In unserer Start-up-Serie porträtieren wir erfolgreiche ungarische Firmen, die entweder noch als Jungunternehmen gelten oder als mittlerweile gestandenes Unternehmen ihren Anfang als solches hatten. Diese Woche geht es um das Team von Rabbit, das mit seiner gleichnamigen Technologie gedruckte Materialien auf Events überflüssig machen will.
Nicht nur Journalisten kennen das: Auf Konferenzen, Messen, Ausstellungen und ähnlichen Veranstaltungen wimmelt es geradezu von Flyern, Broschüren und sonstigen gedruckten Dokumenten. Von diesen sind leider nicht immer alle interessant, sodass nicht wenige nach dem Event oder sogar noch währenddessen im Müll landen. Eine Reduktion solchen Unrats erscheint daher sinnvoll und ganz im Sinne des Umweltschutzes. Doch welche Möglichkeiten gibt es dafür? Das Team des ungarischen Startups „Rabbit“ könnte sich dieselbe Frage gestellt haben, und begann mit dem Tüfteln. Heraus kam das gleichnamige System: „Rabbit“. Es ist eine Lösung für papierlose Events, das als feines Extra auch noch ermöglicht, das Verhalten der Event-Teilnehmer im Nachhinein auszuwerten.
Papierlose Lösung
Wie sieht eine solche „papierlose“ Lösung genau aus? Bereits im Mai 2015 hatte sie CEO und Mitbegründer Zoltán Pazár auf dem Event „Let IT Start“ der Schweizer Firma Adler und Gorda in Budapest vorgestellt und Interesse geweckt: Das System besteht aus blauen Armbändern mit eingebautem Speicher sowie weiß getönten Scannern – den sogenannten Rabbit Boxen –, die diese einlesen. Das Schlappohren-Symbol auf der weißen Box kennzeichnet diese eindeutig als zum „Rabbit“-System zugehörig – bevor jemand aufgrund des Äußeren einen automatischen Lufterfrischer oder ähnliches vermutet.
Eine typische Anwendung sieht so aus, dass auf einer Veranstaltung ein Aussteller eine Box an seinem Stand platziert hat. Die Armbänder werden wiederum den Besuchern beim Betreten der Veranstaltungsfläche übergeben. Ein Besucher, der sich für das Angebot des Ausstellers interessiert, berührt mit seinem Rabbit-Armband einfach kurz die Box, und schon haben die beiden etwa ihre Kontaktdaten ausgetauscht – anstatt erst nach einer Visitenkarte suchen zu müssen, die auch noch verloren gehen kann etc. Wahlweise lassen sich auf diesem Wege natürlich auch andere Daten gegenseitig übertragen, wie etwa die eingangs erwähnte Firmenbroschüre, der Produktkatalog des Unternehmens und so weiter. Am Ende des Tages – auch bei mehrtägigen Veranstaltungen – erhält jeder Teilnehmer des Events, also sowohl Aussteller, als auch Besucher, eine E-Mail, in der die von der Box bzw. vom Armband gesammelten Daten zusammengestellt und aufgelistet sind. So lassen sich etwa Statistiken und Analysen anfertigen, wem man bereits auf welcher Veranstaltung begegnet ist, welchen Kontakt es lohnt weiter zu verfolgen, wer sich für welches Thema/Produkt interessiert bzw. wer was bietet oder ähnliches.
Operativ Budapest, geschäftlich London
Das Rabbit-Projekt wurde von den Gründern Zoltán Pazár und Balázs Maczák (heute CTO) im Februar 2015 gestartet, erklärt auf Nachfrage der Budapester Zeitung Marcell Huszár, der Marketingverantwortliche des Jungunternehmens. Die offizielle Eintragung ins Firmenregister erfolgte allerdings erst am 20. Juli, und zwar in London als „Rabbit Technologies Ltd.“. Daneben besteht aber auch ein Büro in Budapests XI. Bezirk. Gefragt nach der genauen Aufgabenteilung zwischen den beiden Standorten, erläutert Huszár: „Das ganze Team hält sich momentan in Budapest auf. Dies wird sich in naher Zukunft dergestalt ändern, als dass die Aufgaben operativer Natur hier in Ungarn bleiben, die Aufgaben geschäftlicher Natur sowie diejenigen Kollegen, die nah an der Quelle sein müssen, werden nach London gehen.“ Das Team ist aktuell so besetzt, dass man dabei (noch) keine Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren: Neben CEO Pazár und CTO Maczák gehören der Hardware- Experte Bálint Kollek, Operations Manager Richárd Bartos, Designerin Dominika Sándor sowie Marketing-Experte Huszár dazu.
Seit Oktober 2015 ist das Produkt frei erhältlich. Noch im selben Monat wurde es laut Huszár auch bereits direkt auf mehreren Veranstaltungen erfolgreich eingesetzt. Darunter etwa auf dem alljährlichen HR Tech World Congress in Paris mit über 4.000 Besuchern und 70 Ausstellern, die die Rabbit-Lösung nutzten. „Mit diesen ersten Bestellungen bzw. Einsätzen, die direkt auf den Markteintritt noch im Oktober folgten, konnten wir sämtliche Ausgaben für die Entwicklung decken. Oder genauer ausgedrückt: Wir konnten neun Monate Entwicklungsarbeit mit dem Gewinn aus einem Monat finanzieren“, antwortet der Marketingexperte auf unsere Frage nach den bisherigen Einnahmen oder sonstigen Unternehmenszahlen.
Weitere Funktion geplant
Allein dies verdeutlicht das hohe Potenzial, das in Rabbit steckt. Noch eine weitere interessante Funktion stellt die Möglichkeit zur Begrenzung bzw. Erweiterung desjenigen Areals dar, das die Besucher einer Veranstaltung betreten können. Mithilfe der Armbänder lässt sich nämlich auch festlegen, welche Abschnitte man betreten darf, und welche nicht. Laut Huszár steht zudem noch eine weitere Funktion auf der Roadmap des Start-ups, mit deren Hilfe man die genauen Wege nachverfolgen kann, die ein Armbandträger auf der Veranstaltung zurückgelegt hat. „Die Entwicklung dieser Funktion hat uns momentan jedoch vor technologische Schwierigkeiten gestellt, zudem haben wir sie als nicht so wertvoll erachtet, um wegen ihr den Markteintritt zu verschieben“, so das Rabbit-Teammitglied. Doch man werde diese Möglichkeit noch nachreichen.