Sicherheit geht vor! Eine Lebensweisheit, die einem schon als Kind immer wieder eingebläut wird: „Geh nicht mit Fremden mit“, „Setz einen Helm auf“ und spätestens, wenn man das 18. Lebensjahr erreicht, heißt es immer wieder: „Fahr nicht so schnell“. Tja, Mama weiß, wovon sie spricht. Nur gibt es immer wieder Gefahrensituationen, die man auch mit bestem Wissen und Gewissen nicht beeinflussen oder gar vorhersehen kann. Gerade vor Überfällen und Diebstählen ist niemand sicher. Deshalb wollten wir Ihnen an dieser Stelle eigentlich ein neues Sicherheitsprojekt der Stadt vorstellen, stießen allerdings an unsere Grenzen.
Budapest gilt im europäischen Vergleich als eine der sichersten Städte, fällt jedoch auch durch Taschendiebstähle und Trickbetrügereien immer wieder auf. In den letzten Jahren ist besonders die Anzahl der aufgebrochenen und gestohlenen Autos gestiegen. Davon betroffen sind vorrangig Abertausende Touristen, die jedes Jahr zwischen März und Oktober die Straßen Budapests auf und ab schlendern. Knapp 15 Prozent Anstieg der Touristenzahl vermerkt die Stadt seit 2010. Eine Zahl, die im direkten Zusammenhang mit den Kriminaldelikten steht. Kein Wunder also, dass immer neue Konzepte entwickelt werden, die Bürger und Besucher der Stadt zu schützen.
Mut zur Lücke
Die Idee ist ja nicht schlecht: Seit einiger Zeit stehen Notrufsäulen im gesamten Stadtgebiet verteilt. Vom Flórián tér im III. Bezirk bis hin zum Orczy tér im gefürchteten VIII. Bezirk, zwanzig an der Zahl. Sie versprechen in „gesundheitlichen Notfällen, Fällen der öffentlichen Sicherheit oder Katastrophenfällen“ schnelle Hilfe. Man muss einfach nur den kleinen Knopf drücken, schon wird man mit der ORFK, der nationalen Polizeinotrufzentrale, verbunden. Genutzt werden darf der Knopf von jedem, immer dann, wenn „Katastrophenschutz, Feuerwehr, Polizei oder Notarzt erforderlich“ scheint. Zumindest die einfache Bedienung klingt vielversprechend, bürgt jedoch auch kleine, feine Makel. Wir würden das Projekt gern genauer erläutern, wissen jedoch leider selbst nicht mehr. Einen Verantwortlichen für das Projekt konnten wir nicht ausfindig machen. Selbst die städtische Selbstverwaltung, die die Initiative finanzieren soll, konnte uns keine weiteren Auskünfte geben. Es hatte den Anschein, als wüssten sie selbst nichts über ihre Beteiligung am Projekt. Verantwortlich fühlt sich niemand. Letztendlich wurden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Beispielsweise, ob die Säulen im Zweifelsfall überhaupt funktionieren. Eigentlich sollen Passanten innerhalb der ersten ein bis zwei Sekunden nach Bedienung des Knopfes Rückmeldung erhalten. Ob das in der Realität aber auch so umgesetzt werden kann, ist zu bezweifeln.
Konzept mit Ausbaupotenzial
Es half alles nichts, wir mussten uns selbst ein Bild machen und stellten auch in Sachen Sichtbarkeit Defizite fest: Die Säulen sind schmal, keine zwei Meter hoch und „verstecken sich“ in den Ecken der zentralen Plätze Budapests – wortwörtlich. Nur wer aktiv nach ihnen sucht oder weiß, wo sie stehen, findet die seit einiger Zeit installierten Notrufsäulen. Ansonsten fallen sie, trotz ihrer orangen Farbe, kaum ins Auge. Gerade in realen Notsituationen, Überfällen oder bei gesundheitlichen Beschwerden, hat man das Handy schneller in der Hand und „112“ gewählt, als einen Segélyhívó Oszlop (deutsch: Notfallmast) gefunden. Dazu kommt, dass die eh schon übersichtliche Bedienungsanleitung des Notfallknopfes – wer hätte es gedacht – nur auf Ungarisch verfügbar ist. Wer der „Weltsprache“ nicht mächtig ist, hat verloren. Und wenn man bedenkt, dass, wie anfangs beschrieben, auch Touristen den Notrufmelder nutzen sollen, merkt man, dass das ganze Projekt nicht ganz ausgegoren ist. Negative Rückmeldungen zur Initiative gab es bisher keine (vermutlich, weil im Versteckspiel die Säule bisher immer gewonnen hat und daher noch von keinem Passanten benutzt wurde). Bis zum 30. Mai dieses Jahres sollen noch 28 weitere Notrufsäulen im gesamten Stadtgebiet installiert werden. Um Notfälle zu vermeiden, sollten Sie jedoch Folgendes beachten: Tragen Sie Handys und Geldbörsen nah am Körper, Handtaschen idealerweise unter den Arm geklemmt. Parken Sie Ihr Auto nur in Garagen oder auf Parkplätzen, die bewacht sind. Trinken Sie, besonders im Sommer, ausreichend Wasser, um Kreislaufbeschwerden vorzubeugen. Sollte es trotzdem hart auf hart kommen, nehmen Sie die Beine oder Ihr Telefon in die Hand. Das ist allemal Hilfe versprechender, als die Budapester SOS-Säule.
Wichtige Notrufnummern:
112: Allgemeiner Notruf
104: Rettungswagen
107: Polizei
105: Feuerwehr
+36 (1) 438-8080
Non-stop Hotline der Touristeninformation
Weitere Notfall-Informationen finden Sie unter: www.budapest.com/reise/im_notfall.de.html