Das Retuschieren von Bildern ist so alt wie die Fotografie selbst. Doch immer mehr wird die digitale Bearbeitung von Fotos selbst zur Kunstform. Flóra Borsi ist eine junge Fotokünstlerin aus Ungarn, die mittels Photoshop visuell eindrucksvolle Selbstportraits erstellt. Mit ihrer Portraitreihe „Animeyed“ gelangte die Ungarin zuletzt im Internet zu weltweiter Popularität.
Seit einigen Tagen wird Flóra Borsi mit Anfragen und Lob aus vielen Ecken der Welt überschüttet. Englische, italienische, spanische, ungarische und auch deutsche Online-Magazine berichten über die Fotografin; ihre Bilder werden in den wichtigen sozialen Netzwerken geteilt. Die Ungarin ist in der Fotografie-Szene längst für ihre surrealen Portraits bekannt, die vor allem das Mittel der Fotobearbeitung nutzen. In ihrem jüngsten Projekt mit dem Titel „Animeyed“ – einem Wortspiel aus „animal“ (Tier) und „eye“ (Auge) – lässt die Budapester Kunstfotografin Mensch und Tier zu atemberaubenden Selbstportraits verschmelzen. Dazu überlagert sie mit Hilfe von Photoshop digitale Selbstportraits mit Bildern von Katzen, Goldfischen, Tauben oder Hasen. Es wirkt so, als würden sich Model und Tier ein Auge teilen.
Tierisch ähnlich
Der surreale Effekt wird durch den Einsatz von Kostüm, Pose und reichlich Make-up unterstützt. Dies bringt die ungarische Künstlerin in Struktur und Aussehen dem jeweiligen tierischen Konterfei noch näher. „Ich wollte in meinen Portraits zeigen, dass Tiere genauso wunderschön und einzigartig sind, wie wir Menschen auch“, erzählt Borsi in einem Interview. Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Portraitreihe kam ihr, als sie ein Selfie mit ihrem Hund gemacht hat. „Auf dem Foto sahen sich unsere Augen verblüffend ähnlich“, erzählt Borsi über das Amateurfoto, das den Anstoß zur Fotoreihe „Animeyed“ gab. Wer jetzt glaubt, ein solches digitales Kunstwerk sei schnell gemacht, der irrt. „Wenn ich die Zeit für Vorbereitung, Fotoshooting, Bildmaterialsuche und digitaler Bearbeitung zusammenzähle, komme ich auf 15 bis 20 Arbeitsstunden pro Portrait“, rechnet Borsi vor. Davon kostet die eigentliche Fotobearbeitung am Computer mit 12 Stunden pro Bild die meiste Zeit. Mit der Kunst der Fotobearbeitung und der Arbeit mit Bildbearbeitungssoftware setzt sich Borsi bereits seit ihrem elften Lebensjahr auseinander. Erst später kam auch ihr Interesse für Fotografie hinzu. „Ich wollte Bilder kreieren, die gänzlich von mir stammen. Doch dazu musste ich die Grundlagen der Fotografie zunächst von der Pike auf lernen“, erinnert sich Borsi. Ihre Werke wurden mehrfach ausgezeichnet und in Soloausstellungen in Europa und in den Vereinigten Staaten ausgestellt – darunter auch in so renommierten Museen
wie dem Louvre. Eines ihrer Werke zierte sogar das Cover von Adobe Photoshop 2014. Auch für die internationale Presse ist die junge Fotografin keine Unbekannte. Bereits ihre Fotoreihen „Zeitreise“ – hier zauberte sie sich mittels Photoshop selbst auf historische Aufnahmen von Elvis Presley und Marilyn Monroe – oder „Photoshop in real life“, in der Borsi die verschiedenen Werkzeuge der Bildbearbeitungssoftware einem Wirklichkeits-Check unterzog, erhielten Beifall von zahlreichen Online-Magazinen. Sogar The Guardian, The Huffington Post und BBC Observer berichteten über die Künstlerin. Ungarn hat bereits Fotografen und Fotokünstler von Weltformat hervorgebracht: Auch Flóra Borsi hat das Potenzial, dazuzugehören.
Wer die Arbeiten der Budapesterin im Auge behalten will, kann ihr auf der Künstlerplattform „Behance“ unter www.behance.net/yayuniversal folgen oder sich auf ihrer Webseite www.floraborsi.com informieren.
▶▶ Katrin Holtz