Der Herbst zeigt sich dieser Tage wirklich von seiner allerschönsten Seite. Strahlender Sonnenschein, das Laub prangt in sattem Rot und Goldgelb, wer kann, verbringt seine Zeit im Freien, um noch Vitamin D zu tanken. Ein beliebtes Ziel der Hauptstädter ist zweifelsohne das Stadtwäldchen (Városliget). Doch bald ist es (vorerst?) vorbei mit dem Grün und der Ruhe.

Neues Bild: Am 56osok tere soll im Rahmen des Liget Projects ein kleines Theater entstehen. (Foto: MTI / Stadtpark AG)
Vergangene Woche entschied das Parlament – 200 Milliarden Forint werden ins Liget Project, sprich in den Umbau des Stadtwäldchens gesteckt. Dabei ist es vor allem das geplante Museumsviertel, welches das Bild des Stadtparks drastisch verändern wird.
Last-Minute-Änderungen
Die Pläne für das auf vier Jahre angelegte Großprojekt waren bis zum letzten Moment noch in der Schwebe. In der endgültig beschlossenen Version findet auch ein kleines Theater Platz, zwei große Museen, das Museum der ungarischen Architektur und das Fotomuseum werden doch nicht verwirklicht.
Ebenfalls ist es kein Geheimnis, dass solche Projekte gern groß aufgebauscht vor Wahlen übergeben werden (2014 schuf die Fidesz-KDNP-Koalition eine ganz eigene Kommunikationsform, durch die es möglich war, das Prestige-Projekt Burgbasar im selben Jahr mehrfach – stets vor anstehenden Wahlen – zu übergeben/ die Budapester Zeitung berichtete). So ist auch im Liget Project das Ende der ersten großen Bauwelle vor den kommenden Wahlen 2018 geplant. So soll das Landeszentrum für museale Restaurierung und Lagerung verwirklicht werden als einziges Objekt außerhalb des Wäldchens. Innerhalb des Parks sollen die baulichen Voraussetzungen und die Infrastruktur für die kommenden Bauwerke geschaffen werden. Ebenfalls noch vor den Wahlen 2018 soll das Haus der Ungarischen Musik übergeben werden. Das vom japanischen Stararchitekten Sou Fujimoto entworfene Gebäude wird anstelle einer der beliebtesten Freiluftkneipen der Stadt, dem Kertem, entstehen.
Das den Plänen neu hinzugefügte Theater soll an der Ecke Dózsa György út und Ajtósi Dürer sor entstehen, das einstmals dort geplante Antrophologische Museum rückt ins Innere, Richtung Heldenplatz.

Jetzt und dann: Die Planer versprechen, trotz des Umbaus soll der Park nicht spürbar weniger Grünfläche haben.
Widerstand gegen Baupläne
Dabei ist das Liget Project keineswegs unumstritten. So veröffentlichte der Investigativ-Blog atlatszo.hu kurz nach dem Parlamentsentscheid ein Video, in dem die Kritikpunkte am Mammutprojekt zusammengestellt werden.
Der wohl entscheidendste Punkt dürften die Kosten sein. Während die Pläne zur Umgestaltung des Stadtwäldchens seit 2004 immer wieder aufkommen, wurde 2011 letztlich der Beschluss verabschiedet, der die Basis für die nun bald beginnenden Bauarbeiten bildet. Damals veranschlagte Kosten: Zehn Milliarden Forint. Wer die Kostenentwicklung von großen Bauprojekten auch nur oberflächlich verfolgt, der weiß, erste Kostenpläne haben oft nicht einmal ansatzweise mit den späteren realen Kosten zu tun. Im Falle des Liget Projects beispielsweise sind die Kosten binnen vier Jahren auf das Zwanzigfache gestiegen.
Doch nicht nur an den Kosten stoßen sich viele Hauptstädter. Warum gerade im Stadtwäldchen die ohnehin schon seit seinem Entstehen immer wieder verkleinerten Grünflächen nun noch weniger werden sollen, fragen Viele. Dabei gäbe es auch innerhalb der Pester Innenstadt, beispielsweise in der Nähe des Westbahnhofs ungenutzte Flächen, die das neue Museumsviertel beherbergen könnten. Stattdessen wird der Anteil der bebauten Fläche lediglich von 5,5 auf sieben Prozent steigen, wohingegen der Anteil an Grünflächen von 60 auf 65 Prozent erhöht werden soll. Dies ist vor allem durch die Begrünung von bisherigen Betonwegen geplant. Allerdings wird hier aller Voraussicht nach lediglich Rasen gepflanzt.
Wirklich überzeugen konnten die Pläne aber nicht. Mehr als 20.000 Unterschriften wurden auf einer Petition gesammelt, welche die Pläne zum Liget Project wenn schon nicht stoppen, dann jedoch zur Überarbeitung bringen sollte. László Baán, Regierungsbeauftragter für das Museumsviertel wischte die Bedenken der vor allem im Umfeld des Stadtwäldchens Lebenden jedoch leichtfertig vom Tisch: Die Unterschreiber der CivilZugló-Petition haben lediglich Angst um ihre Kneipe, das Kertem, die sich momentan neben den ramponierten Hungexpo-Bürogebäuden befindet. Diese Angst sei aber unbegründet, schließlich werden andere, vergleichbare Kneipen und Streetfood-Lokale entstehen.
Die Bauarbeiten werden wohl in diesem Jahr nicht mehr beginnen, die Bedenken rund um das Projekt dürften aber keinesfalls weniger werden.
ehrlich gesagt verstehe ich die Aufregung nicht ganz und es wurde wohl auch bewusst von einigen Seiten falsch informiert und gezielt dramatisiert. Wie in diesem Video https://www.youtube.com/watch?v=c-XkwTZZEkM gut zu sehen ist sind von den Bauarbeiten Teile des Varosliget betroffen die bisher eher Schandflecken waren. Ich denke die Ecke wird durch die geplante Bebauung eine Aufwertung erfahren und das eigentlich Stadtwäldchen wird unverändert bestehen bleiben.