Jemand, der wie im Sprung verharrt, ein Gesicht, das gegen eine Fensterscheibe gedrückt ist – dazwischen Fotografien, Malereien und Notizen. Die neueste Ausstellung im Ludwig Múzeum zeigt das umfassende Lebenswerk des Künstlers Zoltán Érmezei mit dem Titel „OEuvre. A Look Back/Forward“.
Dass sich Zoltán Érmezei mit vielen Dingen beschäftigt hat, spiegelt sich in den verschieden unterteilten Abschnitten der Ausstellung wider – zu Beginn eine lange Glasvitrine mit Briefen des Künstlers. Daneben kleinere Schachteln
und an Skizzen erinnernde Zeichnungen. Érmezei benutzte insbesondere rot und grün, nur kontrastiert mit blau und schwarz. Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit dem Medium Fotografie. In Schwarzweißaufnahmen kann so der Schaffensprozess seiner erstaunlichen Werke nachvollzogen werden. Die Fotos zeigen die Arbeitsschritte für sein Werk „Mirror Stories“. Für dieses tat er sich mit dem Künstler János Rauschenberger zusammen. Zwei Spiegel stehen sich gegenüber, spiegeln sich dadurch immer wider und erschaffen ein endlos wirkendes Bild.
Zwischen diesen Spiegeln befinden sich die beiden Künstler und malen sich gegenseitig auf Glasscheiben. Neben dem Werk gibt es in der Ausstellung auch einen Raum, der von allen Seiten und dem Boden mit Spiegeln ausgekleidet ist. Für den Besucher eine gute Möglichkeit, sich in seinem eigenen, unendlichen Raum zu bewegen. Aber auch mit der klassischen Malerei beschäftigte sich Érmezei. Mit Ölfarben verewigte er vor allem sich selbst immer wieder auf verschieden großen Leinwänden. Seine Farbwahl schwankt zwischen leuchtend bunt und sehr schlichten Farben. Wie auch im Rest der Ausstellung bekommt der Besucher hier die Vielseitigkeit des Künstlers vor Augen geführt.
Ergänzt wird die Ausstellung mit Landschaftsmalereien, die in Co-Produktion mit János Rauschenberger und Gyula Pauer im Sommer 1986 entstanden sind. Unter dem Pseudonym „P.É.R.Y. Puci“ schufen die drei Künstler während einer Reise sämtliche Bilder. Auch hier ist der Schaffensprozess nachvollziehbar dargestellt: Sie unterteilten die Leinwand in regelmäßige Quadrate, die es ihnen erleichtern sollten, Eindrücke aus der Natur auf die Leinwand zu übertragen. Wenn sie anschließend durch einen Rahmen schauten, sahen sie die Unterteilung der Quadrate auch über der Landschaft. An jedem Gemälde von P.É.R.Y. Puci arbeiteten so alle drei Künstler; jeder an einem anderen Teil. Ohne dieses Wissen wirken alle ausgestellten Leinwände dabei wie von einem einzelnen Künstler geschaffen.
Besucher können auch hier im Selbstversuch testen, ob sie in der Lage sind, die Arbeiten den jeweiligen Künstlern zuzuordnen. Rein flächenmäßig nehmen Érmezeis Plastiken den größten Platz ein. Angefangen mit Händen und Gesichtern arbeitete der Künstler sich zu Ganzkörperplastiken vor. Wie bei den meisten anderen Werken stand er auch hier selbst Modell – spezieller Sand half ihm, von seinen Posen Abdrücke anzufertigen. In drastischer Weise lässt sich so der Verlauf seiner Krebserkrankung erahnen: Hervortretende Knochen und immer dünner werdende Arme und Beine zeugen vom körperlichen Verfall des Künstlers. Die verschiedenen Etappen von Zoltán Érmezeis künstlerischem Lebenswerk können Sie sich in der Ausstellung noch bis zum 27. März im Ludwig Múzeum anschauen. Durch die Angaben auf den Infotafeln bekommt der Besucher umfassende Einblicke in die jeweiligen Projekte des Künstlers. Zusätzlich gibt es für Interessierte an bestimmten Tagen noch Führungen durch die Ausstellung in ungarischer Sprache.
Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Webseite des Museums: www.ludwigmuseum.hu Eintritt: 1.600 Forint.