Der Burgbasar, so sagte Premier Viktor Orbán vor rund eineinhalb Jahren, sei ein Symbol seiner Regierung. Ob er dies auch heute noch im Brustton der Überzeugung sagen würde, darf bezweifelt werden. Denn obwohl der Burgbasar bereits mehrfach feierlich übergeben wurde, sind die Bauarbeiten noch immer nicht abgeschlossen. Und damit auch noch nicht geklärt, wie viel das Großprojekt eigentlich kosten wird.
Eigentlich waren es ja zwei Projekte, einerseits das Gebäude des Burgbasars, andererseits die verkehrstechnischen Entwicklungen. Und eigentlich sollten insgesamt etwa neun Milliarden Forint dafür ausgegeben werden. Und eigentlich ist der Basar ja auch schon längst fertig. Eigentlich. Denn dieser Tage wurde das Pflaster vor dem hauptstädtischen Wahrzeichen bereits zum fünften Mal ausgehoben und neu verlegt.
Garantiert kein Ende
Zugegeben, der Straßenbelag wurde zuletzt im Rahmen einer Garantieleistung ausgebessert, aber wie auch das Nachrichtenportal index.hu schreibt, scheint ein hochkompliziertes Problem dem andauernden Verfall zugrunde zu liegen. Denn auf der Lánchíd utca gibt es weder sonderlich viel Verkehr, noch hat kein Donau-Hochwasser bisher die Straßen unterspült. Und trotzdem ergab die Garantie-Begehung, dass erneut Hand angelegt werden muss. Diesmal jedoch nicht nur am Fahrweg, sondern auch am Rad- und Fußgängerweg. Zum Glück für den ungarischen Steuerzahler fielen diese Reparaturen unter Garantieleistung. Doch ein Blick auf die bisherige Statistik des Burgbasars lässt nicht viel Platz für Optimismus.
Kostenexplosion
Auch die finanzielle Seite ist wenig erfreulich. Veranschlagt waren bei Baubeginn etwa neun Milliarden Forint. Im Informationsblatt für Ausschreibungen wurde nun mitgeteilt, dass erneut fast 430 Millionen Forint für das Prestigeprojekt bereitgestellt werden. Dabei liegen die Kosten nunmehr bei fast 20 Milliarden Forint. Nun ist es kein Geheimnis, dass Großprojekte so gut wie nie zum veranschlagten Preis gebaut werden und in Sachen Kostenexplosion kennen sich sowohl die ungarischen als auch die deutschen Hauptstädter beider Länder bestens aus. Was das magyarische Chaos aber vom BER-liner unterscheidet, ist, dass der Burgbasar ja eigentlich schon fertig ist. Und viele der nachfolgenden Kosten erst durch „unvorhergesehene Hindernisse“ entstanden sind – nach der Übergabe wohlgemerkt. Daher mussten nun auch die vertraglichen Rahmenbedingungen geändert werden. So seien neue Aufgaben hinzugekommen, die sich durch Planungsfehler ergeben hätten, die ausführenden Baufirmen hätten die Mehrkosten vorher also nicht abschätzen beziehungsweise überhaupt erahnen können. Von fast 100 solcher neuer Aufgaben schreibt index.hu, darunter finden sich beispielsweise auch die Anbringung von Feuerschutz-Vorhängen und die fachliche Überprüfung und Unterstützung durch Historiker. Wer weiß, wann der Burgbasar wirklich fertig wird. Aber die nächste Parlamentswahl kommt bestimmt, und so kann man sich schon jetzt auf eine neue feierliche Übergabe freuen.