Was das Goethe Institut für Deutschland, ist das Balassi Institut für Ungarn. In insgesamt 23 Einrichtungen weltweit vertritt das Kulturinstitut im Ausland die nationale Kultur und Sprache der Magyaren. Bereits seit 1990 bereichert es auch in Stuttgart die Kulturszene vor Ort um Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und ungarischen Sprachunterricht. In diesem Jahr feiert die Einrichtung ihr 25-jähriges Bestehen.
Mit einer Veranstaltungsreihe unter dem Titel „25“ wurde das Jubiläumsjahr des Instituts über die vergangenen elf Monate verteilt, gebührend gefeiert. Den Auftakt der Reihe machte die interdisziplinäre Kunstausstellung „Soundweaving – Melodien aus Stickerei?“, die bereits am 27. März präsentiert wurde. Auch zahlreiche Konzerte wurden im Laufe des Jahres sowohl im Institut als auch anderorts in Stuttgart im Rahmen der Reihe veranstaltet. Ein Höhepunkt war die Weltmusik-Band Hungariddim, die beim renommierten Sommerfestival der Kulturen am Stuttgarter Marktplatz vor mehreren Hundert Zuschauer auftrat. Aber auch mit der Hajnal Band und ungarischen Jazzgrößen wie Veronika Harcsa, Tony Lakatos und Kálmán Oláh, die vom Balassi Institut nach Stuttgart eingeladen wurden, begeisterte man das Publikum. Auch die Kleinsten wurden im Jubiläumsjahr nicht vergessen: So gab es interaktive Märchen von Aliz Bogárdi, eine Puppentheaterinterpretation von Benedek Eleks Märchen „Himmelhoher Baum” und eine Vorführung des Volksmärchens Ludas Matyi von der Vaga Banda. Im Dezember folgen noch zwei weitere Kinderkonzerte mit der Szélkiáltó und Misztrál Band.
Nach Berlin ist das Ungarische Kulturinstitut in Stuttgart bereits das zweite Balassi Institut in der Bundesrepublik. In einem Land gleich mit zwei Standorten vertreten zu sein, ist eine Auszeichnung, die das Balassi Institut sonst nur noch Rumänien – hier lebt mit 1,4 Millionen Menschen die größte Gruppe der Auslandsungarn – angedeihen lässt. „Hinter der Existenz in Stuttgart steht jedoch ein tieferer Sinn“, erzählt Terezia Füssenhäuser vom Balassi Institut in Stuttgart. Der Süden Deutschlands und Ungarn seien historisch eng verwoben. Ein Großteil, der noch heute in Ungarn lebenden deutschsprachigen Minderheit (die Donauschwaben) wanderte im 18. Jahrhundert aus den südlichen deutschen Ländern nach Ungarn aus. Nach 1946 wiederum strömten Hunderttausende Vertriebene in die „alte Heimat“ zurück. Baden-Württemberg übernahm darum 1954 die Patenschaft für die Donauschwaben, woraus sich im Laufe der Jahre mehr und mehr eine Partnerschaft mit Ungarn entwickelte. Auch nach dem ungarischen Volksaufstand 1956 flüchteten viele Ungarn insbesondere in die Region um Stuttgart.
Das Stuttgarter Balassi Institut kann heute auf eine lebhafte Vergangenheit zurückblicken. In den vergangenen 25 Jahren wurde es von sieben Direktoren geführt, die Abwechslung in das Programm brachten und neue Akzente setzten. Seit Januar 2014 hat der aus Pécs stammende Tamás Szalay die Leitung inne. „Ein Tiefpunkt im Institutsleben war sicherlich die Schließung des Ungarischen Generalkonsulats 2005“, schildert Füssenhäuser. Die vergangenen zehn Jahre habe das Ungarische Kulturinstitut daher im Alleingang in Baden-Württemberg gearbeitet. Umso erfreulicher war für das Balassi Institut in Stuttgart daher, dass gerade im Jubiläumsjahr das Generalkonsulat wiedereröffnet wurde. „Das Generalkonsulat stärkt mit einem großen Team Ungarns Anwesenheit in Baden-Württemberg und wir arbeiten auf vielen Ebenen zunehmend Hand in Hand“, so Füssenhäuser.
„Das Stuttgarter Balassi Institut ist heute eine wichtige Institution für Ungarn und Baden-Württemberg. Diesen Status möchten wir künftig nicht nur erhalten, sondern weiter ausbauen.“ – dies wünscht sich das gesamte Team des Kulturinstituts für die weitere Zukunft. Dabei wolle man zeitgemäß, aktuell, modern und kompetent auf der kulturdiplomatischen Bühne Europas agieren.
Lesen Sie zu diesem Thema auch unser Interview mit dem Leiter des Ungarische Kulturinstitut in Stuttgart Tamás Szalay.