Als wir die BKK gründeten, war es unser Ziel, eine integrierte Verkehrskoordinationsstelle entstehen zu lassen, die sich gleichzeitig um den öffentlichen Personennahverkehr, die Fußgänger und den Auto- und Fahrradverkehr kümmert und dabei vielen erfolgreichen Städtemodellen folgt, von London bis Singapur.
Mit der Entstehung der BKK haben sich nach den chaotischen Verhältnissen der Nuller-Jahre in der Hauptstadt einige Entwicklungen in Gang gesetzt. Mit zahlreichen Neuheiten (FUTÁR, Bubi, usw.) sind die Einnahmen in vier Jahren um 20 Prozent gestiegen, gleichzeitig sind die Zeitkarten günstiger geworden und man könnte noch viele weitere Ergebnisse aufzählen. Nach langem Hin und Her kam es jetzt zum Entschluss, die BKK aufzulösen. Ich sehe diesbezüglich zahlreiche traurige und bestürzte Posts, aber lasst uns auch ein wenig in die Zukunft blicken. Wir schreiben nicht 1974, auch wenn die Nostalgie mancher Ingenieure, die damals jung waren, versucht, die Stadt und deren Verkehrspolitik in dieses Jahr zurück zu versetzen. Es ist 2016 und die Mehrheit der Budapester entscheidet sich täglich aus freiem Willen für den öffentlichen Verkehr. Sie wollen nicht weniger, sondern mehr Busspuren, eine Stadtpolitik, die sich nicht weniger am öffentlichen Verkehr orientiert, sondern noch mehr Entwicklungen in diesem Bereich ankurbelt. Es ist 2016 und man kann den Klimawandel und die von Autos verursachte Luftverschmutzung und Lärmbelästigung nicht leugnen, auch nicht die Tatsache, dass die durch Auto verursachte Umweltverschmutzung viele Menschen in unseren Städten früher sterben oder erkranken lässt. Es ist 2016 und der gerade aufwachsenden Generation ist das neueste Smartphone viel wichtiger, als der Komfort eines Wagens. Es ist auch überhaupt nicht ihr Ziel, später als Erwachsene möglichst viele Autos zu besitzen. Es ist 2016 und man kann den Erfolg des städtischen Fahrradfahrens nicht aufhalten oder umkehren. Es ist 2016 und immer mehr Menschen ist ein gesunder Lebensstil viel wichtiger, als im Stau zu stehen. Es ist 2016 und jedes ernstzunehmende Stadt-Entwicklungs-Projekt hat die Verminderung des autofokussierten Verkehrs als Ziel – es reicht, sich den Kossuth Lajos Platz anzusehen, das verkehrsberuhigte Stadtwäldchen, die Erneuerungspläne für die Budaer Burg, die momentan noch mit Autos vollgestopft ist und die Pläne für das Donau-Ufer, die noch 2013 von der BKK initiiert wurden. Es ist 2016 und die Leute sind nicht auf ein bestimmtes Verkehrsmittel fixiert um zur Arbeit, zur Schule oder zum Treffpunkt mit Freunden zu kommen. Sie sind keine eingefleischten Auto-, ÖPNV- oder Fahrradfahrer, sondern entscheiden über ihre Transportmittel in Abhängigkeit davon, wohin sie gerade fahren wollen, wie eilig sie es haben, wie das Wetter ist, wie viel Gepäck sie haben und Ähnliches. Das machen auch neue moderne Technologien möglich (Bubi, Carsharing, Uber, online Routenplanung, etc.). Die Stadt kann diese Entscheidungen auf viele Arten beeinflussen, wenn sie in der Lage ist, komplex zu denken und wettbewerbsfähige Dienstleistungen anzubieten. (Denken wir nur daran, wie viel Parkplätze oder Busfahrkarten kosten, ob es Staugebühren gibt, wie viel Geld von der Stadt in welche Verkehrsentwicklungen oder Busspuren, Fahrradspuren oder breitere Straßen investiert wird.) Daher ist es ein gravierender Fehler, das System an bestimmten Transportmitteln auszurichten. Es ist 2016 und der Wettbewerb zwischen den Städten im Tourismus, in der Wirtschaftsentwicklung und um Innovationsgelder ist nicht mehr regional, sondern global – dabei sind Lebens- und Luftqualität, wie auch Verkehrssysteme unserer Städte ausschlaggebend. Es ist 2016 und ein Großteil der Technologiefirmen und neuen Startups haben sich den Problemen des Verkehrs zugewandt: sie werden selbstfahrende Autos, online-basierten Individualverkehr, Carsharing, neue Lösungen für öffentlichen Verkehr und global integrierte Fahrradsysteme entwickeln. Es ist 2016, und auch wenn Budapest auf diesem Gebiet einen Rückschritt gemacht hat, bin ich mir sicher, dass man die Zukunft nicht aufhalten kann. Wegen der genannten Trends, Herausforderungen und neuen Perspektiven wird es in Budapest früher oder später wieder eine einheitliche, moderne Verkehrspolitik und -leitung geben.
Der Beitrag erschien am 31. Januar 2016 auf der Facebook-Seite von Dávid Vitézy.