In den vergangenen Tagen stand, wer seinen wöchentlichen Zigarettenbedarf auf einmal kaufen wollte, vor Schwierigkeiten. Gerade bei beliebten Marken wie Marlboro verzogen Verkäufer das Gesicht, wenn Kunden mehr als eine Schachtel verlangten. Die Händler versuchen, ihre Vorräte zu strecken, denn der Nachschub ist ungewiss.
Die Landesversorgungsstelle für Tabakläden (ODBE) ist eine seit rund zwei Wochen tatsächlich existierende Stelle, deren Aufgabe es ist, die Nationalen Tabakgeschäfte, kurz Trafik, mit Ware zu versorgen. Mit dem Großteil der zehn großen Tabakproduzenten hat die ODBE bereits eine Einigung erzielt, doch zwei Riesen wollen partout nicht unterzeichnen.
Ungereimtheiten in Sachen Tabak
Dabei ist insbesondere das Zustandekommen des ODBE für Tabakriese Philip Morris ein Problem. Denn im Sommer wurden still und heimlich die regierungsnahen ungarischen Tabakproduzenten bei der ODBE in Position gebracht und die Global Player schlicht übergangen. Tatsächlich wurden die Sitze im ODBE komplett ohne Ausschreibung, aber zu ungewöhnlich niedrigen Konzessionspreisen schlicht vergeben. Mit dem Platz in der ODBE können die glücklichen Gewinner, unter ihnen British American Tobacco, Continental Zrt. und die Pécser Tabakfirma Kft. nun auch die Produkte ihrer Konkurrenten auf den Markt werfen – und dabei drei Prozent des Preises abknapsen. Dies zwingt Produzenten zu einer Preiserhöhung, wollen sie nicht Umsatzeinbußen hinnehmen, beschweren sich Kritiker.
Bereits im Sommer reichten Philip Morris und Imperial deswegen Beschwerde in Brüssel ein, die Untersuchung läuft seitdem. Die linksliberale Tageszeitung Népszabadság schreibt, die Regierung sei bis zum 1. Dezember verpflichtet, der EU in Sachen Tabakmonopol Rede und Antwort zu stehen. Wohl auch deswegen mutmaßt die Zeitung, zögern die Tabakproduzenten mit der Einigung, denn sie hoffen noch immer auf einen Wink aus Brüssel.
Doch den gab es bereits. Elzbieta Bienkowska, EU-Kommissarin für den Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum, ging die ungarische Regierung ungewohnt hart und offen an. Ungarn sei das einzige Land Europas, in dem das Recht zum Tabakverkauf so eng reglementiert und offensichtlich mit den Interessen regierungsnaher Personen verwoben wäre.
Der Chef des Amtes des Ministerpräsidenten, János Lázár, reiste noch im Oktober nach Brüssel, um die Wogen zu glätten. Bisher ist vom Erfolg dieser Verhandlungen nichts bekannt, ist die Untersuchung doch noch immer nicht abgeschlossen.
Stress für Kunden
Doch egal, wie das Urteil aus Brüssel schließlich ausfällt. Schon jetzt scheint gewiss, dass es in der Vorweihnachtszeit bei bestimmten Marken zu Engpässen kommen wird. Denn obwohl die Imperial mittlerweile eingeknickt und mit der ODBE einen Vertrag geschlossen hat, zeigt der Riese Philipp Morris bisher zumindest offiziell kein Interesse an einer Einigung mit dem Tabakversorger. Dabei vertreibt er beliebte Marken wie Marlboro, Multifilter, Gauloises und Davidoff.
Schon geht die Sorge um, Trafikbetreiber könnten sich gegenseitig die Lager leerkaufen. Wohl auch deswegen werden derzeit vielerorts ungewöhnlich große Käufe von bestimmten Marken von den Trafikanten schlicht nicht bedient. Da Raucher aber zu den markentreuesten Konsumenten überhaupt gehören, werden sich viele wohl nach alternativen Beschaffungswegen umsehen und den Schwarzmarkt vor Weihnachten zum Florieren bringen.
schade dass der Mann, dem Ungarn eine so konsequente und erfolgreiche Flüchtlingspolitik zu verdanken hat, so korrupt ist…
Hans in Glück, sie glauben doch vermutlich micht alles, was in Bild und Spiegel steht. Warum glauben sie dann diesen Blödsinn?
“ …die Regierung sei bis zum 1. Dezember verpflichtet, der EU in Sachen Tabakmonopol Rede und Antwort zu stehen. Wohl auch deswegen ..zögern die Tabakproduzenten mit der Einigung, denn sie hoffen noch immer auf einen Wink aus Brüssel.“ Na, in Sachen Tabak“mutyi“ kennen sich die Experten in Brüssel ja aus. Sie sind ja quasi die Tobacco-Gate Experten.