Sie hängen in jeder Wohnung von der Decke, stehen auf dem Nachtkästchen, neben dem Lesestuhl oder auf dem Schreibtisch: Lampen. Die gebürtige Budapesterin Szilvia Nagy hatte vor wenigen Jahren eine Erleuchtung. Als sie mit Freunden im Garten eines alten Bauernhauses im pittoresken Káli-Becken unweit des Balaton bei Wein und Käse saß, blieb ihr Blick an einem „Müllhaufen“ hängen, der im Zuge von Renovierungsarbeiten an dem Häuschen aufgehäuft worden war. „Alles nur Gerümpel“, sagten die Eigentümer mit abschätziger Geste.
Nicht aber für Szilvia Nagy. Unter dem vermeintlichen Tand stachen ihr die verstreuten Teile eines alten Webstuhls ins Auge. In diesem Augenblick kam ihr ein zündender Gedanke: Daraus wird eine Lampe entstehen! Und noch fundamentaler: Sie wird künftig Leuchten herstellen. Und zwar samt und sonders aus Dingen, die entsorgt worden sind. Mit anderen Worten: Sie fabriziert aus entrümpelten oder wiederverwertbaren Gegenständen Lampen. Mal aus Kaffeemaschinenkapseln und Holzscheiten, mal aus dem Rahmen eines alten Liegestuhls und einem Mehlsieb. Es ist Recycling auf einer hohen, schöpferischen Stufe.
Szilvia Nagy hat diesen lichten Glanz in den Augen, wenn sie von Lampen spricht. Ja, der Müllhaufen im Káli-Becken sei damals ihr Initialerlebnis gewesen. Seit damals läuft sie mit einem geschärften Blick durch die Welt – und erspäht unentwegt Dinge, die sie in Lampen verwandeln kann. Erst neulich etwa saß sie in einem Gartencafé in Budapest und machte zwischen anderem „Gerümpel“ eine weggeworfene alte Holzblumenkiste aus. Inzwischen hängt diese Blumenkiste mit einer Vielzahl von Glühbirnen und bunten Kabeln vom Plafond eines Wohnzimmers – zur Begeisterung der Eigentümer, die sich jeden Abend an einer Lampe erfreuen, die es kein zweites Mal gibt.
Keine Leuchte ähnelt einer anderen
Szilvia Nagy stellt nur Unikate her, keine ihrer Leuchten ähnelt der anderen. Was Kreativität für sie bedeute? „Freie Gedanken, die sich in Taten ausdrücken.“ Es sei aber auch dieser gewisse Blick notwendig, der hinter die Oberfläche und den Schein zu dringen vermag und den Wert eines Gegenstandes erkennt. Ebenso wie ihr schablonenhafte Gedanken fernstehen, hat sie auch mit eingefahrenen, schematischen Methoden bei der Arbeit nichts am Hut. Der schöpferische Prozess ist bei ihr frei von jedweder Wiederholung und Routine – was die Arbeit für Szilvia Nagy denn auch „besonders spannend“ macht.
„Wenn jemand mit der Bitte an mich herantritt, um für ihn eine Lampe herzustellen, mache ich mir zuerst von seinem Zuhause ein Bild. In dieser ersten Phase setze ich mich bewusst der Aura der jeweiligen Familie und der Atmosphäre des jeweiligen Ortes aus.“ Nachdem sie das Fluidum einer Wohnung oder eines Hauses in sich aufgenommen hat, lässt sie die Eindrücke so lange wirken, ehe sich in ihrem Kopf eine Idee herauskristallisiert. Sie sagt: „Ich glaube, dass ich ein besonderes Gespür für den individuellen Stil anderer Menschen habe. So gelingt es mir, die entsprechenden Lampen zu erträumen.“
Die Welt stets mit neuen Augen sehen
Szilvia Nagy arbeitet von Anbeginn mit ihrem Onkel János Reviczky zusammen, der ein Tausendsassa alten Schlages ist. Was immer die Lampendesignerin an Ideen ausbrütet, Onkel János setzt sie findig und zügig in die Realität um. Er ist es auch, der die Deckenlampen fachgerecht montiert. Woher sie sich die Inspiration holt? „Von meinen Kindern, meinem Mann, meinen Freunden, der Donau bei Szentendre, einem Spaziergang im Wald“. Und sie fügt hinzu: „Ich versuche die Welt jeden Tag mit neuen Augen zu betrachten, nur so bleibt mein Blick jung“.
Unter folgenden Internetadressen können Sie sich ein Bild von den Lampen Made by Szilvia Nagy machen:
www.lottilamp.com und facebook.com/lottilamp