Seit dem 1. Oktober wird die größte Fabrik Ungarns von Peter Kössler geleitet. Gegenüber der Budapester Zeitung äußert er sich zu seinen ersten Eindrücken und den Perspektiven der Audi Hungaria im Konzernverbund.
Wie lange werden Sie die Audi Hungaria mindestens leiten?
Mein Vertrag ist, wie es bei uns in der AUDI AG üblich ist, erst einmal auf drei Jahre ausgelegt. Das war damals bei meinem Vorgänger Thomas Faustmann ja auch so. Bei ihm wurden dann aus diesen drei Jahren 13 Jahre. Jetzt „schaun wa moi“, wie der Bayer sagt, wie lang das bei mir werden wird. Für mich ist meine neue Position auf keinen Fall ein Übergangsengagement. Wenn man bedenkt, dass man schon mal ein halbes oder ganzes Jahr braucht, um sich in die neue Position einzuarbeiten, dann sind drei Jahre doch das Minimum.
Hatten Sie vorher schon etwas mit Ungarn zu tun?
Natürlich. In meinen verschiedenen Funktionen innerhalb der AUDI AG war ich schon lange mit der Audi Hungaria verbunden, nämlich ab dem Zeitpunkt, als es mit der ersten TT-Montage losging. Ich war damals verantwortlicher Planer für Anbauteile, also sprich für Türen und Klappen, und damit in einer Teilfunktion auch für die Montageplanung in Győr verantwortlich. Audi Ingolstadt ist das verantwortliche Patenwerk für die Győrer. Wir haben den Aufbau des Standortes Győr intensiv unterstützt. Viele meiner ehemaligen Mitarbeiter habe ich jetzt hier in leitenden Positionen wiedergetroffen. Die Automobilproduktion in Ungarn habe ich schon immer begleitet, sie ist daher nichts Neues für mich. Und in meiner Funktion als Aufsichtsrat der AUDI AG habe ich natürlich wesentliche Entscheidungen, so auch die Entscheidung, in Győr ein vollständiges Fahrzeug zu bauen, mitgetragen. Von Anfang an war ich in diesen gesamten Entscheidungsprozess eingebunden. Umso mehr habe ich mich auf meine neue Aufgabe gefreut, also darauf, jetzt ganz dicht und direkt bei dem mir schon bestens vertrauten Werk dabei zu sein.
Was sind Ihre ersten Eindrücke?
Es gab erst einmal nichts, was ich nicht erwartet hätte. Das Bild, das ich bisher von der Audi Hungaria hatte, hat sich voll bestätigt: Es ist ein hochkompetenter Standort mit hochmotivierten Mitarbeitern. Hier gibt es das, was ich immer spüren möchte: Menschen, die mit sehr viel Herzblut bei der Sache sind. Wenn man sich mit den Mitarbeitern unterhält, sieht man das Leuchten in den Augen, die Freude am Job und auch die Begeisterung, hier etwas zu bewirken und erfolgreiche Themen weiterzuführen. Das, finde ich, ist hier sehr, sehr spürbar, und es macht Freude, das hier so zu erleben. Das macht Freude auf mehr. Nur wenn Menschen etwas mit Herzblut machen, wird es auch erfolgreich sein. Was für mich eher neu ist, ist das Thema Motorenproduktion. Ich habe die ersten Wochen daher intensiv genutzt, um die Motorenproduktion besser kennenzulernen. Auch dort ist dieses Leuchten ganz intensiv zu erleben.
Wie verlief das Kennenlernen mit der Stadt Győr?
Als es losging mit der Automobilproduktion der Audi Hungaria, gab es noch nicht wie heute diese schönen Flugverbindungen zwischen Manching und Győr/Pér, sondern man flog über Wien, was eher dazu führte, auch schon mal über Nacht zu bleiben und dann auch die Innenstadt etwas kennenzulernen. Aber das liegt nun schon 15 Jahre zurück. Und als es dann losging mit der Flugverbindung Manching-Győr/Pér, ist man morgens hingeflogen und abends wieder zurück. Da hat man von der Stadt eigentlich nichts mehr mitbekommen, sondern nur noch vom Werk. Als ich nun bei meinen ersten Besuchen wieder in Győr war, war ich total überrascht, wie enorm positiv sich die Stadt in den letzten 10-15 Jahren entwickelt hat. Das war für mich sehr beeindruckend.
Leben Sie schon richtig hier?
Ich habe hier in Győr vor drei Wochen eine kleine Doppelhaushälfte bezogen. Meine Frau ist leider nicht mit dabei, weil sie in Ingolstadt berufstätig ist. Allerdings ist sie teilzeitbeschäftigt und wird des Öfteren auch unter der Woche hier sein.
