Der Betrieb der vorstädtischen S-Bahnen (HÉV) sorgte in den vergangenen Wochen und Monaten für viel Unstimmigkeit zwischen Hauptstadt und Regierung. Nun scheint es, als ob dem Bruderzwist doch noch etwas Gutes abgewonnen werden könnte, nämlich neue Züge für die außerstädtischen Linien.
Nach Szentendre nimmt man am besten am Batthyány tér die HÉV. Bevor man sich jedoch in dem malerischen Künstlerdorf dem Schlendern und Staunen hingeben kann, ruckelt der geneigte Besucher erst einmal mit den, noch aus tiefen Vorwende-Zeiten stammenden Zügen bis hinaus vor die Tore der Hauptstadt. Doch damit könnte es bald vorbei sein, glaubt man dem Hausblatt der Regierung, Magyar Idők.
Neue Züge statt Flickenschusterei
So beruft sich das Blatt auf Informationen aus Regierungskreisen, nach denen der plötzlichen Übernahme der Vorstadtbahnen durch den Staat durchaus Gespräche und Planungen vorangegangen seien. Zur Übernahme kam es, nachdem Budapest zusätzliche Mittel von der Regierung forderte, um die weitere Sicherstellung des Öffentlichen Nahverkehrs in den Budapester Vororten zu finanzieren. Dies lehnte der Staat jedoch ab (die BZ berichtete) – und übernahm stattdessen also direkt den Betrieb und damit auch die dafür fälligen Kosten. Denn diese belaufen sich nach Schätzungen der Freien Gewerkschaft der Eisenbahner auf mehrere Hundert Milliarden Forint. Während allein die Runderneuerung der Vorstadtbahnen etwa 60 Milliarden Forint kosten würde, schlügen Neukauf und Erneuerung der drei HÉV-Linien mit etwa 300 Milliarden Forint zu Buche. Solange die HÉV jedoch dem Budapester Verkehrszentrum BKK unterstellt ist, sind dabei jedoch EU-Förderungen ausgeschlossen. Die interne Untersuchung schreibt als Begründung dazu: Da die Infrastruktur von Budapest bereits auf einem relativ hohen Stand ist, stehen für ihre Modernisierung keine EU-Mittel zur Verfügung. Mit einem Trick könnte dies im Falle der Vorstadtbahnen nun umgangen werden, mit der Übertragung der HÉV-Zuständigkeit an die Ungarische Staatsbahn MÁV könnten Unionsgelder doch noch abrufbar sein. Auch erste Interessenten am Projekt haben sich gezeigt. So berichtet die Magyar Idők darüber, dass sich bereits mehrere staatliche und private Firmen seit zwei Jahren auf die unausweichlichen Erneuerungsarbeiten vorbereiten. Das vorläufige Ergebnis: Zoltán Dunai, Geschäftsführer der Stadler-Werke in Szolnok unterschrieb bereits im März des vergangenen Jahres gemeinsam mit der staatlichen Firma Dunakeszi Járműjavító eine Absichtserklärung über eine Kooperation hinsichtlich der Herstellung der am besten geeigneten Flirt-Züge. Sollten tatsächlich EU-Gelder abrufbar sein, könnten also bald brandneue Züge auf den HÉV-Gleisen fahren und damit nicht nur den Pendlerverkehr entlasten, sondern auch den Tourismus beleben.