Die Zahlen sind erschreckend. Rund 63 Prozent der Ungarn sprechen keine Fremdsprache. Zum Vergleich: In Finnland sprechen circa 50 Prozent der 25- bis 64-Jährigen sogar drei oder mehr Sprachen. Dabei sind auch hier viele Menschen daran interessiert eine weitere Sprache zu erlernen, oft scheitert es aber an den Kosten. Für diejenigen, die nach einer kostenlosen Möglichkeit suchen, Deutsch, Französisch oder vielleicht sogar Ungarisch zu lernen und Gleichgesinnte kennenzulernen, ist die Gruppe „Language Exchange Budapest“ vielleicht eine Lösung.
Das Konzept ist einfach: Eine Gruppe bei Facebook bietet die Plattform, um mit anderen Sprachinteressierten aus verschiedenen Ländern in Kontakt zu treten. Zusätzlich werden Veranstaltungen wie Partys oder gemeinsame Ausflüge angeboten, um die Gruppe stärker zu vernetzen. So kann man in entspannter Runde die verschiedensten Sprachen lernen und gleichzeitig seine eigenen Sprachkenntnisse teilen. Eigentlich braucht jeder dafür nur einen Stift, ein Namensschild und die Offenheit, einer „Community“ anzugehören.
Wachsende Mitgliederzahlen
Organisator der Gruppe ist Otari Glonti. Der 24-Jährige lebt seit August vergangenen Jahres in Budapest und studiert International Economy and Business an der Andrássy Universität. Bereits während seines Grundstudiums in Bonn organisierte er sogenannte Tandemtreffen. „Tandem bedeutet letztendlich nur, dass sich zwei Leute treffen und gemeinsam Sprachen lernen“, erzählt Glonti im Gespräch. Die ersten von ihm organisierten Veranstaltungen wurden nur von wenigen besucht. Heute zählt die Gruppe „Language Exchange Köln/Bonn/ Düsseldorf“ rund 8.000 Mitglieder. Hauptsächlich internationale Studenten, junge Berufseinsteiger und Hochschulabsolventen zwischen 20 und 34 Jahren sind die Zielgruppe der Facebook- Gemeinschaft. Aber auch ältere Menschen sind gern gesehen, „solange sie Sprachkenntnisse oder das Interesse, Sprachen zu lernen, mitbringen“. Otari Glonti selbst spricht fünf verschiedene Sprachen: deutsch, englisch, russisch, spanisch und ein wenig ungarisch. Aus Langeweile und zur Abwechslung neben dem Studium gründete er „Language Exchange“. Einen ähnlichen Erfolg wie ihn das deutsche Pendant bereits hat, wünscht sich der Student für die Gruppe „Language Exchange Budapest“, die er kurz nach seiner Ankunft gründete. Diese hat mittlerweile zwar ebenfalls eine hohe Mitgliederzahl vorzuweisen, jedoch gestaltet sich die Umsetzung von Events schwieriger als in Deutschland. In Bonn erhielt Glonti „finanzielle Unterstützung von der Universität“. Damit konnten sogar professionelle Sprachkurse für Studenten oder ein Ausflug nach Brüssel organisiert werden. In Budapest gestalten sich die Anstrengungen, die virtuelle Gruppe „in die reale Welt zu übertragen“ bisher eher schleppend. Ideen gibt es jedoch viele. „Ich würde gern ein- oder zweimal im Monat einen Tandem- Brunch organisieren“, erzählt Glonti. Auch gemeinsame Ausflüge, wie Fahrradtouren oder Picknicks sind denkbar. Das Wichtigste für den Erfolg der Veranstaltungen, so Glonti, seien jedoch ein guter Ruf und Vertrauen. Doch „das muss man sich erst aufbauen“.