Fashion trifft auf Ethik: Beim Kleiderkauf haben Nachhaltigkeit und faire Produktionsverhältnisse immer mehr Einfluss auf die Kaufentscheidungen von modebewussten Frauen und Männern. Das junge Budapester Label Pamut Apparel der Amerikanerin Kat Williford bietet mit seinen Kollektionen an Shirts, Pullovern und Shorts aus 100 Prozent Baumwolle eine fetzige Alternative zur Fast Fashion. Wir besuchten die junge Designerin in ihrem Budaer Atelier.
Dokumentationen wie die norwegische Web-Doku „Sweatshop – Deadly Fashion“, die auf die harten Produktionsbedingungen in den Ausbeuterbetrieben in Kambodscha hinweist oder Unglücke, wie der Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch 2013, bei dem 1.100 Menschen ums Leben kamen, haben viele Menschen für die Produktionsbedingungen innerhalb der Bekleidungsindustrie sensibilisiert. Immer mehr Verbraucher wünschen sich eine größere Transparenz und stellen sich unbequemen Fragen wie: Woher kommt meine Kleidung? Was steckt im Material? Wer saß an der Nähmaschine? Unter welchen Bedingungen? Zu welchem Preis? Wer Informationen wie diese einfordert, muss sich am Ende oft eingestehen, dass Kleider für fünf Euro – wie sie die großen Retailer anbieten –, und ein gutes Gewissen einfach nicht zu vereinbaren sind. Allerdings gibt es mittlerweile eine große Palette an Labels, die sich auf sogenannte „saubere oder ethische Kleidung“ spezialisiert haben. Das Budapester Modelabel Pamut Apparel ist eines davon.
Mode aus Ungarn und den USA
Zu dicken Rollen aufgewickelt lehnen die weichen, umweltverträglich gefärbten Textilien in einer Ecke des Ateliers und warten darauf, verarbeitet zu werden. Designerin Kat Williford stammt aus den USA und weiß ganz genau, woher sie ihre Materialien bezieht. Sie weiß, wo ihre Baumwolle gepflückt wurde und unter welchen Bedingungen. Auch die Spinnerei im Süden der USA, in der die Baumwolle weiterverarbeitet wird, kennt Williford persönlich. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, dem Ungarn Marc Krausz gründete sie vor zwei Jahren das Label Pamut Apparel.
Der studierte Betriebswirt und die Designerin haben sich 2011 bei der gemeinsamen Arbeit in einem Sommercamp kennengelernt. „Obwohl wir nicht dieselbe Sprache sprachen, hatten wir einen Mordsspaß zusammen und bald war klar, dass wir uns ineinander verliebt hatten“, erinnert sich Williford. Nach zwei Jahren Fernbeziehung entschied sich die, bis dahin als Designerin beim Moderiesen Abercrombie & Fitch angestellte Williford, den Sprung zu wagen und ihr Glück in Ungarn zu versuchen. „Ich wollte schon immer mein eigenes Label gründen. Als ich nach Budapest kam, war endlich die Chance gekommen, diesen Traum zu verwirklichen“, gesteht sie uns.
Neben dem Fokus auf Nachhaltigkeit und faire Produktionsstandards geht es Williford und Krausz bei Pamut Apparel auch darum, mit den Kollektionen eine Brücke zwischen Ungarn und den USA zu schlagen. Genau wie das junge Pärchen ist auch der Name eine gelungene Verbindung zwischen den beiden Ländern. „Pamut“ ist das ungarische Wort für Baumwolle und „Apparel“ ein gehobener Begriff für Bekleidung, der vor allem in den USA gebräuchlich ist.
„Da drückt und kratzt nichts“
Die Shirts von Pamut Apparel sind leger-luftig geschnitten, schmiegen sich weich an die Haut an und sind von dekorativen Grafiken geziert.
Das Label macht bequeme Mode, die sich vor allem fürs Wochenende und die Freizeit eignet, ob nun zum faulen, aber stilsicheren Herumlungern auf dem heimischen Sofa, Relaxen im Café oder einem Spaziergang in den Wäldern am Normafa. Die Shirts bieten dank der weiten Schnitte ausreichend Bewegungsspielraum.
