Laut, ruckelig und unzuverlässig – eine Fahrt mit Budapests Metrolinie 3 (M3) kann durchaus für Beklemmungen sorgen. Immer wieder bleiben die noch aus den 70ern stammenden, sowjetischen Züge stecken, mehrmals brachen bereits kleinere Feuer aus und selbst die Budapester Verkehrsbetriebe (BKV) wollen nicht mehr für den sicheren Betrieb garantieren. Die längst überfälligen Renovierungsarbeiten sollen spätestens bis zum 30. September 2019 fertiggestellt werden, wie OB István Tarlós am vergangenen Freitag auf einer Pressekonferenz bekannt gab.
So weit so gut. Allerdings ergänzte Tarlós im selben Atemzug, dass man jedoch noch nicht wisse, wann denn überhaupt mit eben jenen Renovierungsarbeiten begonnen werden könne. Die Diskussion ist keine neue, schon 2006 wiesen die BKV den damaligen OB Gábor Demszky darauf hin, dass die marode Metrolinie einer Rundumerneuerung bedarf. Doch immer wieder wurde der Zeitpunkt für mögliche Renovierungen nach hinten verschoben. Inzwischen hat sich die zwischen 1971 und 1990 etappenweise fertiggestellte Metrolinie zum Problemkind des öffentlichen Nahverkehrs der ungarischen Hauptstadt entwickelt. Zwar sind bisher keine Personen zu Schaden gekommen, aber dennoch: Rauch und Flammen aus den Zügen, Grundwasser in den Tunneln und der teilweise desolate Zustand der Schienen sprechen eine deutliche Sprache. Das macht die M3 zu einer tickenden Zeitbombe. Im Sommer 2015 gaben die BKV bekannt, dass der Betrieb der Metrolinie gänzlich eingestellt werden müsse, wenn man nicht baldige Schritte zur Renovierung unternehme. Bereits 2011 wurde die erlaubte Höchstgeschwindigkeit der M3 aus Sicherheitsgründen von 80 auf 60 km/h herabgesetzt. Seit 2014 versucht die Stadt das marode Schienennetz zu flicken, indem kurze Streckenabschnitte ausgetauscht werden. Jedoch nicht gegen neue Gleise, sondern gegen bereits gebrauchte Schienen, die aber in einem besseren Zustand sind. Falls der Betrieb der Metrolinie – die mit 20 Stationen die längste Metrostrecke Budapests ist – tatsächlich stoppen würde, hätte das enorme Kosten zur Folge. Für den Ersatzverkehr durch Busse müsste die Stadt laut dem Nachrichtenportal Index bis zu 23 Milliarden Forint im Monat aufbringen. Deshalb betonte OB Tarlós auf der Pressekonferenz am vergangenen Freitag auch, wie ernst man es mit der gesetzten Frist bis 2019 meint: „Wenn es erneut zu Verzögerungen käme, dann wäre das für die Regierung, den Staat und die Hauptstadt ein katastrophaler Misserfolg.“ Insbesondere im Hinblick auf die 2017 stattfindenden Schwimmweltmeisterschaften, die Budapest ausrichten wird, wäre ein Ausfall der Nord-Süd-Verbindung ein PR-Desaster.
Bürokratische Hürden und kein Geld
Die Gründe, warum nicht schon längst mit den Renovierungen begonnen wurde, sind vielfältig. Zum einem steht die Stadt vor einem Finanzierungsproblem: Noch vor Beginn der Renovierungen scheinen die Kosten für selbige ins Endlose zu steigen. Wo im September 2015 von Kosten in Höhe von 125 Milliarden Forint die Rede war, benannte OB Tarlós Mitte Dezember 2015 nötige Aufwendungen von139 Milliarden Forint. Doch so oder so sieht es mit der Beschaffung der Geldmittel für die geplante Erneuerung schwierig aus. Auf Nachfragen während der Pressekonferenz bestätigte Tarlós, dass von der EU keine finanzielle Unterstützung bei der Rekonstruktion der Metrolinie zu erwarten sei. Zum anderen verlangsamen bürokratische Hürden den Prozess. So läuft erst jetzt eine Ausschreibung für die Planung der Renovierungsarbeiten, die im Frühling dieses Jahres abgeschlossen wird. Erst danach kann der Tender für die Durchführung der Arbeiten ausgeschrieben werden, im besten Fall, schreibt das Nachrichtenportal Index, wird im Herbst dann ein Unternehmen mit der Durchführung beauftragt. Noch ist für die Renovierung der M3 also kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
▶▶ Katrin Holtz