Das Jahr startet gleich mit zwei Neuerungen im Öffentlichen Nahverkehr. Doch nur eine dürfte die ungeteilte Freude aller Passagiere genießen, während die andere die Bewohner von Budapests Umland eventuell hart treffen wird.
Ein paar Tage müssen sich die Budapester noch gedulden, aber ab 16. Januar ist es soweit: Die Fonódó Villamos (dt. wörtlich „verflochtene Straßenbahn“) nimmt endlich den Betrieb auf. Das Mammut-Verkehrsprojekt wurde im Herbst 2014 begonnen und verbindet nun Nord-, Mittel- und Süd-Buda mit durchgehenden Verbindungen. Konkret bedeutet das, dass Passagiere nun bequem von Óbuda im Norden über den Széll Kálmán tér, den BAH-Knoten bis Albertfalva und Kelenföld gelangen können. Auch ein neuer Fuhrpark erwartet die Passagiere demnächst. Gleichzeitig ist auch eine der Dauer-Baustellen Budas, der Bem tér endlich wieder vollkommen befahrbar und auch der Fahrradweg steht den Radlern zur Verfügung, wenn auch schmaler als zuvor und mit dem leichten Flair eines Hindernisparcours.
Kein Anschluss unter dieser Postleitzahl?
Weit weniger erfreulich ist der zu neuen Höhepunkten befeuerte Streit zwischen hauptstädtischer Verwaltung und Regierung. Kurz vor Jahresende geisterte die Schreckensmeldung über zahlreiche Nachrichtenportale, ab Neujahr fahren keine S-Bahnen (HÉV) mehr in die Budapester Vororte. Der Grund dafür waren die erneut gescheiterten Gespräche zwischen OB István Tarlós und der Regierung beziehungsweise einer Umschichtung der Steuereinnahmen. So geht zwar die Gewerbesteuer an die Hauptstadt, allerdings hat der Staat per Beschluss Budapest nun dazu verpflichtet, auch die Anbindung der Vororte zu finanzieren. Betroffen sind hiervon 26 Ortschaften. Tarlós erklärte noch kurz vor Jahresende, der Budapester Nahverkehr wäre defizitär, eben weil er den „Speckgürtel“ mit versorgt – ohne entsprechende staatliche Subventionen. Mehr noch – die hauptstädtischen Bezirke werden nun ebenfalls für den Nahverkehr zur Kasse gebeten. OB Tarlós sprach auf einer Pressekonferenz davon, die Regierung hätte nicht nur nichts hinzugegeben, sondern sogar noch Mittel gekürzt.
Bisher keine Ausfälle
Bisher ist jedoch keines der gezeichneten Schreckensszenarien eingetreten. Weder pressten sich verzweifelte Berufspendler in die notdürftig bereitgestellten Volán-Busse, noch gab es einen Passagieraufstand an der Stadtgrenze zu Budapest mit der Weigerung des Zugführers, die HÉV über die Stadtgrenze zu fahren. Und dazu wird es wohl auch vorerst nicht kommen, glaubt man der regierungsnahen Tageszeitung Magyar Idők. Mit Berufung auf das Volkswirtschaftsministerium schreibt das Blatt, über den ÖVP müssten sich vorrangig die Hauptstadt und die umliegenden Kommunalverwaltungen verständigen. Mit dem neuen Gesetz, so das Ministerium weiter, hätte man die nötige Grundlage für eine stabile Finanzierung des Budapester Nahverkehrs gelegt.