Auf deutsche Orbán-Gegner müssen Berichte aus Ungarn immer bitterer wirken. War Orbán für sie etwa fünf Jahre lang ein idealer Prügelknabe, dem man einfach alles anhängen und den man lustvoll mit Strafpredigten und Belehrungen überziehen konnte, ist damit spätestens seit letztem Jahr, genauer gesagt seit seinem erfolgreichen Grenzzaunprojekt Schluss. Der Zaun, der erst geeignet schien, die Orbán-Regierung bis ins Mark moralisch zu diskreditieren, hat sich inzwischen in der Migrantenkrise europaweit als Best Practice erwiesen. Mit jedem Tag und jedem Vorfall dürfte in Westeuropa das Lager derjenigen wachsen, die auch ihre Südgrenzen gerne so gesichert wüssten. Der EU-Bestechungsversuch der Türkei war ja ein netter Gedanke. Allein der Erfolg dieser Aktion kann sich noch nicht so ganz mit dem von Orbáns Grenzzaun messen. Und darauf, dass das schlechte Wetter mit dem Flüchtlingsstrom macht, was man vielleicht selbst gerne machen würde, wenn man den politischen Mut hätte, warten die West-EU-Regierungen auch noch vergeblich.
Nachdem Orbán seit 2010 nahezu alles durchbekommen hat und alle Versuche gescheitert sind, ihn mittels EU- und anderen internationalen Organen sowie natürlich der im Kampf gegen ihn fast einheitlich auftretenden deutschen Presse „zur Raison“ zu bringen, wird der ungarische Premier jetzt immer unangenehmer für seine Gegner. Nicht nur avanciert er langsam zum absoluten Star von patriotischen Europäern, auch wird das „ungarische System“ im gewichtigen Polen kräftig nachempfunden und dabei natürlich von Ungarn unterstützt. Außerdem treibt Orbán, gestärkt von seiner stetig wachsenden internationalen Autorität die Bildung eines neuen, diesmal patriotischen Ostblocks voran. Inzwischen strotzt er dermaßen vor Selbstbewusstsein, dass er die bisherige „Kritik-Einbahnstraße“ zwischen Deutschland und Ungarn auch in Richtung Deutschland befahrbar macht.
Während er im letzten Jahr insbesondere an die Adresse der Bundesregierung zunächst ausgiebig Nachhilfeunterricht in Sachen Europa und Tipps für dessen Schutz gab, macht er sich seit letzter Woche daran, eine weitere Grundfeste des deutschen linksliberalen Weltbilds respektlos zu demontieren: nämlich die Überzeugung, dass mit der Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland alles zum Besten stehe. Sowohl Premier Orbán als auch sein Außenminister Szijjártó äußerten dieser Tage genau daran deutliche Zweifel. Ausgerechnet dieser Orbán, dem man seit 2011 beharrlich unterstellt, er hätte in seinem Land die Pressefreiheit abgeschafft! Fehlt nur noch, dass Orbán irgendwann anfängt, in Richtung Deutschland den Begriff „Lügenpresse“ loszulassen! Da war man sich jahrelang so sicher, auf der richtigen, also der guten Seite der Meinungsfreiheitsbarrikade zu stehen, und nun das!
Egal, zurzeit dürfte die politisch korrekte Fraktion in Deutschland, also die der Orbán-Hasser ohnehin andere Sorgen haben, als sich um Tipps und Hinweise aus dem Osten zu kümmern. Im Moment dürfte sie genug damit zu tun haben, die verstörenden Ereignisse der Silvesternacht mit ihrem kuschligen „Welcome-Refugees“-Multikulti-Weltbild in Einklang zu bringen. Für den Fall, dass ihr dieses Kunststück gelingt, und sie danach noch etwas mentale Kraft hat, kann sie dann ja mal etwa die deutsche Berichterstattung über die Silvester-Ereignisse – insbesondere in den ersten vier Tagen des neuen Jahres – mit der ungarischen Berichterstattung etwa über vermeintliche Korruptionsfälle in Orbáns Umfeld vergleichen – um ein in Ungarn ähnlich pikantes Thema anzuschneiden.
In der aktuellen BZ-Ausgabe wird das Korruptionsthema gleich auf vier Seiten behandelt – ein kleiner Ausschnitt von dem, was dazu in den ungarischen Medien zu finden ist, wohlgemerkt auch in den gedruckten.
