„Son of Saul” ist dabei, Filmgeschichte zu schreiben. Seit seinem überraschenden Erfolg bei den Filmfestspielen in Cannes ist das Debütwerk des ungarischen Regisseurs László Nemes Jeles nicht zu bremsen. Erst letzte Woche wurde es mit dem Golden Globe als Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet und offiziell für einen Oscar in derselben Kategorie nominiert. Anstatt dem filmischen Beitrag zur Aufarbeitung des nationalsozialistischen Völkermords an den europäischen Juden Anerkennung zu zollen, zeigen einige Ungarn vor allem eines: offenen Antisemitismus.

Regisseur László Nemes Jeles sieht‘s gelassen: Auf einer Pressekonferenz
anlässlich der Oscar-Nominierung seines Films bezeichnete er die Hetz-Kommentare
im Internet als „Störgeräusche“. (Foto: MTI / János Marjai)
Es ist schwierig, sich den Grund für den Zorn und die Missgunst vorzustellen, dem der Film nach einer solchen Erfolgsserie in Ungarn nun ausgesetzt ist. Öffentliche Aufmerksamkeit erhielten die häufig antisemitischen Meinungsäußerungen erst in den letzten Wochen. Gerade Berichte über die Auszeichnung mit dem Golden Globe wurden mit teils heftigen Kommentaren bombardiert. So sei der Preis nicht an Ungarn gegangen – das zum ersten Mal überhaupt mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde – , sondern an die Juden, heißt es in vielen Meinungsäußerungen im Internet.
Am meisten überraschte jedoch die Sturmflut an Kommentaren, die ausgerechnet auf der Facebook-Seite des ungarischen Premiers Viktor Orbán eingingen. Dieser gratulierte in einem Beitrag den Machern des Films sowie Andy Vajna, dem Präsidenten des Ungarischen Filmfonds, zum Erhalt des Golden Globe. Darunter postete einer seiner Facebook-Anhänger beispielsweise: „Das ist kein ungarischer Film, sondern ein jüdischer. Da gibt es einen großen Unterschied!” Oder: „Gemacht von Juden für Juden.” Viele andere Kommentare forderten, statt eines Holocaust-Dramas lieber einen Film über Trianon zu machen. Denn nur das sei ein „Film für die Ungarn”: „Aber ein solcher Film – genau wie irgendein anderer Film über die tatsächlichen ungarischen Traumata – würden die niemals produzieren. Und wenn, dann würde er keine Preise gewinnen.” Andere Kommentatoren nannten den Film „jüdische Propaganda” oder äußerten sich hämisch: „Wenn du einen Film machst, der auf der Lüge, die sie Holocaust nennen, basiert und dieser die Erwartungen der Zionisten trifft, dann wird das immer ein großer Erfolg.”
Auch in Ungarn ist Holocaustleugnung ein krimineller Tatbestand und viele solcher Kommentare werden schon aufgrund der Verhaltensregeln des sozialen Netzwerks Facebook bereits nach kurzer Zeit entfernt. Doch die Strafverfolgung ist durch die Anonymität des Internets erschwert. Hinzu kommt, dass Administratoren von Nachrichtenforen oft gar nicht hinterherkommen, alle Beiträge auf hetzerische Aussagen hin zu kontrollieren.
Angesprochen auf den virtuellen Shitstorm reagierte Nemes Jeles am vergangenen Donnerstag auf einer Pressekonferenz anlässlich der Oscar-Nominierung jedoch recht gelassen: „In einer solchen Situation sich diese Kommentare durchzulesen, ist ein bisschen, wie auf ein Konzert zu gehen, das Konzert aufzunehmen, anschließend nur Husten und Störgeräusche zusammenzuschneiden und sich das anzuhören.” Weiterhin sagte der Regisseur: „Mir war es wichtig, ein individuelles Schicksal auf die Leinwand zu bringen. Ich habe mit vielen Menschen in den unterschiedlichsten Ländern nach der Vorführung des Films gesprochen, die gesagt haben, dass sie besorgt gewesen sein, dass der Film sie zu sehr verstören würde. Aber sie waren dankbar, dass wir einen derartigen Film gemacht haben, weil er so ganz anders war, als sie ihn sich vorgestellt hätten.“ Das seien die Rückmeldungen, die laut Nemes Jeles für ihn zählen würden.
Ein fader Beigeschmack angesichts dieser „Störgeräusche” des ungarischen Volks bleibt trotzdem erhalten. Denn sie zeigen, dass Antisemitismus in Ungarn nicht nur eine Erscheinung des vergangenen Jahrhunderts war, sondern dass dieses Ressentiment auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts in der ungarischen Gesellschaft tief verwurzelt bleibt. Schlummernd im Unterbewusstsein oder federführend beim Tippen von Internet-Kommentaren.
Die künstlerische Freiheit gibt Herrn László Nemes Jeles zwar das Recht so einen Film zu drehen, jedoch werde ich mir den mit Sicherheit nicht ansehen. Da es über dieses Thema schon so viele Filme gibt ist der Bedarf in der Bevölkerung gedeckt. Insbesondere bei der deutschen Bevölkerung der man eine Kollektivschuld und Erbschuld einredet und die deshalb die ganze Welt alimentieren muss ist es schon mediale Folter noch mehr davon sehen zu müssen. Gott sei Dank haben die Ungarn eine vernünftige Regierung.
Es ist ungerecht immer die ungarische Bevölkerung zu beschuldigen.
Ich habe einen Vortrag an einigen Volkshochschulen in Deutschland über die Menschenrettung meines Vaters 1945 in Budapest angeboten.
Einige Volkshochschulen haben gemeldet „der Bedarf in der Bevölkerung gedeckt“. Eine Volkshochschule hat viel investiert, mein Vortrag wurde in Zeitungswerbung und auf vielen Plakaten angekündigt, niemand ist zu meinem Vortrag gekommen. Die Leiterin der Volkshochschule hat mitgeteilt, das war keine Überraschung zu erwarten „der Bedarf in der Bevölkerung gedeckt“. Schade! Es ist noch einmal ungerecht immer die ungarische Bevfölkerung zu beschuldigen.