Dass es um den Budapester Nahverkehr und die BKV alles andere als gutsteht, ist seit Jahren bekannt. Oberbürgermeister István Tarlós macht jetzt in einem Brief Druck bei der Regierung, endlich bei der stetig klammen Finanzierung beizuspringen. Ansonsten würden neue Gebühren und auf die Passagiere abgewälzte Kosten schlicht unumgänglich.
Das Nachrichtenportal index. hu veröffentlichte zum Ende der vergangenen Woche einen Artikel, der Eltern kleiner Kinder in helle Aufregung versetzten dürfte. So sei das Portal in Besitz eines Briefes von OB István Tarlós an Regierungschef Orbán. Thema: der dauerdefizitäre Budapester Nahverkehr.
Leere Worte oder echte Alternativen?
Dabei sind es vor allem die Agglomerationsstrecken, die der BKV finanziell zu schaffen machen. Im von Tarlós sowie fünf weiteren Bürgermeistern unterzeichneten Schreiben wird folgende Rechnung aufgemacht: Der Nahverkehr außerhalb Budapests Stadtgrenzen kostet die BKV allein bei den HÉV-Strecken jährlich fast 16 Milliarden Forint. Aus Ticketverkäufen, Zeitfahrkarten und dem Zuschuss durch die Kommunen kommen jedoch nur 4,2 Milliarden zurück. Um das Loch zu stopfen, müssten die Preise um ein Vielfaches erhöht werden, so die Unterzeichner. Da die Verpflichtung den Passagiertransport zu organisieren theoretisch an der Stadtgrenze endet, erwartet die Leitung der Hauptstadt hier besonders Hilfe vom Staat.
Noch einen weiteren Faktor gibt es, der den Nahverkehr über die Maße defizitär funktionieren lässt: Ganze zwölf Prozent der Fahrgäste fahren kostenlos. Konkret sind das Kinder unter sechs Jahren (etwa 100.000), Rentner über 65 Jahren (etwa 324.000) und Menschen mit Behinderung (etwa 120.000). OB Tarlós sieht hier den Staat in der Pflicht, für die Ausfälle der BKV einzuspringen. Sollte dies nicht geschehen, ist bereits eine Verordnung geplant, nach der die kostenlos Beförderten eine monatliche Registrierungsgebühr von 1.000 bis 2.000 Forint zu zahlen hätten.
Im selben Atemzug wird auch wieder die schon öfter ins Gespräch gebrachte Budapest-Vignette für Anwohner aus dem Umland, die mit dem Auto in die Hauptstadt kommen, diskutiert. Innerhalb Budapests soll zusätzlich eine Staugebühr eingeführt werden. Wo und wie hoch diese Gebühr sein soll, ist jedoch bisher nicht beschlossen.
Noch Ende Juli hieß es, bis Ende September sollte es Antwort von der Regierung geben, wie sie sich am Betrieb der BKV beteiligen wird. Geschehen ist bisher nichts.
Der desolate Zustand des öffentlichen Nahverkehrs an vielen Stellen erfordert jedoch ein schnelles Einschreiten auch von Regierungsseite, wenn die Hauptstadt nicht unter den Lasten zusammenbrechen soll.
würde man wie z.B. in den Niederlanden oder Spanien durchgehende Zugangs- bzw. Fahrkartenkontrollen einführen würde der Grossteil der (überwiegend ungarischen) Fahrgäste nicht mehr schwarzfahren können. Es gilt hier als selbstverständlich kein Ticket zu entwerten sondern dies nur dann zu tun wenn Kontrolleure zusteigen was aber sehr sehr selten der Fall ist. Sicher wären auch mehr Leute bereit ein Ticket zu kaufen/entwerten wenn das Tarifsystem fortschrittlicher wäre. Wenn man eine Station mit dem Bus zu einer Metrostation fährt muss man dafür ein Ticket kaufen und dann für die Metro nach ein paar Minuten noch mal eines. Wäre ein Ticket für eine Stunde gültig, in der man sooft umsteigen könnte wie man wollte, würde dies mit Sicherheit einen positiven Effekt auf die Zahlungsbereitschaft und auf die Passagierzahlen haben. Muss ich aber 3 Tickets lösen um zu einem Ziel zu kommen kann ich auch ein Taxi nehmen.