternehmen akzeptieren die neue Währung bereits als Zahlungsmittel.
Seit dem 10. Februar kann man in Budapest das Taxi mit virtuellem Geld bezahlen. Zwar haben die meisten Ungarn vielleicht noch nie etwas von Bitcoins gehört, dennoch wagt man ausgerechnet in der Donaumetropole bereits den zweiten mutigen Schritt in Richtung bargeldloses Bezahlen. Denn bereits im September 2014 ging im Anker Klub mitten in der Innenstadt einer der ersten BTC-Geldautomaten Europas in Betrieb. Doch was ist Bitcoin genau, was ist ein Bitcoin wert?
Eine kryptographische Währung
„Bitcoin“ wurde erstmals 2008 in einem Schreiben unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto auf einer Mailingliste über Kryptographie erwähnt. Im Januar 2009 wurde es als quelloffene Bitcoin-Software mit den ersten 50 Einheiten veröffentlicht. Es basiert auf einer noch älteren Idee einer kryptographischen Währung, die 1998 von Wei Dai als „b-money“ und später von dem ungarisch stämmigen Nick Szabo als „bit gold“ beschrieben wurde.
Bitcoin besteht aus dem Zahlungssystem und der Geldeinheit, die dezentral in einem Rechnernetz mithilfe einer eigenen Software namens „Bitcoin Core“ bzw. durch die Nutzung eines entsprechenden Online-Dienstleisters verwaltet bzw. geschöpft wird. Das System basiert auf einer von den Teilnehmern gemeinsam verwalteten Datenbank, die alle Transaktionen in einer Block-Kette (einem virtuellen Grundbuch) ohne eine zentrale Ab wicklungsstelle – wie im herkömmlichen Bankverkehr – aufzeichnet. Die Guthaben der Teilnehmer werden in persönlichen digitalen „Brieftaschen“ gespeichert. Mithilfe kryptographischer Techniken wird sichergestellt, dass nur der Bitcoin-Eigentümer Transaktionen vornehmen und die Geldeinheiten nicht mehrfach ausgegeben werden können. Daher gilt Bitcoin auch als „Kryptowährung“.
Starke Kursschwankungen
Das Bitcoin-System unterliegt somit weder physikalischen noch geographischen Beschränkungen – außer der Verfügbarkeit einer Internet-Verbindung –, und kann daher länderübergreifend eingesetzt werden. Der Marktwert von Bitcoins ergibt sich aufgrund von Angebot und Nachfrage. Der Wechselkurs unterliegt im Vergleich zum Devisenmarkt daher heftigen Kursbewegungen. Hatten Bitcoins anfangs noch keinen, in anderen Währungen bezifferbaren Wert, wurden 2010 in Bitcoin-Foren die ersten Wechselkurse durch Personen ausgehandelt, 2011 erhielt man für unter 10 Dollar 1 BTC. Im April 2013 erreichte der Kurs bereits 266 US-Dollar, binnen einer Woche fiel er jedoch um über 80 % auf bis zu 50 Dollar. Im November 2013 waren es sogar über 1.100 Dollar, doch ein anschließender kräftiger Kursrückgang wurde vom Konkurs der Bitcoin-Handelsplattform „Mt. Gox“ im Februar 2014 begleitet. Seitdem liegt der Kurs zwischen 180 und 300. Anfang 2016 war 1 BTC knapp 450 Dollar wert.
Beim Überweisen fallen Gebühren an. Diese betragen derzeit mindestens 0,00001 BTC. Die Gebühren werden einerseits erhoben, um den Beteiligten eine Belohnung für das Abwickeln der Transaktion zukommen zu lassen; andererseits sollen sie verhindern, dass das Netzwerk mit Transaktionen absichtlich überlastet wird. Je höher der überweisende Teilnehmer die Gebühren festsetzt, umso schneller wird die Transaktion bestätigt.
Die starken Kursschwankungen, die teils unter Pseudonym angemeldeten Nutzer sowie Spuren zu kriminellen Aktivitäten im sogenannten Darknet wirken auf den Durchschnittsverbraucher nicht gerade vertrauenserweckend. Dennoch steigt die Zahl der virtuellen Münzen: Ende Oktober 2015 waren laut dem Fachportal statista.com insgesamt rund 14,8 Mio. BTC im Umlauf. Auch bei den Ungarn, die Schätzungen zufolge Bitcoins im stolzen Wert von umgerechnet 25 Mio. Euro in ihren digitalen Brieftaschen haben sollen. Naheliegend, dass sich auch ungarische Restaurants, Stadtrundfahrt-Anbieter, Zahnmediziner und Taxiunternehmen für dieses Bitcoin-Vermögen interessieren.
„Wir waren die ersten“
Budapest Taxi ist eines der ersten öffentlichen Dienstleistungsunternehmen im Land, das mit Bitcoins experimentiert. Alle Fahrer der Gesellschaft werden laut dem deutschen Fachportal coinwelt.de die neue Währung bald als Zahlungsmittel akzeptieren – dank einer Zusammenarbeit mit dem ungarischen BTC-Zahlungsdienstleister „TheCoinPAY“ (demnächst in unserer Start-Reihe; Anm.).
Zum Start werden Bitcoins in insgesamt 580 Budapest Taxis akzeptiert. Obwohl Geschäftsführer Csaba Horváth nicht direkt einen Anstieg der Zahl der Fahrgäste erwartet, gab er sich vergangenen Freitag gegenüber euronews positiv: „Wir sollten jede Gelegenheit beim Schopfe packen, um bei Innovationen mit dabei zu sein. Und wenn bei einer davon der Durchbruch kommt, können wir sagen, wir waren die Ersten.“ András Lőwy, stellvertretender Vorstand der CoinPay Zrt., erklärte: „Unser Unternehmen möchte, dass Bitcoin-Besitzer ihr Geld auch in herkömmlichen Geschäften für Dienstleistungen und Produkte ausgeben können. Das könnte ein wenig Wachstum für diese Unternehmen bedeuten und zugleich einem Bedarf, nämlich nach mehr Bequemlichkeit entgegenkommen.“
Dank CoinPay gibt der Fahrer dem Gast einen QR-Code fürs Smartphone, nach dem mobilen Bezahlen gibt es eine Quittung – in Forint. Das Start-up sorgt dann wiederum dafür, dass die Forint-Summe beim Fahrer ankommt.
Obwohl manche Menschen nur die negative Seite von Bitcoin sehen, vor denen gewarnt wird, gibt es andere, die die neue Währung als echte Innovation ansehen. Die Automaten und Taxis in Budapest werden Aufschluss über den letztendlichen Erfolg geben können.