Dass Sie Győr als Wohnsitz gewählt haben, zeigt, wie ernst Sie sich auf Ungarn einlassen.
Ja, das will ich unbedingt. Natürlich haben manche gefragt: Warum ziehst Du nicht wie Dein Vorgänger nach Neusiedl in Österreich? Darauf entgegne ich nur: „Wenn, dann richtig!“. Ich habe auch relativ schnell begonnen, Ungarisch zu lernen. Ich finde, das gebietet schon der Respekt vor den Menschen hier, dass man wenigstens versucht, Ungarisch zu lernen. Damit man zumindest die Namen richtig aussprechen oder ein paar Sätze in Ungarisch zusammenbringen kann. Ich habe natürlich nicht den Anspruch, in drei Jahren perfekt Ungarisch zu sprechen, ich denke das wäre vermessen. Ich bin zwar hochmotiviert, aber durchaus auch Realist.
Was sind Ihre ersten Eindrücke von den ungarischen Partnern?
Ich hatte schon ein längeres, angenehmes Gespräch mit dem Győrer Oberbürgermeister Zsolt Borkai. Ich spüre da eine hohe Kooperationsbereitschaft und einen sehr kompetenten Partner, mit dem man gut über diverse Themen wirtschaftlicher und infrastruktureller Art reden kann. So, wie ich das auch aus Ingolstadt gewohnt bin. Auch da war mir als Werkleiter die Partnerschaft zur Stadt sehr wichtig.
Hatten Sie auch schon die Gelegenheit, Außenwirtschaftsminister Péter Szijjártó kennenzulernen, der ja mit der Audi Hungaria ein enges, gutes Verhältnis unterhält?
Ja, auch dieses Gespräch habe ich schon sehr positiv wahrgenommen.
Was wird sich im Werk durch den Führungswechsel ändern? Jeder CEO ist ja anderes geprägt und hat über die „Pflichtthemen“ hinaus stets auch gewisse Themen, die ihm besonders am Herzen liegen.
In dieser bewusst gewählten und strategisch ausgerichteten Rochade der drei Werkleiter bin ich als „Fahrzeugmann“ hierhergekommen. Mein Vorgänger Thomas Faustmann ist von seinem beruflichen Werdegang her eher ein „Motormann“. Wir sind heute bereits das größte Motorenwerk der Welt, jetzt gilt es, diesen Stand zu halten und sich weiter zu entwickeln. Da wird man nicht mehr die ganz großen Sprünge erleben. Der Schwerpunkt der Audi Hungaria wird mehr darauf gelegt werden, wie wir die Fahrzeugproduktion, die ja noch ein relativ junges Feld ist, genauso standfest und wirtschaftlich machen können, wie es die Motorenproduktion bereits ist. Der Führungswechsel, den wir durchgeführt haben, ist sicher in diesem Kontext zu sehen. Über den gegenseitigen Wechsel der Führungskräfte wollen wir aber auch die Standorte einander näher bringen.
Was bedeutet das konkret für die Audi Hungaria?
Ich glaube nicht, dass man das im tagtäglichen Geschäft so stark merken wird. Qualität, Produktivität, das sind Prozesse, die klar definiert sind. Aber wie Sie schon gesagt haben: jeder ist ein anderer Mensch. Und bei mir liegt der Fokus eben auf diesem: dem Menschen. Das habe ich auch in Ingolstadt sehr stark betrieben. Ich bin ein großer Teamplayer. Ich arbeite gern mit Menschen und pflege eine sehr offene Führungskultur. Ich liebe es durchaus, auch Kritik zu hören. Ich glaube, nur an Kritik und durch kritischen Umgang mit Themen reift man und erreicht das Optimum. Das mag eine gewisse Veränderung in der Führungskultur sein – ohne allerdings genau zu wissen, wie Thomas Faustmann geführt hat.
Werden Sie versuchen, einige Projekte, die sich in Ingolstadt bewährt haben, auch in Győr zu implementieren?
