„Brüder, kommt schnell! Ich trinke die Sterne!“ mit diesem legendären Ausruf des Benediktinermönches Pierre „Dom“ Pérignon beginnt im 17. Jahrhundert die Geschichte des Schaumweins. Etwa 200 Jahre später gründete József Törley in Budapest seine eigene Sektkellerei, die schnell zu einer der größten Kellereien Europas aufstieg. Wir haben das Museum der Firma besucht und ihre Erzeugnisse gekostet.
Die Kellerei Törley liegt heute noch im Süden von Budapest, früher war der Bezirk allerdings eine eigene Ortschaft mit Namen Promontor (heute Budafok). József Törley hatte im Jahr 1882 diesen Ort ausgewählt, weil der hiesige Kalkstein gute Bedingungen für große Keller mit konstanter Temperatur bot, in denen sein Sekt reifen konnte. Die dazu nötigen Kenntnisse hatte der studierte Betriebswirt sich in der Champagne, Frankreich angeeignet. Als die Firma im Jahr 1907 ihr 25-jähriges Jubiläum feierte, war der Törley-Sekt bis nach Amerika und Australien bekannt. Sogar in Paris wurde Törley-Sekt zu einem beliebten Getränk. Um 1910 produzierte die modernste Weinkellerei Ungarns zwei Millionen Flaschen und Törley wurde für seine Verdienste vom österreichischen Kaiser und ungarischen König in den Adelsstand erhoben.
Wie kommen die Sterne in die Flasche?
Die Geschichte dieses raketenhaften Aufstiegs kann der Besucher auf einer geführten Tour durch das 2012 neu eingerichtete Museum der Firma nachvollziehen (Infos unten). Sein Weg führt dabei erst durch einen überdimensionalen Korken, eine Sektflasche und ein Glas, bevor es in den eigentlichen Keller geht. Wir erfahren hier eine Menge über die Sektherstellung. Zum Beispiel, dass die Trauben für die Produktion des Schaumweins zwei bis drei Wochen vor den Trauben für die Weinherstellung geerntet werden, weil es bei dem so genannten Sektgrundwein, der aus ihnen hergestellt wird, besonders auf den Säure- und weniger auf den Zuckergehalt ankommt. Diesem Grundwein wird dann Likör (zuckerhaltiger Wein) und Hefe hinzugefügt. Die Hefe vergärt den Zucker aus dem Likör zu Kohlendioxid – ein Sekt entsteht.
Diese Gärung geschieht entweder in großen Tanks oder – bei den hochwertigen Sekten – in traditioneller Weise in der Flasche. Diese lagern zu abertausenden in den Kellern der Firma. Nach jahrelanger Reifung werden die Flaschen auf so genannten Rüttelpulten über die Zeit immer weiter nach unten geneigt. Nach Abschluss dieses Prozesses wird die tote Hefe, die sich jetzt im Flaschenhals gesammelt hat, durch Degorgieren entfernt: die Flüssigkeit im Flaschenhals wird eingefroren, der so entstandene Eiskorken entfernt und durch einen echten Korken ersetzt. Et voilà. Die Firma Törley setzt aber auch das Transvasierverfahren ein, bei dem die Hefe aus dem Sekt maschinell herausgefiltert wird, bevor er in neue Flaschen abgefüllt wird.
Sekt für alle Lebenslagen
Die Unterschiede in der Herstellung kann man tatsächlich schmecken. Bei der Verkostung am Ende der Tour werden standardmäßig ein oder drei (auf Wunsch auch mehr) Sekte zur Verkostung angeboten. Dabei fällt sofort der enorme Unterschied zwischen Sekt aus Flaschen- und Tankgärung auf: während bei Ersterem die Kohlensäurebläschen im Mund ganz feinperlig und weich sind, kribbelt die Kohlensäure der Letzteren viel gröber. Aber das ist – wie so vieles – letztlich Geschmackssache.
Törley-Sekt schmeckt jedenfalls immer noch vielen Menschen. Außer in Ungarn ist Törley in Schweden, Estland und einigen Regionen Kanadas Marktführer. In Estland trinkt statistisch betrachtet jeder Einwohner mehr als eine Flasche Törley-Sekt im Jahr. Wer sich selbst ein Bild – und einen Geschmack – machen möchte, kann mit der Familie, Freunden oder Kollegen eine Tour durch Museum und Keller mit anschließender Verkostung buchen. Wir finden: das lohnt sich.
Törley Museum& Keller
Budapest, XXII. Bezirk, Anna utca 7
Öffnungszeiten: Mo-Sa 10-18 Uhr
Besichtigung und Führung nur auf Anfrage
Für Gruppen unter 15 Personen gibt es Festpreise je nach Verkostung, darüber Preise pro Person Deutschsprachige Guides gegen Aufpreis
Alle Infos: www.torley.hu oder muzeum@torley.hu