Williford liebt das Reisen und zieht Inspiration für ihre Designs aus diesem Bereich ihres Lebens: „Beim Entwerfen der Shirts habe ich mich daran orientiert, was ich selbst beim Reisen gerne trage. Da ist es wichtig, dass es nirgends drückt oder kratzt und bei Bedarf müssen sich die Kleidungsstücke leicht mit anderen Teilen zum Zwiebellook kombinieren lassen.“
Besonders beliebt ist Pamut Apparel deshalb auch bei Budapester Touristen und bei Besuchern des Sziget-Festivals. Hier wird das Label im August erneut mit einem Verkaufsstand vertreten sein. Was Pamut Apparel so attraktiv für Ausländer macht, sind laut Williford vor allem die Shirts mit Budapest-Schriftzügen und Motiven, die im Vergleich zu den in Touristenläden üblichen Budapest-Shirts, wesentlich mehr Individualität versprühen. Das macht Pamut Apparel zum perfekten Mitbringsel für die Daheimgebliebenen oder Andenken an die Zeit in der Donaumetropole. Doch auch die Budapester, erzählt Williford, bekennen sich gern mit einem der Shirts zu „ihrer Stadt“. Seit einem Jahr bietet das Label auch T-Shirts für Herren in seinem Sortiment an.
In sechs Schritten von Hand gemacht
Ein Teil der Unternehmensphilosophie von Pamut Apparel besteht darin, dass Williford und Krausz ihren Produktionszyklus für den Verbraucher transparent machen wollen. Ein Flussdiagramm auf ihrer Webseite erklärt daher die sechs Arbeitsschritte, die der Herstellung eines Shirts zugrunde liegen.
Am Anfang steht zunächst eine Recherche: Welche Schnitte und Farben sind in dieser Saison hip? Welche Illustration soll das Kleidungsstück später schmücken? Zum Glück ist Williford nicht nur eine stilsichere Modedesignerin, sondern auch eine begabte Künstlerin. So entwirft sie die Motive für die Shirts selbst. Auch das Atelier zieren zahlreiche Zeichnungen aus eigener Feder. „Wäre nicht das Modestudium dazwischen gekommen, würde ich heute als Illustratorin arbeiten“, verrät Williford. Als Nächstes wählt die umweltbewusste Designerin das passende Material aus: „Pamut Apparel verarbeitet nur Stoffe, die zu 100 Prozent aus Baumwolle bestehen.“ Williford achtet dabei nicht nur auf höchste Qualität, sondern besteht auf fairen Handel. Das heißt, dass alle Arbeiter vom Pflücken der Baumwolle bis hin zur Weiterverarbeitung einen gerechten Lohn für ihre Arbeit erhalten. Dadurch, dass Williford ihren Stoff direkt vom US-amerikanischen Hersteller bezieht, statt von einem Zulieferer in Europa, spart sie sogar noch Geld.
Wenn die Stoffe das Atelier von Pamut Apparel erreichen, beginnt für Williford und Krausz die intensive Handarbeit, die in jedem der individuellen Kleidungsstücke steckt: Zuschneiden, vernähen, waschen und bedrucken. Der Druck ist dabei der arbeitsintensivste Schritt: Hier ist Zupacken gefragt, denn statt industriell in einer Druckerei, bedrucken Williford und Krausz jedes ihrer Shirts in Handarbeit selbst. Dazu nutzen sie die unabhängige Druckwerkstatt Printa. Am Ende stecken laut Willifords Rechnung in jedem einzelnen der Shirts zwischen 45 und 90 Minuten Handarbeit. Bereits jetzt arbeiten Krausz und Williford fleißig für den für sie besonders einträglichen Sommer vor und stapeln in ihrem Atelier Kiste um Kiste mit den Herren- und Damenshirts von Pamut Apparel auf. Mit diesem Vorrat werden sie in den warmen Monaten die Designmärkte und Musikfestivals Ungarns bereisen.
Auch wenn die Festival- und Reisesaison frühestens in vier Monaten beginnt, kann man sich mit einem Shirt von Pamut Apparel bereits jetzt einen Hauch von Sommer, Freiheit und Abenteuer in den Kleiderschrank holen.
Wer einen Blick auf die aktuelle Kollektion des jungen Modelabels werfen möchte, kann dies entweder im Internet unter www.pamutbudapest.com tun oder vor Ort im Designladen Wonderlab in der Veres Pálné utca im Budapester V. Bezirk.
Katrin Holtz