Natürlich nimmt man immer einiges mit. In Ingolstadt war Umweltschutz ein großes Thema. Wir haben in Ingolstadt als Ziel ausgegeben, ein CO2-neutraler Standort zu werden, und sind auf diesem Weg schon sehr weit gekommen. Auch da erlebe ich ganz positive Voraussetzungen bei der Audi Hungaria. Wir werden in Kürze das Thema Solaranlagen stärker betreiben und haben auch das Thema Geothermie auf der Agenda. Wir haben also beste Voraussetzungen, um uns auch hier an die Spitze zu bewegen. Ein zweites Thema in Ingolstadt war ein so genannter „Imagine“-Prozess. In dessen Rahmen haben wir versucht, die einzelnen Bereiche stärker zueinander zu bringen und Grenzen aufzulösen. Der Name ist von dem Lied John Lennons inspiriert, in dem er von einer Welt ohne Grenzen singt. Wir haben versucht, diese Vision auf Audi Ingolstadt anzuwenden, Bereichsgrenzen abzubauen und gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Das wird mit Sicherheit auch ein Thema sein, auf das ich hier sehr stark ein Augenmerk legen werde: dass wir wirklich versuchen, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und die gemeinsam getroffene Entscheidung dann auch zum Erfolg zu bringen.
Gehen wir über zum Tagesgeschäft. Wie beenden Sie das aktuelle Geschäftsjahr? Was steht noch an?
Dem Jahresabschluss sehen wir sehr positiv entgegen, ohne jetzt auf genaue Zahlen einzugehen. Auf der Fahrzeugseite werden wir erneut ein Rekordergebnis einfahren. Im Motorenwerk sind wir guter Hoffnung, zumindest das Ergebnis des letzten Jahres zu erreichen. Wir gehen aber davon aus, dass wir es noch übertreffen werden.
Was steht 2016 an Erweiterungen und Übergaben an?
Ein Highlight für 2016 steht schon fest: Vor einigen Wochen durfte ich in Budapest den Fördervertrag für die weitere Entwicklung unserer Motorenproduktion unterschreiben. Es geht jetzt darum, diesen Fördervertrag mit Leben zu füllen. Diese Projekte werden zur Schaffung von etwas mehr als 300 Arbeitsplätzen führen. Des Weiteren arbeiten wir bei der Automobilproduktion permanent an der Substanz unserer Produkte, um diese up-to-date zu halten. Das sind im Wesentlichen die Themen für 2016.
Sind bei der Mitarbeiterentwicklung irgendwelche größeren, runden Zahlen absehbar?
Die nächsten Jahre werden eher Jahre der Konsolidierung, bevor wir uns an neue Themen heranwagen. Ich glaube, auch das ist für ein gutes und solides Wachstum wichtig. Wir haben sehr viele neue Mitarbeiter am Ort, die gilt es auch entsprechend zu setteln und gut in die Audi Hungaria zu integrieren. Die Fahrzeugproduktion ist mit ihren Produkten etabliert. Die gilt es jetzt konsequent zu konsolidieren und auszubauen, bevor man dann vor dem nächsten Produktwechsel steht und Neues angehen wird. Bei den Motoren stehen wir vor neuen Motorenprojekten, für die wir ja auch den Fördervertrag mit der ungarischen Regierung abgeschlossen haben. Diese Themen gilt es jetzt genau nach ihrer Terminleiste abzufahren.
Welche neuen Entwicklungen könnten möglicherweise durch die Abgasproblematik auf Győr zukommen?
Zuerst einmal gilt zu sagen, dass alles, was aus Győr kommt, komplett in Ordnung ist. Das, was dort passiert ist, ist ein Thema der Motorsteuerungen, nicht des Motors selbst. Das gilt für alle Motoren der Audi Hungaria. Ich gehe davon aus, dass der Volkswagen-Konzern dieses Thema sehr professionell erledigen wird. Es werden technische Lösungen gefunden werden, die wirklich nachhaltig und den Vorgaben entsprechend sind. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass es keine großen Auswirkungen auf die Audi Hungaria geben wird.
Auch keine positiven? Möglicherweise könnte ein konzerninterner größerer Kostendruck ja auch zu einer Aufwertung der Audi Hungaria bei der Auftragsvergabe führen.
Der Volkswagen-Konzern als Ganzes und die AUDI AG im Besonderen waren schon immer kostensensibel. Wir haben natürlich eine ganzheitliche Verantwortung, der wir gerecht werden, und die Audi Hungaria hat in der Audi-Welt einen festen Platz. Genau so gilt das in der VW-Welt. Die existierende Arbeitsteilung zwischen den einzelnen Standorten ist wohldurchdacht und hat nicht nur etwas mit den jeweiligen Kosten zu tun.
Die Abgasproblematik wird also zu keinen größeren Veränderungen bei der Arbeitsteilung führen?
