Von Gábor Vágó
Die Terroristen hatten nur eine Intention mit der scheinbar sinnlosen Gewalt: Eine anti-islamische Stimmung zu provozieren und damit die friedlichen Moslems zu radikalisieren. Ob es ihnen gelingt, liegt nun an Europa.
Die unmenschlichen Mörder des Islamischen Staates haben das Blutvergießen aus Syrien auf unseren Kontinent gebracht. Der erste Gedanke gilt immer der Trauer. Der zweite Gedanke dreht sich um die Frage WARUM. Es heißt, dass sie den Hass gegen die Einwanderer und Flüchtlinge entfachen wollen, damit die muslimische Gemeinschaft unter dem Druck dieser Hasswelle radikalisiert wird. Sie schreiben über das Eliminieren der „Grauzone“ unter den Moslems.
Denn nicht jeder Moslem ist ein radikaler Terrorist. Wenn nun aber Rachefeldzüge gegen sie gestartet werden, dann wird sie die Angst leichter in die tödlichen Arme des Islamischen Staates treiben. Der Zeitpunkt der gewaltsamen Provokation ist bei weitem nicht zufällig. Die Terrororganisation an der Nahost-Front steht vor dem Scheitern und muss jetzt Kraft demonstrieren, um neue Kämpfer für den Feldzug gegen den Humanismus rekrutieren zu können.
Europas große Frage ist, ob es Führungspersönlichkeiten besitzt, die fähig sind, die aktuell verständliche Angst und den daraus entstehenden Hass zu beschwichtigen und gleichzeitig der tatsächlichen Bedrohung entgegenzutreten.
Falls dies nicht gelingt und Rachefeldzüge ausbrechen, dann haben die Terroristen ihr Ziel erreicht. Wenn kurzsichtige Staatsoberhäupter einen politischen Nutzen aus der Situation ziehen wollen, dann schüren sie die Paranoia nur weiter. Denn solange das Volk in Angst und Schrecken gehalten wird, können sie ihre Macht weiter verstärken: Es können Massenüberwachung, unter den Teppich gekehrte Fälle und eine Reihe an schnell durchgebrachten Gesetzen, die der Korruption dienen, folgen.
In der Geschichte gab es zahlreiche Beispiele dafür, dass die Machtspitze das politische System auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten hat, mit der Gefahr eines Krieges als Vorwand.
Wie wird es in Europa nach dem Terror aussehen? Das hängt von unserer Reaktion ab. Die Terroristen haben uns eindeutig den Krieg erklärt. Wenn die europäischen Führungspersonen unfähig sind oder zulassen, dass der Hass ausbricht, dann haben die Terroristen gewonnen. Es ist immer einfacher zu hassen, nur bezahlt macht es sich nie. Wer den Sündenbock jetzt unter den Flüchtlingen oder den Moslems allgemein sucht, der schürt das Feuer nur weiter und tanzt den Terroristen nach der Pfeife. Wer aber versucht Hass und Terror aufzuhalten, der ist auf dem richtigen Weg.
Der Autor ist Politiker und Publizist. Der hier wiedergegebene Text erschien auf dem Investigativblog atlatszo.hu.
Ich bitte zu verstehen, dass Waffenlieferungen des Westens, mörderische Bomben arroganter und dummen Regimen wie der USA und Frankreich und die kriminellen Einmärsche und Übergriffe demokratischer Staaten in fremde Länder sinn- und nutzlos sind. Sogar meine Jungs haben verstanden, dass diese Agressionen und Kriegsführungen nur den eigenen wirtschaftlichen Interessen dienen und sie der Ursprung des Übels sind. Jedes Kind weiss, dass wenn es als erstes zuschlägt, auf irgend eine Art auch wieder auf den Deckel bekommt. Die Beweise sind seit 9/11 und neulich in Paris offenkundig und die dümmsten aller dummen Medien versuchen unter den Politikern und dem Volk Angst zu verbreiten, anstatt mutig die genannten Verbrechen ihrer Regime zu verurteilen. Obamas und Hollands Kriegseinsätze in andere Länder soll man von Anfang an verurteilen. Sie treffen in erster Linie nur unschulduge Zivilisten.
Eine Armee soll zum Schutz der eigenen Grenzen und Bevölkerung eingesetzt werden und nicht um andere Völker einzuschüchtern und zu überfallen! Haben wir aus der Geschichte noch nichts gelernt?
Simonius: Natürlich haben sie recht, aber ein großer Teil der islamistischen Gewalt ist nicht die Reaktion auf die verbrechischen Angriffskriege des Westens, sondern Teil dieser Angriffe. Schon seit den 1830ern förderte das British Empire islamistische Gruppen im Kampf gegen die Konkurrenten Frankreich und Russland, später wurden solche Gruppen zur Destabilisierung des Osmanischen Reiches (zB. die Wahabiten und diverse Sufi-Orden) und Persiens eingesetzt. Die Muslimbruderschaft in Ägypten und die Senussi in Libyen wurden von den Anglo-Amerikanern im Kampf gegen den säkulären Panarabismus instrumentalisiert. Im Afghanistankrieg der Sowjets, auf dem Balkan und jetzt in der libyschen Revolution und dem Bürgerkrieg in Syrien, spielen islamistische Gruppen die Rolle der NATO-Bodentruppen; die Wurzeln von Boko Haram reichen in den Biafrakrieg zurück, als die Anglo-Amerikaner das nigerianische Militär und islamistische Milizen gegen die christlichen Ibo einsetzten.
Ein Teil des islamischen Widerstandes war sicherlich antikolonialer Widerstand, aber andere waren Mitspieler bei geopolitischen Winkelzügen.