Der Unicum-Kräuterlikör ist in ungarischen Bars allgegenwärtig. Das liegt nicht nur am Geschmack – über den sich bekanntlich streiten lässt – sondern auch an der bewegten Geschichte der Firma Zwack, die mit der Geschichte Ungarns auf besondere Weise verwoben ist. Und an legendären Werbeplakaten.
Der Stammsitz der Firma Zwack liegt seit 1880 im IX. Bezirk direkt an der Donau, ein paar Tram-Stationen südlich der Innenstadt. Ein altes Industriekarree umschließt ein noch älteres, efeuberanktes Gebäude, das die Herzen vieler Likörfreunde höher schlagen lässt: Hier wird der Kult-Likör heute noch hergestellt, nach dem gleichen Rezept wie vor 200 Jahren.
Damals verabreichte der Hofarzt von Kaiser Joseph II. von Österreich eine Medizin gegen seine Magenprobleme, woraufhin dieser ausrief: „Das ist ein Unicum.“ Der Name des Hofarztes: Dr. Joszef Zwack. Im Jahr 1840 wurde dann die Zwack-Brennerei in Budapest offiziell gegründet und avancierte bald zu einer der größten Brennereien Europas mit über 200 Produkten, die sie bis nach Amerika exportierten. Ihr Flaggschiff zu jeder Zeit: der legendäre Magenbitter.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik völlig zerstört – und nach dem mühevollen Wiederaufbau von den Kommunisten verstaatlicht. Die Familie floh ins Exil – und hinterließ den Kommunisten ein falsches Rezept. Nach dem echten Rezept bauten sie eine neue Produktion in Italien auf. Eine Zeit lang gab es also einen West- und einen Ost-Unicum. Nach dem Fall des eisernen Vorhangs kaufte das Familienoberhaupt Peter Zwack das alte Fabrikgelände vom ungarischen Staat zurück und baute die Produktion wieder auf. Natürlich nach dem Originalrezept, das bis heute ein Familiengeheimnis geblieben ist.
Geheimes Rezept
Bekannt ist nur, dass Unicum 40 verschiedene Zutaten enthält. Darunter so exotische Dinge wie Lianenwurzeln. Die verschiedene Kräuter und Wurzeln werden für einige Wochen in Alkohol getränkt, bis die Wirkstoffe sich lösen. Die Lösung wird anschließend destilliert. Danach reift das Getränk sechs Monate lang in Eichenfässern, bevor es abgefüllt wird. Wer aus Deutschland den Underberg-Likör kennt, wird sich daran erinnert fühlen. Es gibt aber auch mildere Varianten wie den Unicum Pflaume (szilva) oder Next (gedacht für die junge Generation).
Mindestens so interessant wie die Geschichte des Unternehmens ist allerdings die Geschichte der Unicum-Werbung. Diese hat in über 150 Jahren einige Ikonen hervorgebracht. So kennt jeder Ungar den Schiffbrüchigen, dem eine Flasche Unicum zutreibt und darüber in bizarre Entzückung gerät. Ein Motiv, das später Vorlage vieler politischer Karikaturen wurde.
Im Museum der Brennerei wird dies alles sehr anschaulich dargestellt. Zunächst in einem gut gemachten 20-minütigem Film über die Geschichte als auch in einem Museum mit vielen originellen Exponaten, durch die ein Audio-Guide führt. Natürlich kann man vorab auch Führungen für Gruppen vereinbaren. Ebenfalls besichtigt werden kann die Brennerei (teilweise) und der Fasskeller, wo man den Likör sogar im Rohzustand vor der Filterung verkosten kann. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann sich im Museumsladen eindecken – es gibt hier auch hübsch verpackte kleine Fläschchen als Mitbringsel oder Souvenir. Ein Besuch lohnt sich.
Budapest, IX. Bezirk, Dandár utca 1. (Hst. Haller utca / Soroksári út)
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr
Eintrittspreise: 800 Forint (Studenten) bis 1.800 Forint
Anmeldung, Information: +36 1 476 2383