Von Csaba Szajlai
Obwohl die ungarische Situation 1956 mit der jetzigen Flüchtlingswelle nicht auf einem Blatt genannt werden kann, wird der Volksaufstand in Ungarn und die „beispielhafte” Aufnahme ungarischer Flüchtlinge durch den Westen heute dennoch immer wieder ins Gespräch gebracht. Diejenigen, die dies artikulieren, gehören zumeist dem linksliberalen Lager an. Was sie bezwecken: Wir sollten denjenigen, die wegen diktatorischen Regimen, Bürgerkriegen und Hungersnöten aus ihren Heimatländern geflohen sind, mit mehr Offenheit und Anteilnahme begegnen. Wir hegen diesbezüglich auch die Sorge, dass der 23. Oktober (Nationalfeiertag zum Gedenken an die Revolution 1956; Anm.) dazu missbraucht werden könnte, die Ungarn dazu aufzufordern, sich gegenüber den Flüchtlingen integrationsfreundlich zu verhalten, schließlich war auch der Westen gegenüber den 1956-er Magyaren offenherzig und aufnahmebereit, so das Argument.
Ich möchte vorab eines festhalten: Ich bin kein Experte des Themas. Doch betrachte ich es als bürgerlich-konservativer Intellektueller als meine Aufgabe, gegen die Missdeutung und Verzerrung des glorreichen Volksaufstands von 1956 das Wort zu ergreifen. Ich glaube, dass ich im Namen der bürgerlichen Gemeinschaft nicht ohne Übertreibung sagen kann, dass viele konservativ orientierte Menschen in diesem Land feuchte Augen bekommen, wenn sie an die Märtyrer des Volksaufstands denken, die gegen die Übermacht des sowjetischen Reichs aufbegehrten. Wir bringen den Helden von 1956 und all jenen Freiheitskämpfern Hochachtung entgegen, die dazu gezwungen waren, aus Ungarn zu flüchten.
Gibt es denn tatsächlich eine Parallele zwischen 1956 und 2015? Darauf ist entgegen den Theorien, die von den linken und liberalen Meinungsbildnern forciert werden, eine einfache Antwort zu geben. Ebenso wie die Magyaren 1956 haben auch die heutigen Flüchtlinge ihre Heimatländer verlassen müssen. Punkt. (…) Zur Erinnerung: Nach der blutigen Niederschlagung des Volksaufstands durch die Sowjetarmee flohen im Winter 1956 und Anfang 1957 rund zweihunderttausend Ungarn in den Westen. Nachdem das kommunistische Regime von János Kádár später eine Amnestie ausgerufen hatte, kehrten lediglich vierzehntausend Menschen nach Ungarn zurück. (…)
Die 1956er Flüchtlinge waren ideale Einwanderer
Der ungarische Exodus 1956 war nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu den Balkankriegen Anfang der 1990er Jahre die größte Flüchtlingswelle in Europa. Die ungarischen Flüchtlinge wurden im Westen seinerzeit als „ideale“ Einwanderer betrachtet: Es waren junge, gesunde und gut qualifizierte Menschen, die praktisch auf Anhieb die Arbeitsmärkte ihrer Gastländer betreten und sich aufgrund ihres europäischen Hintergrunds rasch in die Mehrheitsgesellschaften integrieren konnten. Nicht umsonst war damals im US-amerikanischen Senat folgender Satz zu hören, der sich auf die Ungarn bezog, die sich in den Vereinigten Staaten niedergelassen hatten: „Dies ist die qualitativ beste Gruppe von Einwanderern, die jemals in die USA gekommen ist.“
Daraus wird hoffentlich ersichtlich, dass zwischen der Flüchtlingssituation 1956 und der heutigen Flüchtlingswelle keine Parallele gezogen werden kann: der historische und politische Kontext war seinerzeit ein völlig anderer. Der wichtigste Unterschied liegt darin, dass es sich heute nicht um europäische Flüchtlinge handelt, die für ihre Freiheit gegen eine Diktatur kämpften. (…) Die aus dem europäischen Kulturkreis stammenden ungarischen Auswanderer harrten seinerzeit auf „zivilisierte“ Weise aus, ehe sich ihr Schicksal zum Besseren wendete: Es gibt keine Berichte, wonach die 1956er Flüchtlinge in überfüllten Auffanglagern Schlägereien austrugen und sich gegenüber ihren Gastgebern feindselig verhielten. Sie deponierten auch keine Wünsche, dass sie nur in bestimmen Ländern leben wollen…
Während wir die großherzige Geste der Österreicher 1956 niemals vergessen werden, verwahren wir uns heute gegen zwei Dinge. Erstens: Wir errichten keinen Eisernen Vorhang! Der Zweck des neuen Grenzzauns besteht darin, diejenigen abzuwehren, die über die grüne Grenze illegal zu uns kommen. Demgegenüber war der Eiserne Vorhang ein Mix aus Minenfeldern, Wachtürmen und Grenzsoldaten, die mit Maschinengewehren bewaffnet waren. (…) Zweitens: Wir verwahren uns dagegen, dass die Helden und Märtyrer von 1956 mit jenen nahöstlichen Migranten unter einen Hut genommen werden, die in Ungarn oder Deutschland bereits wiederholt einen Vorgeschmack darauf gegeben haben, wie sie sich als europäische Bürger verhalten werden.
