Elf Millionen Fahrzeuge sind betroffen, das räumte der Volkswagen-Konzern selbst ein, nachdem nicht länger zu vertuschen war: Die Schadstoffemissionen von Autos mit Dieselmotor waren manipuliert worden. In den USA laufen Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Klimaschutzgesetz, dort war „nur“ von 482.000 Autos die Rede, doch allein dafür könnten Strafen von bis zu 16 Milliarden Euro verhängt werden.
In den ungarischen Zeitungen wurde der Skandal logischerweise sogleich mit der Audi Hungaria in Verbindung gebracht, die als größtes Motorenwerk der Welt – nach unterschiedlichen Zeitungsmeldungen – mindestens eine Million, aber möglicherweise sogar rund 2,7 Millionen Aggregate vom Typ EA 189 ausgeliefert haben soll. Neben VW und Audi erhielten auch Modelle von Seat und Skoda Motoren aus Győr.
Der Präsident des Landesverbandes der Fahrzeug-Markenhändler, Gábor Gablini, sagte der Tageszeitung „Magyar Hírlap“, bei den Autos erfolge der sogenannte Testzyklus unter völlig anderen Umständen, als wir sie im realen Leben antreffen. So nutzen die Hersteller beispielsweise Rundkurse für die Messungen, wobei die von ihnen veröffentlichten Verbrauchsangaben häufig rein gar nichts mit den wirklichen Werten zu tun haben. Wenn ein Automobilhersteller die Behörden bewusst hinters Licht führt oder die Verbraucher schädigt, sei dies nach Ansicht des Experten ein Gesetzesverstoß, zumal die „sauberen“ Hersteller einen Wettbewerbsnachteil hinnehmen müssen. Der VW-Skandal kann zu einem Präzedenzfall werden, die Hersteller dürften ihre Geschäftsmodelle neu durchdenken und die Vorschriften weitaus ernster nehmen, als bisher. Gablini rechnet jedoch für den VW-Absatz in Ungarn und auch für Audi in Győr mit keinem Rückschlag. Die Produktentwicklung dürfte hingegen neuerlichen Aufschwung erhalten, was sich für Audi Győr sogar positiv auswirken könnte.
Der Skandal bahnte sich seit geraumer Zeit an. Als die US-Umweltbehörden VW damit drohten, den suspekten Automodellen (VW Passat und Jetta 2.0 TDI) die Zulassung zu entziehen, gab der Automobilhersteller nach und lüftete das Geheimnis von der Software, die den Motor beim Test auf dem Prüfstand umweltfreundlich erscheinen lässt, wohingegen im Alltag mit Rücksicht auf Komfort und Fahrteigenschaften die „Klimabremse“ gelöst wurde – mit bis zu 40-fach überschrittenen Grenzwerten bei Stickoxiden.
Der Volkswagen-Konzern behauptet, das Problem beschränke sich auf Motoren mit Euro-5-Einstufung. Wenn die Wolfsburger aber bei der strengeren Abgasnorm Euro-6 die Messlatte meistern, warum verkauften sie dann so viele der jetzt durchgefallenen Motoren? Bekanntlich hatte der VW-Konzern lange an der Pumpe-Düse-Technik von Bosch festgehalten, die mehr Einspritzdruck brachte, als die auf Fiat zurückzuführende Common-Rail-Einspritzung. Neben einer leiseren Laufleistung versprachen CR-Dieselmotoren aber auch niedrigere Abgasgrenzwerte. Sollten die deutschen Ingenieure nicht imstande gewesen sein, mit der „geliehenen“ Technologie den immer strengeren Vorlagen der Politik gerecht zu werden? Bei Audi Hungaria wurden neben dem inkriminierten R4 TDI CR Millionen TDI-Motoren mit bis zu zwölf Zylindern gebaut; in zahlreichen (Langzeit-) Testberichts wurden diese Motoren immer wieder von Fachjournalisten als „geballte Zuverlässigkeit“ gerühmt.