Von Zsolt Bayer
Es gab Zeiten, als in den ungarischen Gymnasien herausragende Persönlichkeiten unterrichteten.
Es gab Zeiten, als das gesellschaftliche Prestige eines Dorflehrers unerhört groß war. Es gab Zeiten, als ein Kleinstadt- Gymnasiallehrer an der Spitze der gesellschaftlichen Hierarchie stand. Und dann wurde er vom Metzgerssohn, den er durchfliegen ließ, verprügelt, wonach er wegen der unerträglichen Demütigung Selbstmord beging.
Es gab Zeiten, als die Dorfschulen noch wahre Volksdichter hervorbrachten.
Es gab Zeiten, als ein Kultusminister nach dem Friedensvertrag von Trianon, der beispiellosen historischen Tragödie äußerte, es dürfe kein Landkind mehr geben, das es zu Fuß nicht binnen einer halben Stunde zur nächsten Schule schafft. Und dieser Kultusminister tat, was für seine Heimat erforderlich war. Er rettete das Land und die Nation. Er stellte sie inmitten eines beispiellosen Schockzustands wieder auf die Beine.
Diesen Kultusminister bezeichnete im Zuge des Pädagogen-Demos ein unsäglicher Niemand als einen „unsäglichen Antisemiten“, der „feudale Verhältnisse schuf“.
Dieses schädliche, erbärmliche Wesen ist das Endprodukt des modernen Unterrichtswesens.
Es ist der Held einer kontraselektierten, kranken Epoche, der mit seiner abgenutzten, fettverschmierten Antisemitismus- Karte kompromisslos zur Geltung kommen möchte – unantastbar und ohne dass ein Weg an ihm vorbeiführt. Seine persönliche, durch ihn selbst nie wirklich verstandene kleine Tragödie begleitet die „Rebellion“ der Lehrer.
Jener Lehrer, die dies genauso wenig begreifen. Ob es viele Probleme im Bildungsbereich gibt? Sicherlich. Ich fürchte nur, die „Rebellen“ orten die Probleme nicht dort, wo sie wirklich sind.
„Wir sind überlastet!“, schreit der Chor. Doch bedauerlicher Weise ist niemand überlastet. Der Schüler, der im Chaos des liberalen Gnostizismus schnell lernte, dass man auf unendlich viele Rechte pochen, aber nur begrenzt Leistung erbringen muss, ist nicht überlastet. Pflichten werden dabei zu Nazismen deklariert. Der Grammar- Nazi ist beispielsweise schon so rückständig, dass er sogar noch richtig schreiben kann.
„Die Kinder sind fünf, sechs, sieben, acht Stunden in der Schule“, so der bestürzte Radio-Moderator Péter Rózsa, den man daran erkennt, dass er für den Fall der Fälle stets mit einer Maurerpfanne voller Jauche zu Bett geht (sollte er schweißgebadet aus dem Schlaf gerissen werden, kann er diese sogleich auf sein Orbán-Bild schütten, das er gleich neben seinem Bett aufgestellt hat).
Tatsächlich sind die Kinder fünf-sechs Stunden in der Schule. Auch wir waren so lange dort. Sieben Stunden seltener. Acht nie. Aber das Gespräch mit zwei Studenten verläuft in dieser stinkenden Atmosphäre in etwa so: „Ihr habt 2010 in der Schule bemerkt, dass die Lehrer frustriert wurden, nicht wahr?“, „fragt“ Rózsa. Bei negativer Antwort wird die Frage wiederholt, bis er hört, was er hören möchte. „Der tägliche Sportunterricht ist nicht gut, weil die Schüler stattdessen zu Hause lernen könnten“. Ja, ich schwöre, dies ist in der Sendung zu hören gewesen.
Aber auch das ist egal. Es geht um die Überlastung. Die es nicht gibt. Nur den liberalen Gnostizismus. Und das tausendjährige Ethos von der Weitergabe des ewigen Wissens ist unterwegs verloren gegangen. Geblieben ist nur: „Was man vor dem PC lernen kann, muss man nicht unterrichten“. Es ist auch unnötig, die Handschrift zu erlernen, denn das moderne Kind verwendet nur noch die Tasten.
Und wenn es einen großen, globalen Stromausfall gäbe, werden wir nur herumstammeln, denn mit einem Stift schreiben können wir nicht mehr – und bis dahin auch nicht einmal mehr sprechen. Nur noch auf einen Monitor glotzen.
Das Studentenidol von heute ist der unartige Student, der lautstark seinen Professor anschreit und ihn grob beschimpft, weil er mit ihm eine Meinungsverschiedenheit hat.
Aus so einem Studenten wird bestimmt kein „Untertan“. Sondern… Sondern was eigentlich? Laut Michael Walsh ist die Politische Korrektheit der Faschismus des Verstands, welcher nur eine Wahrheit will. Und vor allem keine Diskussionen. So entsteht der politisch korrekte Faschist. Der größte Held unserer Zeit. Der Homunkulus des liberalen Gnostizismus. Einer, der seine besten Tage schon hinter sich hat. Nur weiß er noch nichts davon. Und seine Macher schicken ihre eigenen Kinder natürlich in Privatschulen und Colleges, in denen Uniformpflicht und preußischer Ton herrscht, wo man auf die Überlastung und die liberalen Rechte im großen Bogen scheißt. Natürlich, denn dort werden die Führungspersönlichkeiten der Zukunft gemacht, die später die Konsumenten am Fließband weiterproduzieren können. Sie werden im Bedarfsfall die Massen aufhetzen, dass die armen Kinder und die armen Lehrer überlastet sind.
Das begreifen die nicht. Sie gehen lieber auf die Straße. Sie werden schon längst von den Aasfliegen umschwirrt, die denken, dass nun endlich die Regierung gestürzt werde. Wird sie nicht. Das verspreche ich…
Der Kommentar erschien am 13. Februar in der konservativen Tageszeitung Magyar Hírlap.
Aus dem Ungarischen von
Dávid Huszti
Was bläst er sich so auf. Weil sich einige von der anderen Seite aufblasen ?
Die meisten Protestler tragen korrekte Anliegen vor. Im Bildungswesen herrscht heute Schikane,, teilweise Chaos und vor allem Arroganz von seiten der Politiker. Wieder mal kein Vorbild in der Politik für unsere Kleinen. Demokratie wird anders gelernt.