Seit nunmehr 11 Jahren gehört Damien White alias László Joó, zu den erfolgreichsten Zauberern Ungarns. In seinem Theater finden nicht nur regelmäßig Shows statt. Interessierte haben die Möglichkeit, die Kunst der Zauberei zu erlernen.

Auch der „Ki mit tud“-Gewinner aus dem Jahr 1972, Tibor Fülop,
steht regelmäßig im Bűvész Színház auf der Bühne.
„Ich, bitte!“ ruft ein Junge, etwas 12 Jahre alt. Ein großgewachsener, schwarz gekleideter Mann mit Bärtchen und langen schwarzen Haaren zeigt auf ihn. Der Junge springt auf, rennt eine Runde um den Tisch, an dem er saß, und nimmt einen Stapel Karten in die Hand. Er mischt diesen gründlich mit geübten Handgriffen und breitet die Karten – ein gewöhnliches Spielblatt – gleichmäßig vor sich auf dem Tisch aus. Dann bittet er den schwarz Gekleideten eine Karte zu ziehen, zeigt die gezogene Karte in die Runde, legt die Karte verdeckt auf den Stapel und mischt den Haufen abermals gut durch. Der junge Magier schnipst zwei Mal und breitet die Karten wieder gleichmäßig, mit der bebilderten Seite nach oben, vor sich aus. Zwischen den Karten ist jedoch eine Karte verdeckt. Er nimmt sie auf und zeigt sie wieder in die Runde. Alles klatscht. Der Trick ist gelungen.
Zaubern lernen in Budapest
Im Bűvész Színház (deutsch: Taschenspielertheater) im elften Budapester Bezirk bietet der Magier Damien White Zauberkurse an. In nur drei Monaten lernen seine Schüler, zumeist zwischen zehn und 30 Jahren alt, jeden Sonntagabend die Basistricks der Zauberei – Kartentricks, Bühnenmagie und sogar die Grundkenntnisse des Mentalismus. Interessierte höheren Alters brauchen sich nicht zu verstecken: „Ältere Menschen haben oft Angst die Zauberei zu erlernen, weil sie denken, dass man sehr viel üben muss. Dabei muss man sich hierfür gar nicht die Finger brechen!“
Die acht Schüler, die momentan an dem Kurs teilnehmen, haben bereits einige Tricks gelernt, mit denen sie ihre Freunde und Familien beeindrucken können. Circa sechs bis acht Tricks werden hier je Sitzung gelehrt. In jeder zweiten Sitzung werden die neuen Tricks geübt. Der krönende Abschluss jedes Kurses bildet eine Show, die von den Schülern selbst durchgeführt wird. Der Lehrer versucht seinen Schülern Mut zu machen: Das Schlimmste, was einem Zauberer passieren kann, ist, dass er auf der Bühne nervös wird. Dann gehen die Tricks schneller schief. Außerdem sollen meine Schüler einfach Spaß haben.“
Die Liebe zum Zaubern
Schon als kleiner Junge vergötterte Damien White sein Idol David Copperfield. Doch erst, als er seinen ersten Lehrer, den Magier János Habók, kennen lernte, flammte sein Interesse für die Zauberei ins unermessliche auf. Seit dem war für ihn ein Leben ohne die Magie nicht mehr vorstellbar: „Es macht mich stolz, wer ich bin. Und ich mag die Person, zu der mich die Zauberei gemacht hat.“ Bereits zwei Mal konnte White sein Vorbild David Copperfield live in Ungar erleben.
Seit nunmehr elf Jahren ist Damien White als professioneller Zauberer tätig. In sein Theater ist der Magier erst von einem Jahr gezogen. Vorher befand sich seine Bühne in einem kleinen Kellerraum, in dem gerade einmal 30 Leute Platz fanden. Heute bietet sein Theater einen Showroom mir einer Bühne und Platz für rund 50 Gäste, einen Empfangs- und einen Wartebereich. „Als Zauberer ist es einfacher Kontakte zu knüpfen“, erzählt White zu seiner Motivation, als Zauberer zu arbeiten. „Ich liebe die Gesichter der Menschen, wenn sie nicht wissen, was passiert. Der Effekt ist das wichtigste an einem Trick, und nicht, wie ich den Trick mache“, fügt White hinzu und zitiert dabei seinen zweiten Lehrmeister, den italienischen Zauberkünstler Aldo Colombini.
