Manche Ideen sind so einleuchtend, dass man sich fragt, wieso da bisher noch niemand darauf gekommen ist. Das Smúz ist so eine Idee: ein Café muss schön sein. Blumen sind schön. Nirgendwo gibt es so viele Blumen wie in Blumenläden.
Das Smúz am Kossuth Lajos tér sprüht geradezu vor Schönheit. Überall stehen Blumen, die natürlich auch alle erworben werden können. Perfekt in Szene gesetzt von Designitems von Serax. Natürlich auch alle verkäuflich. Auch das restliche Interieur stammt von der belgischen Designermarke. Alles ist hell, freundlich, bequem, schön. Die Möbel haben den Stil von Gartenmöbeln, was natürlich beabsichtigt ist. „Wir wollen die Grenze zwischen drinnen und draußen verwischen. Natürlich bist du drin, aber es soll sich ein bisschen anfühlen als ob du draußen bist. Wie in einem Garten“, erklärt Viktória Lugosi. Es ist ihr Café, und sie ist sichtbar stolz darauf. Durch die großen fast bodentiefen Fenster scheint fast den ganzen Tag die Sonne, und auch bei bewölktem Himmel ist der Ausblick spektakulär: Vom majestätischen Parlament direkt gegenüber dem Café geht der Blick über die Donau auf den Burgberg mit der Matthiaskirche und der Fischerbastion. Postkartenreif.
Die Schönheit steht im Café Smúz im Mittelpunkt. Denn Schönheit macht glücklich. „Und ich möchte Menschen glücklich machen“, sagt Viktória. „Was will ich auch mit unglücklichen Gästen? Wenn sie glücklich sind, macht mich das selber glücklich.“
Viktória Lugosi hat das Smúz vor eineinhalb Jahren eröffnet, gemeinsam mit ihrem Mann László. Die beiden sind eigentlich Journalisten, er Fotograf, sie Fernsehreporterin. Nebenbei betrieben sie seit 15 Jahren als zweites Standbein einen Blumenladen. Bis ihnen eine Idee kam: Nicht mehr nur Blumenladen, sondern ein Blumenladen-Café könne man betreiben. Um den richtigen Stil für ihr Café zu finden, reisten sie durch ganz Europa. Nirgendwo fanden sie etwas Vergleichbares. Erst im Nachhinein erfuhren sie, dass es in Berlin doch schon länger eine solche Kombination gibt. „Wo sonst?“, lacht Viktória. Budapest und Berlin sind sich ja in vielem ähnlich: Beide haben große alternative Szenen und sind sehr aufgeschlossen. Städte für Pioniere, wie Viktória und László.
Schon ihr Blumenladen war kein einfacher Blumenladen. Mehr als einmal waren sie die Ersten, die neue Pflanzen importierten, die später zum Standard gehören würden. Von dort bauten sie auch den ersten Lieferservice für Blumen in Ungarn auf: Viragneked („Blumen für dich“). Sie hatten sogar bereits vor zehn Jahren die Idee, diese einfach über die Telefonrechnung zu bezahlen. Sie traten mit der Idee an Nokia heran (wir erinnern uns: damals noch Marktführer), doch dort winkte man ab. Sicher eine gute Idee, aber leider nicht umsetzbar. Heute investieren Firmen wie Apple (ApplePay) Milliarden in die Zukunftstechnologie „Mobile Payment“. „Wir kamen einfach zu früh mit der Idee“, seufzt Viktória. Mit dem Smúz kamen sie aber goldrichtig.
Als sich die Gelegenheit ergab, die Räume am Kossuth Lajos tér zu mieten, griffen sie zu. Das Innere des Smúz ist bunt, lebendig, scheinbar chaotisch und doch planvoll. Es ist schön! Das erfährt man mit allen Sinnen: Dem Besucher strömen die vielfältigen Gerüchen eines Blumenladens entgegen, allerdings gemischt mit dem Aroma von frischem Kaffee. Alle Speisen sind liebevoll angerichtet – natürlich mit Blüten. Die Hintergrundmusik ist sorgfältig ausgewählt, sodass sie auch beim Arbeiten nicht stört. Und natürlich der Geschmack. „You are your last coffee“, sagt Viktória und meint damit, dass die Qualität unseres Essens maßgeblich unser Wohlbefinden beeinflusst.
Deshalb werden die Kaffeebohnen jeden Monat aufs Neue sorgfältig ausgewählt (die Ernten sind ja wie beim Wein alle unterschiedlich) und in einer echten handgemachten LaMarzocco aus Florenz zubereitet. Die Bohnen sind aus biologischem Anbau und die frischen Säfte kommen ohne Zuckerzusatz aus. Um diesen Standard zu halten, ist die Karte recht übersichtlich. Dafür ist der Genuss garantiert: der hausgemachte Kuchen ist ein Gaumenschmaus, und immer wieder gibt es, neben den uneingeschränkt zu empfehlenden Klassikern Schokoladen- und Käsekuchen, neue Kreationen zu entdecken. Auch Frühstücken kann man hier. Als leichte Mahlzeiten bietet das Smúz Quiche, Salate und Sandwiches. Die Sandwiches sind saftig und herzhaft, die Salate knackig frisch und das Olivenöl im Dressing ist das gleiche wie in der Küche des Buckingham Palace, worauf stolz in der Karte hingewiesen wird. Auch die Weinauswahl ist klein aber fein.
Schönheit in allen Dimensionen
Und es gibt noch eine Dimension der Schönheit im Smúz: die Kultur. Ihre Schönheit nehmen wir mit unserm Geist wahr, sagt Viktória. Smúz, erzählt Viktória, sei ein jüdisches Wort und meint einen Ort, wo Menschen zusammenkommen und miteinander reden. Deshalb gibt es regelmäßig Buchvorstellungen im Smúz und sogar einen Buchclub. Dort steht jeden Monat ein anderes Buch im Mittelpunkt, und oft wird der Autor eingeladen, um über das Buch zu sprechen. Als nächstes steht der wiederentdeckte Roman „Stoner“ von John Williams aus dem Jahr 1965 auf der Liste. Leider (bisher) nur auf Ungarisch. Auch ein kleines Theaterstück ist geplant: „Aber es wird noch nichts verraten“, lächelt Viktória.
Und wenn man so will, gehört das Gute auch noch zur Schönheit des Smúz dazu. Dass wahre Schönheit immer auch eine ethische Dimension hat, lehrte der Philosoph Platon schon in der Antike. Im Smúz gibt es die Möglichkeit lokal produzierte Produkte zu kaufen, zum Beispiel handbestickte Schals, Taschen und Shirts von „matyodesign“, die alle in einem Dorf in Ostungarn hergestellt wurden. An jedem Stück ist ein Foto der jeweiligen Stickerin angehangen. Daneben gibt es kleine Notizbücher von „hungaropedia“ oder hausgemachte Marmelade zum Mitnehmen.
So oder so: Aus dem Smúz geht man bereichert raus. Vielleicht sogar ein bisschen glücklicher. Weil Schönheit einfach guttut.
Budapest, V. Bezirk, Kossuth Lajos tér 18
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag zwischen 9 und 20 Uhr, Samstag und Sonntag zwischen 10 und 20 Uhr
Reservierungen unter +36 30 922 0850
Preise
Frühstück: ……………………..450-2.550 Forint
Warme Speisen, Sandwiche und Salate:1.490-2.200 Forint
Desserts: ……………………….890-2.400 Forint
Kaffeespezialitätet: ………….550-1.700 Forint