Medien sind heute schnelllebiger denn je, eine Nachricht ist dann besonders wertvoll, wenn sie frisch ist, denn „nichts ist älter als die Zeitung von gestern“ wie ein Sprichwort sagt. Und trotzdem tragen Medien Verantwortung und sollten bei aller Eile ihre Quellen bewusst wählen.

Zweiter Blick: Das Bild von Programmierer Veerender Jubbal ging um die Welt und zeigt einmal mehr, wie schwer es Medien teils haben, zwischen Schnelligkeit und Genauigkeit zu entscheiden.
Selten haben große Medien, da¬runter die deutsche BILD und der italienische TV-Sender Sky TG24, solch einen Bock geschossen. Differenzierte Berichterstattung ist umso schwieriger, je komplizierter das Thema ist, keine Frage. Zeit fehlt, Nachrichten wollen gedruckt werden. Und so kann es geschehen, dass eben vielleicht mal nicht ganz so genau nach den Quellen geschaut wird. So geschehen jüngst im Fal¬le des kanadischen Programmierers Veerender Jubbal.
Das Nachrichtenportal index.hu fasste den Fall gelungen zusammen: Noch im August stellte der junge Mann ein Selfie von sich auf Twitter online. Ein bisher unbekannter Scherzkeks montierte via Photoshop eine Bombenweste und einen Koran ins Bild. Das Bild ging um die Welt, zwischenzeitlich wurde Jubbal selbst als einer der Attentäter von Paris gehandelt. Dumm nur, dass er damit so gar nichts zu tun hat. Er war, nach eige¬nen Angaben, noch nie in Paris und sei weiterhin kein Moslem, sondern Sikh. Kenner werden dies unschwer an seiner Kopfbedeckung erkennen, einem für diesen Glauben typischen Turban.
Erstaunlicherweise tauchte das Bild in den ungarischen Staatsmedien nicht auf, dabei hätte es doch einwandfrei in die journalistische makellose Recherchearbeit gepasst, in der von rechtsextremen Schlägertrupps „gefundene“ Mobiltelefone und deren verdächtiger Inhalt flugs als Eigentum von Flüchtlingen deklariert werden. Aber solange es ins politisch opportune Bild passt, drückt man vielleicht schon mal ein Auge zu.