Zauberei ist Handwerk und Kunst zugleich
Damien White ist jedoch nicht nur als Lehrer aktiv. Zwei Mal wöchentlich steht der Meister selbst auf der Bühne seines Theaters. Jeden Freitag- und Samstagabend zaubert er seinen Zuschauern Erstaunen ins Gesicht. Zu seinem Team, bestehend aus insgesamt fünf Künstlern, gehört, neben seiner Partnerin Funny White (alias Fanni Fehér), auch der Zauberkünstler Tibor Fülöp. Der gewann 1972 die ungarische Fernsehtalentshow „Ki mit tud?“ (deutsch: Wer kann was?) mit einem Seifenblasentrick. Das Theater bietet neben Ein- und Mehrpersonen-Shows auch die Vorführung für Kinder „Abrakadabra“ an.
Die Entstehung des Künstlernamens „Damien White“ ist ungewöhnlich: „Damien“ ist der Name eines Charakters in einem Horrorfilm. Um jedoch nicht bedrohlich zu erscheinen fügte der Künstler seinem Namen den Nachnamen „White“ (deutsch: weiß) hinzu. Neben Karten- und Bühnentricks lernen die Schüler der Zauberschule Bűvész Színház weiteres nützliches Wissen über das Zauberhandwerk. Dafür hat das Theater extra ein eigenes kleines Lehrbuch entwickelt. Neben den Regeln der Zauberei findet sich hierin auch die Geschichte der Zauberei, die schon sehr alt ist. Ein Beispiel: Der Trick mit den Hütchen, unter denen der Zauberer einen Ball versteckt und diesen durch Verschieben der Hütchen verschwinden lässt, ist bereits über 5.000 Jahre alt. Auch eine Auflistung der wichtigsten Magier aller Zeiten und der Ehrenkodex, den die Schüler vor Beginn des Kurses ablegen müssen, sind in dem Zauberbuch zu finden.

Hier werden nicht nur Kartentricks vorgeführt: Die Schüler des Bűvész Színház lernen auch die Tricks und Kniffe der Bühnenmagie.
Zauberei sind nur Moves und Tricks
Der „Zufallstrick“, wie White ihn nennt, ist wohl der liebste Trick des Magiers. „Er ist sehr einfach, funktioniert immer und man kann ihn innerhalb von 30 Minuten lernen. Wie genau der Zauber funktioniert, verrät Damien White natürlich nicht. „Ich habe immerhin auch den Ehrenkodex abgelegt“, fügt er mit einem Lächeln hinzu. Er selbst hat noch keinen sogenannten „Move“ erfunden, jedoch schon einige Tricks. Ein „Move“ ist eine Bewegung innerhalb eines Tricks. Viele „Moves“ ergeben einen Trick. Beherrscht ein Magier die einzelnen „Moves“, ist es nicht schwer einen neuen Trick zu erfinden. Die hohe Kunst des Magiers ist es, einen völlig neuen „Move“ zu erschafft. Das passiert jedoch sehr selten. Damien White ist dennoch stolz auf das, was er geschafft hat: „Ich liebe, was ich mache und ich bin froh etwas machen zu können, was mich glücklich macht.“
Wer sich einmal selbst in Sachen Zauberei versuchen möchte, findet die nötigen Utensilien in einem der Budapester Zauberläden. Auch Damien White bietet auf seiner Internetseite einen Onlineshop für Zaubereibedarf an. Wer jedoch die Kunst des Zauberns in vollen Zügen bestaunen möchte, kann sich auf der Internetseite des Bűvész Színház über Vorstellungen und den Zauberkurs informieren.
BŰVÉSZ SZÍNHÁZ
Budapest, XI. Bezirk
Bartók Béla út 98-102
www.buveszszinhaz.hu
ZAUBERLÄDEN:
Figaro Bűvészbolt
Budapest, XI. Bezirk
Bartók Béla út 31
Joker Magic Bűvészbolt
Budapest, VII. Bezirk
Erzsébet körút 16