Wahr ist allerdings auch, dass für Orbán das Thema Korruption innenpolitisch bei weitem nicht so gefährlich ist wie für Merkel das Flüchtlingsthema. Ebenso aber auch, dass die Orbán-Regierung ihr – durch ihre kompromisslose Flüchtlingspolitik, aber auch ihre erfolgreiche Wirtschaftspolitik – gewaltig gestiegenes internationales Renommee permanent durch derartige, nicht abreißende Nachrichten riskiert und sich moralisch angreifbar macht. Dabei sollte doch Orbán, der im letzten Jahr sein Talent als Verteidiger Europas entdeckt hat und diese Rolle seitdem leidenschaftlich und sehr glaubwürdig ausfüllt, eigentlich daran gelegen sein, dass seine Person im Interesse der Durchschlagskraft seiner Mission bei seinen europäischen Partnern möglichst integer und sauber wahrgenommen wird. Im Interesse seines, unseres Europas.
An dieser Stelle muß ich der BZ dafür danken, dass sie sich mit dem Thema Korruption in Ungarn befasst. Ich tue dies völlig ohne Sarkasmus, denn wir Magyaren sollten auf dem Teppich bleiben. Die wirtschaftliche Lage im Land ist gut; Orbán ist dabei, im bürgerlichen Lager Europas zu einer mythischen Figur zu werden und ich selbst genieße es ungemein, in diesen Tagen als Ungar in Deutschland zu leben.
Doch“ wenn es dem Esel zu wohl wird, begibt er sich aufs Eis“ und dies müssen wir auf jedem Fall vermeiden. Auch wenn Korruption eine Begleiterscheinung der Wirtschaft ist, muss sie gestoppt werden, bevor die Allgemeinheit darunter leidet. Ferner muss das Gesundheitswesen verbessert und die Integration der Roma vorrangetrieben werden.
Die V4-Staaten können de facto als V6 bezeichnet werden, da Warschau Litauen und Budapest Slowenien mit integriert. Dieses Zwischeneuropa hat sich wirtschaftlich und politisch stabilisiert; Warschau verfügt über einen guten Draht nach Washington, Budapest und Bratislawa nach Moskau. Hier müssen wir aufpassen, dass sich das Ganze nicht zu einer neuen Kleinen Entente entwickelt, die Europa spaltet, sondern dazu beiträgt, dass unser Kontinent auf globaler Ebene nicht noch mehr untergebuttert wird-
Und das mit der Pressefreiheit in Deutschland kriegen wir auch noch hin.
Koalition unter dem Diktat deutscher Vollidioten!
Amüsanter Vorschlag des dt. Finanzministers !
Ich fordere: Erst nachdenken, dann vorschlagen !
„Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble schlägt zur Finanzierung der Grenzsicherung eine EU-weite Sonderabgabe vor. Wenn die Mittel in den nationalen Haushalten und dem europäischen Etat nicht ausreichten, dann könne beispielsweise eine Abgabe auf jeden Liter Benzin erhoben werden, sagte Schäuble der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir müssen die Schengen-Außengrenzen jetzt sichern. Die Lösung dieser Probleme darf nicht an einer Begrenzung von Mitteln scheitern“, sagte der CDU-Politiker. Wenn einzelne Länder nicht zum Bezahlen bereit seien, sei er es aber trotzdem. „Dann bilden wir eine Koalition der Willigen“, sagte er.“
http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/asylpolitik-gabriel-fordert-ende-der-chaotischen-zuwanderung-14017399.html
Da UNGARN Schengenaußengrenzen verteidigt, was soll da der Viktor dem Wolfgang oder anderen Ländern in Rechnung stellen?
Sie alle representieren das heutige Ungarn. Und genau deswegen wird Ungarn in 10 Jahren wirtschaftlich/gesellschaftlich genau an der selben Stelle (wenn Sie glück haben ) stehen und die BRD fetter im Geschäft sein, wie nie zuvor. Ihr werdet wieder allen möglichen die Schuld geben ( vor allem den zigány und der jüdischen Weltverschwörung) und nicht vergessen Trianon, 56 und die mézga család.
Und die BRD Bevölkerung macht sich einen schoenen Tag am Schwarzen Meer. Weil, die haben keine Lust mehr auf dieses gejammer…
Danke für Ihren Kommentar. Ein schönes Beispiel deutscher Besserwisserei.
