Nationale Konsultation reloaded

Sie haben gedacht, es wäre alles auf Plakaten kundgetan worden? Dass alles, was es zum Thema Migration auf Werbeflächen zu sagen gäbe, gesagt worden wäre? Falsch gedacht. Eine neue Runde der „Nationalen Konsultation“, vielmehr deren mediale Auswüchse, nahm vergangene Woche ihren Anfang.

Gefahren, so weit das Auge reicht: Das Land muss vor abweichenden Meinungen…

„Das Volk hat entschieden“, heißt es großspurig auf den neuen Pla­katen der Regierung. Eine selbst unter Freunden als euphemistisch zu bezeich­nende Übertreibung, kamen doch von den mehr als acht Millionen versandten Fragebögen 1,2 Millionen zurück. Aber wer wird sich schon an solchen Klei­nigkeiten aufhalten wie Legitimation durchs Volk. Viel wichtiger ist, dass die Ergebnisse der Nationalen Konsultation das ergaben, was die Regierung erwar­tet hat – und jetzt eben auch auf Plaka­ten kundtut. „Das Land muss beschützt werden“, heißt es also jetzt. Dabei hat die Regierung Orbán das Volk und die Heimat in den vergangenen fünf Jahren schon vor allerhand (vermeintlichen) Ge­fahren beschützt.

… aber auch vor der „Schwulenlobby“…

Nicht jedes Mal wurde eine Plakatkampagne gestartet, wobei auch IMF und die EU ihr Fett auf Wer­beflächen schon abbekamen. Wer die Äußerungen des Regierungsoberhaupts aufmerksam verfolgte, der weiß, eigent­lich befindet sich Ungarn fortwährend im Krieg. Gegen Banken, multinationale Konzerne und ehemalige Ministerpräsi­denten, konkret Ferenc Gyurcsány. Eben dieser Kriegsrhetorik trägt eine derzeit durchs Internet geisternde Gif-Anima­tion Rechnung, sind auf ihr doch all die Dinge verewigt, gegen die Orbán und ein Teil der ungarischen Bevölkerung Krieg führt beziehungsweise vor denen das Land beschützt werden muss. Da finden sich neben den Liberalen und allgemein der Linken aber auch „Schwulenlobby“ und „Juden“ als Staatsfeinde. Irgendwie fühlt man sich unweigerlich an den Witz erinnert, in dem ein Falschfahrer auf der Autobahn die Verkehrsnachrichten hört, in denen vor einem Falschfahrer gewarnt wird und er sich denkt „Einer? Hunderte!“.

….und erst recht vor „den Juden“ beschützt werden.