Wir sind durch das Wachstum der AUDI AG gewachsen. Dadurch ergab sich die Notwendigkeit, neue Produktionsstandorte zu eröffnen. Das haben wir zum einen in China getan, das haben wir auch in Europa mit Győr getan und das tun wir aktuell im nordamerikanischen Raum mit unserem Standort in Mexiko. Dahinter stehen strategische Überlegungen. Wo kann man was, wo braucht man welche Kapazitäten und so weiter. Das Diesel-Thema beeinflusst diese Planungen in keinerlei Weise.
Und wie sieht es mit Impulsen auf Zukunftstechnologien aus? Stichwort E-Mobilität. Könnte es hier zu einer Beschleunigung der Prozesse kommen? In meinem letzten Interview mit Herrn Faustmann kurz vor dem Abgasvorfall hatte er ja bereits angedeutet, dass entsprechende Vorbereitungen laufen würden und die Audi Hungaria bereit sei, wenn eines Tages von Konzernseite der Startschuss bezüglich der Produktion falle.
Das Gleiche könnte ich jetzt wiederholen. Wir beschäftigen uns bei der Audi Hungaria natürlich mit diesem Thema und sind diesbezüglich in einen strategischen Prozess eingebunden. Ich würde aber sagen, dass wir diesbezüglich nicht alles im ersten Interview verheizen sollten. Lassen wir uns einfach überraschen, was die Zukunft bringt. Vielleicht hören wir ja in Kürze etwas dazu.
Wie schätzen Sie die Rahmenbedingungen in Ungarn ein? Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?
Ich glaube, die Investitionsfreundlichkeit in Ungarn ist sehr, sehr hoch. Der Wirtschaftsstandort ist sehr attraktiv. Das sieht man ja auch an der positiven Entwicklung, die Ungarn und auch die Audi Hungaria genommen haben. Wir haben unsere Entscheidung für Ungarn nie bereut und investieren permanent weiter. Das spricht schon für sich. Wir haben inzwischen insgesamt siebeneinhalb Milliarden Euro in Ungarn investiert. Das hätten wir als AUDI AG nicht getan, wenn wir nicht von diesem Standort und von diesem Land überzeugt wären. Im Vergleich zu anderen Standorten sind die Arbeitskosten in Ungarn nach wie vor sehr günstig. Die Infrastruktur ist gut. Die Mitarbeiter sind gut ausgebildet und kommen mit einem hohen Qualifikationsniveau zu uns. Nicht zuletzt auch dank unserer Zusammenarbeit mit den Universitäten und Hochschulen bekommen wir immer noch genügend Arbeitskräfte, um das tun zu können, was wir wollen.
Sie werden in Ihren Wachstumsambitionen durch die Arbeitskräftesituation also nicht behindert?
Wir betrachten dieses Thema natürlich auch langfristig und versuchen langfristig in die Zukunft zu investieren. Ein schönes Beispiel ist die in diesem Jahr erfolgte Einweihung der Audi Hungaria-Schule. Dann das Thema duale Berufsausbildung, die Kooperation mit den Hochschulen; dahinter steht ja auch eine Strategie, die Arbeitskräfte so heranzubilden, wie wir sie brauchen.
Mit all den Maßnahmen bekommen Sie schließlich auch die Arbeitskräfte, die Sie brauchen?
Bisher können wir über keinerlei Engpässe klagen.
Und wie sieht es mit der Fluktuation nach Westeuropa aus?
Die Fluktuation ist natürlich eine Herausforderung, der sich jeder Arbeitgeber stellen muss. Das ist etwas ganz normales, das man auch in Deutschland hat. Es ist ja nicht so, dass einer in Deutschland, wenn er dort einen Job hat, sich nie mehr weiterbewegt. Auch dort gibt es Fluktuation. Für mobile Menschen stellen andere Staaten und andere Firmen stets eine gewisse Attraktion dar. Teilweise sehen wir das im Konzern ganz positiv und wollen das auch. So bieten wir unseren ungarischen Mitarbeitern ganz bewusst die Möglichkeit, mal für einige Jahre nach Deutschland, Mexiko oder nach China zu gehen. Unsere Mitarbeiter nutzen das auch gern. Auch das gehört zur Internationalisierung des Audi-Konzerns.
Ist es nicht schwierig, die Mitarbeiter insbesondere nach einem Aufenthalt in Deutschland wieder für Ungarn zu begeistern? Immerhin verdienen sie in Deutschland für die gleiche Arbeit deutlich mehr.