Sie haben natürlich Recht. Deutschland wird profitieren. So wie es selbst mit dem schwachen Euro profitiert hat, von momentanen Schwäche der Franzosen, nach dem 2. Weltkrieg durch den Marschallplan, schlicht und einfach durch seine Größe und seine Anmaßung… Irgendwann aber wird Europa diesen Nationalismus nicht mehr tragen. Heute hörte ich im Europamagazin (ARD), dass deutsche Firmen im besonderen Maße vom Krieg in Syrien profitieren. Heckler und Koch haben Lizensfarbiken in arabischen Ländern gebaut.
Wenn Sie meinen, Ungarn würden nur jammern, so hätten Sie jedenfalls wesentlich mehr Grund dazu als Sachsen und co. Tun sie aber kaum, obwohl sie in den vergangenen Jahren den Misthaufen beiseite räumen mussten, den die ungarischen Sozialisten und Liberalen mit Hilfe des Westen angerichtet haben.
Bei aller Kritik gegen Orbán, die sie auch in der BZ lesen können, es geht dem ungarischen Sattatshaushalt und der Wirtschaft wesentlich besser als vor 5 Jahren, als die Ungarn Gyurcsány und Bajnai abwählten.
Schönen Urlaub am Schwarzen Meer !
Waas denn ? Deutschland war vor 10 Jahren der „kranke Mann in Europa“.
Schon vergessen ?
Aha, und wen oder was genau repräsentieren Sie?
Man muss sagen, dass aktuelle oder ehemalige deutsche Politiker in den Aufsichtsräten des deutschen Staatsfernsehens sitzen. Es wird dementsprechend regierungstreu berichtet. Die Printmedien in Deutschland lese ich gar nicht mehr, weil dort sitzen zu viele linksorientierte Schreiberlinge, so dass die Berichterstattung wie eine einseitige Belehrung des Lesers ist. Man soll nicht informiert, sondern „erzogen“ werden. Objektivität in der Berichterstattung scheint nicht mehr zeitgemäß zu sein. Das realistischste Bild über Deutschland bekommt man ausgerechnet bei Sendern wie Russia Today deutsch oder eben bei der Budapester Zeitung :-).
Sie meinen aber nicht den Sender „Russia Today“, der mit dem Fall Lisa ganz objektiv und genau recherchiert das große Fass aufgemacht hat?
Russia Today ??? Das beste Beispiel für „freie“ und „objektive“ Berichterstattung.
Die ganze Diskussion über die Medien wird inzwischen absurd. Das Problem mit den privaten Medien ist der permanente Druck den Gewinn zu optimieren, also wird geschrieben oder gesendet, was die meisten Leser sehen wollen oder damit man die meisten Klicks erhält, siehe Focus Online und Huffington Post. Die ganzen Portal, wie Deutsche wirtschaftsnachrichten oder Junge Freiheit und wie sie alle heißen spielen mit der angst der Leser und von einer objektiven Betrachtung ist man dort genauso weit entfernt wie Budapest von der chinesischen Mauer.
Im Bezug auf die öffentlich rechtlichen fühle ich mich immer noch besser und realistischer informiert, als bei den Propagandamedien wie RT oder MT1, auch wenn sicherlich manche Darstellungen im Nachhinein anders hätten erfolgen sollen oder etwas mehr differenziert. Der Vorwurf, vorgegeben durch die Politik, ist meiner Meinung nach an den Haaren herbei gezogen, wobei ich den Ansatz schon unterstütze, dass die Politik im Hinblick auf Panikvermeidung mit den Medien(hier meine ich alle) regelmässig im Kontakt stehen sollte. Das wird aber gleich wieder als Manipultation von den ganzen Verschwörungstheoretikern gesehen.
RT ist ein Propagandasender? Natürlich, so wie alle anderen auch. Und mit „Verschwörungstheoretiker“ wäre ich etwas vorsichtiger. Spätestens seit der Brutkastenlüge sollte man sich genau überlegen, wem man trauen soll. 2003 wurde auch jeder als Verschwörungstheoretiker beschimpft, der den Verdacht äußerste, dass uns die Bushregierung die Hucke volllügt und vor zwei Jahren hätte diesen Vorwurf jeder zu hören bekommen, der vermutet, dass die USA praktisch jeden bespitzeln, sogar ihrer alletreueste Vasallin.
Trotzdem schön, dass Sie sich so langsam aus Ihren Bunkern herauswagen!