Der Autor ist Kommentator. Der hier in Auszügen wiedergegebene Text erschien in der regierungsnahen konservativen Tageszeitung Magyar Hírlap.
Aus dem Ungarischen von Peter Bognar
Ich finde es empörend, dass Sie Flüchtlinge aus Ungarn als „Flüchtlinge 1. Qualität“ bezeichnen, während Leute aus Nahost, die seit Jahren mit Krieg und Terror leben müssen – maßgeblich von der „Koalition der Willigen“, d. h. auch von Ungarn, verursacht – offensichtlich keiner Hilfe wert sind.
Ich finde es ebenso empörend, dass Ungarn sich als EU-Mitglied sieht, wenn es um Milliarden Euro aus EU-Fördertöpfen geht, aber keine EU-Solidarität aufbringt, wenn es selbst etwas zur Lösung eines Problems beitragen soll. Und das gilt nicht nur für Ungarn.
DIe EU wollte einmal eine Solidargemeinschaft sein, die den Frieden des Kontinents durch Ausgleich von Wohlstands- und Chancengefällen zwischen den europäischen Nationen sichert. Inzwischen ist sie ein Selbstbedienungsladen für nationale Ego-Shooter geworden und kümmert sich überwiegend um das Wohl der Kapitalflüsse.
Danke Sibylle!
Solidaritaet ist für die Visegrád-Staaten eine Einbahnstrasse .
Glücklicherweise sind diese Staaten in Europa so unbedeutend, dass niemand ernsthaft Sanktionen in Erwägung zieht.
Schade eigentlich.
Do you really want to hurt me
Do you really want to make me cry…
Unsinn, Mirkohl !
Es ist so, wie Herr Varga betont. Es fließt wesentlich mehr Geld zum Nutzen großer Multis heraus als von der EU herein. Meist ohne in Ungarn versteuert zu sein. Da in erster Linie mit den EU- Geldern Infrastrukturmaßnahmen in Ungarn mitfinanziert werden, hat die Bevölkerung nur indirekt etwas davon. Arme spüren von den EU-Geldern sehr wenig.
Ein Rauswurf Ungarns hätte aber gewaltige Folgen auch für D und A, weil diese Ungarn als billige Werkbank mit guten Fachleute und Arbeitern benötigen. Der Reibach für Audi und Mercedes beruht auf der Ausbeutung ungarischer Kräfte. Schon die Einführung von Grenzkontrollen und Zöllen hätte auch für die Deutsche Seite schwere Folgen.
Wo war die Solidargemeinschaft, als die von der EU verhätschelte linksliberale Regierung (die es war, welche der Koalition der Willigen angehörte-nur so zur Erinnerung) von 2006 in Budapest mit aller Brutalität gegen überwiegend friedliche Demonstranten vorging?
Die EU hat zweifellos viel Geld nach Ungarn gepumpt und noch mehr Geld ist von Investoren aus der EU aus Ungarn zurückgeflossen.
Ego-Shooter Nr.1 sind ja wohl Frau Merkel und ihre gutmenschelnden Trabanten, die in Europa immer mehr unter Beschuß stehen.
Mir ist nicht bekannt, dass ungarische Flüchtlinge durch gewaltätiges Verhalten gegen Polizisten, Vergewaltigungen, das terrorisieren mit Mitflüchtlingen mittels Anpinkeln, sexueller Belästigung, Prügel und Totschlag aufgefallen sind.
Blödmann Gyurcsány hat vielleicht zur Koalition der Willigen gehört. Orbán war immer skeptisch gegenüber Amis. Sybille hat keine Ahnung. Am Krieg hat D mit seinen Waffen viel verdient. Ungarn nix. Also nehmt als Lakaien der Amis den Flüchtlingsstrom in euren warmen Schoß.
Es wird kommen was kommen muss. Die EWG wurde gegründet um Deutschland gegen
den Bolschewismus und Kommunismus zu wappnen. Lang isst her. Nach 2 WK
wird es wohl an der Zeit sich darauf zu besinnen das wir uns nicht in alle Angelegenheiten einzumischen haben. Ich bin mit Sicherheit kein Pazifist,
aber Deutschland muss aus der Nato und aus der EU.