Man muss natürlich auch die deutlich niedrigeren ungarischen Lebenshaltungskosten in die Rechnung mit einbeziehen. Wenn Sie sich in Ingolstadt, das kenne ich sehr gut, ein Haus bauen wollen oder hier ein Haus bauen wollen, dann sind das ganz andere Dimensionen. Wenn man all diese Punkte mit einkalkuliert, dann ist die Gehaltsschere gar nicht mehr so weit geöffnet. Man muss immer das Gesamtpaket betrachten. Deswegen ist es sehr wichtig, dass sich die Lebensqualität in Győr in den letzten Jahren deutlich nach oben entwickelt hat. Győr ist heutzutage eine äußerst lebenswerte Stadt.
Es hat also nicht nur mit dem Inhalt der Lohntüte zu tun, dass die Leute hier bleiben?
Das Leben in westeuropäischen Ländern ist vergleichsweise teurer. Es geht aber nicht nur rein um Geld, auch die Heimat ist ein Wert an sich, also die Möglichkeit, dort zu arbeiten, wo man geboren wurde und wo man mit dem Umfeld vertraut ist. Ich glaube, wenn all diese Dinge einigermaßen passen, dann bleiben die Menschen gerne hier. Natürlich wird es immer Mitarbeiter geben, die der Meinung sind, sich nach einer guten Ausbildung bei der Audi Hungaria und einigen hier verbrachten Berufsjahren weiterzuentwickeln. Aber das ist ein ganz normaler Vorgang in der Wirtschaft. Wir leben ja auch von partnerschaftlichen Beziehungen zu anderen Unternehmen. Und wenn sich dort jemand hin entwickelt: warum nicht! Es kommen ja auch von anderen Unternehmen Mitarbeiter zu uns. Solange das alles in einem vernünftigen Verhältnis steht, ist das kein Problem. Das Verhältnis, das wir momentan hier haben, ist nicht wesentlich anders als in Ingolstadt. Die Fluktuationsrate, die ich hier kennengelernt habe, ist nur unwesentlich höher.
Dann steht der Weiterentwicklung der Audi Hungaria also kaum etwas entgegen!
Ganz wichtig ist es, mit Augenmaß zu wachsen. Man muss immer sehen, was man einem Standort zumuten kann, wie man nachhaltig wachsen kann. Das geplante Wachstum muss immer mit der Entwicklung der Standortbedingungen Schritt halten. Es geht also auch hier wieder um das Gesamtpaket.
Kamen Sie zu Ihrem Treffen mit Herrn Szijjártó also ganz ohne Wunschliste?
Es gab inzwischen schon drei Gespräche. Dabei haben wir uns auch über die Zukunft der Automobilindustrie in Ungarn unterhalten und welchen Beitrag ein Unternehmen wie Audi Hungaria, aber auch die Regierung dazu leisten kann.
Und welchen Beitrag sollte die Regierung leisten?
Weiterhin ein investitionsfreundliches Klima zu erhalten und dafür zu sorgen, dass ein hohes Ausbildungsniveau gewährleistet ist. Wichtig sind auch Verlässlichkeit bei den Aussagen und dass die richtigen infrastrukturellen Maßnahmen getroffen werden, die das Land und den Standort weiter voranbringen.
Das sind ja alles Punkte, die im Prinzip nur fortgesetzt werden müssten.
Ja, es geht um keinerlei einschneidende Veränderungen. Was ich in meinen ersten Wochen vor Ort erlebt habe, geht aus meiner Sicht alles in die richtige Richtung.
Peter Kössler wurde 1959 in Ingolstadt geboren. Nach der Ausbildung zum Energiegeräte-Elektroniker und dem Studium der Feinwerktechnik an der FH München startete er 1986 seine berufliche Laufbahn bei der AUDI AG in Ingolstadt als Trainee. Nach mehreren Stationen als Gruppen- und Projektleiter in der Produktions- und Fertigungsplanung verantwortete Kössler von 1997 an die Fertigungsplanung Anbauteile / Strukturplanung Presswerk. 2002 wurde er zum Leiter des Presswerkes Ingolstadt berufen. Mit der Zusammenführung aller Audi-Presswerke weltweit stieg er zwei Jahre später zum Leiter der Sparte Presswerk auf. Von 2007 bis 2015 leitete Peter Kössler das Audi-Werk Ingolstadt. In dieser Funktion war er am Standort Ingolstadt für alle fertigungsrelevanten Bereiche und standortspezifischen Themen wie zum Beispiel Werklogistik, Umweltschutz und Werksicherheit zuständig. Im Oktober 2015 wechselte Peter Kössler zur AUDI HUNGARIA MOTOR Kft. und übernahm dort die Position des Vorsitzenden der Geschäftsführung. Zudem ist Kössler seit 2009 Mitglied im Aufsichtsrat der AUDI AG.