Kennen Sie den Puli? Hierbei handelt es sich nicht um ein Kleidungsstück für die warme Jahreszeit, sondern um einen ungarischen Hirtenhund. Dieser genießt hierzulande dank seines ungewöhnlichen Aussehens und seines treuherzigen Charakters Kultstatus. Kultstatus genießt bei der Budapester Zeitung seit letzter Woche auch das gleichnamige Restaurant Puli Étterem auf der Andrássy út. Wir waren zu Gast und haben nicht nur gelernt, dass ein modernes Ambiente und traditionelles ungarisches Essen gut zusammenpassen, sondern auch, dass Trüffel und Foie gras nicht immer ein Vermögen kosten müssen.
Denkt man an ein Restaurant, das sich auf traditionell ungarische Küche spezialisiert, schweben einem sofort Bilder einer heimeligen Csárda mit schwerem Holzmobiliar vor. Ergänzt man dieses Bild noch um ein paar bestickte Wanddeckchen und die obligatorische Zigeunerband, erhält man den Archetypus des Budapester Touristenlokals. Doch es geht auch anders: Im April 2014 eröffnete auf der Andrássy út im VI. Bezirk das Puli Étterem – ein modern eingerichtetes Lokal, das neben einem „Best of“ der ungarischen Rezeptklassiker, zu denen beispielsweise Paprikahühnchen und gefüllte Kohlrouladen zählen, auch Spezialitäten wie Trüffel und Foie gras anbietet.
Im Puli Étterem kann man sich sehen lassen
Die Andrássy út ist bekanntlich die Flaniermeile der Stadt. Hier heißt es sehen und gesehen werden. Dazu bietet das Puli Étterem eine ausgezeichnete Möglichkeit: Entweder auf der einladend dekorierten Straßenterrasse, die abhängig vom Wetter auch an kühlen Novembertagen noch geöffnet ist, oder an einem Fensterplatz im Inneren des Lokals. Durch die deckenhohen Glasscheiben lässt sich gemütlich dem Trubel auf der Prachtstraße zuschauen. Der Innenraum des Puli Étterem wirkt aufgeräumt, hell und angenehm luftig: Nur wenige moderne Dekogegenstände, dazu gehören überdimensionale Messer und Gabeln, zieren die grau getünchten Wände. Verstreut finden sich auch hier ein paar Paprikaschoten. Doch angefangen von den funktionalen, aber bequemen Holzmöbeln, bis zum schlichten, beigen Papierplatzdeckchen, scheint alles dem Besucher zuzurufen: „Befreie Dich von unnötigem Ballast und konzentrier Dich einmal nur aufs Essen.“
Ein Blick auf die Speisekarte lässt bei Liebhabern von Trüffel- und Foie gras die Herzen höherschlagen. Nicht jedem ist bewusst, dass beide fester Bestandteil der traditionellen ungarischen Küche sind: So ist Ungarn nach Frankreich der zweitgrößte Produzent von Gänsestopfleber. Und neben Périgord, Piemont und Umbrien ist auch das Karpatenbecken Heimat einiger leckerer Trüffelarten. Das Puli Étterem schöpft hier aus dem Vollen: Gebratene Entenleber mit karamellisierten Esskastanien auf hausgemachtem Brot, Käse-Trüffelcreme mit Honig zu Rucola und Brot, Leber auf Kartoffelbrei in Tokajer-Sauce, Pasta mit Foie gras und Trüffelöl. Sogar zum Dessert kann man noch Leber haben: Wer sich traut, dem sei dringend empfohlen, die gebratenen Leberhäppchen in pikanter, warmer Bitterschokoladensauce einmal zu probieren. Die Kombination ist, wenn auch gewöhnungsbedürftig, ein unvergessliches Geschmackserlebnis. Die luftigen Somloer Nockerln hingegen sind weniger abenteuerlich, aber immer eine sichere Wahl für den Abschluss einer füllenden Mahlzeit.
Bei so vielen mundwässernden Alternativen fällt die Auswahl nicht leicht. Das Team vom Puli Étterem hat jedoch einen sympathischen Weg gefunden, Unentschiedenen die Entscheidung leichter zu machen: So sind die Empfehlungen der Mitarbeiter auf der Karte mit einem kleinen Herzchen gekennzeichnet. Ob mit oder ohne Herz – alle Gerichte der Speisekarte sind für die gebotene Qualität äußerst erschwinglich. Mit nur 4.800 Forint ist das Rinderfilet (250 Gramm) zu Trüffelkartoffelbrei und Blaukäsesauce das mit Abstand teuerste Gericht im Puli Étterem. Allerdings auch eines der Köstlichsten und ein Grund, immer wieder zurückzukehren. Denn die harmonische Kombination aus würzigem Trüffel und dem schlichten, süßlichen Aroma des Kartoffelbreis hat Suchtpotential.
Das Puli Étterem ist kein Restaurant, dass man bei nur einem Besuch entdecken kann. Es erfordert mindestens drei oder vier Besuche, um die verführerischsten Angebote durchzukosten. Erschwerend kommt hinzu, dass je nach Saison neue Gerichte ihren Weg auf die Speisekarte finden: In dieser Woche dreht sich anlässlich des Martinstages alles um die Gans. Doch auch das lockere Ambiente, die freundliche Bedienung und die zentrale Lage des Restaurants machen das Puli Étterem zum perfekten Lokal für ein Dinner vor einer langen Nacht in der Stadt. Wer das Glück hat, in der Budapester Innenstadt zu arbeiten, wird sich auch für das Mittagsangebot im Puli Étterem interessieren: Statt zweitklassigen Tagesgerichten erhalten Sie hier Vorspeise und Hauptgericht à la carte (bis auf gesondert gekennzeichnete Speisen) zum Preis von nur 1.000 Forint.
Katrin Holtz
Puli Étterem
Budapest, VI. Bezirk, Andrássy út 34
Öffnungszeiten: täglich 12 Uhr bis Mitternacht
Reservierungen unter +36 70 567 5520 oder info@pulibudapest.hu
Preise
Suppen und Vorspeisen:….900-2.300 Forint
Hauptspeisen: ……………..2.200-4.800 Forint
Desserts: ………………………………..800 Forint