
Als einziges teilnehmendes ungarisches Unternehmen erfolgreich bei „Start-up Chile“: Ákos Dániel Fodor und Barnabás Király von Selfmapping.
In unserer Start-up-Serie porträtieren wir erfolgreiche ungarische Firmen, die entweder noch als Jungunternehmen gelten oder als mittlerweile gestandenes Unternehmen ihren Anfang als solches hatten. Diese Woche geht es um das Selfmapping-Team, das mithilfe seiner gleichnamigen Software Unternehmen und Arbeitnehmer bei der Karriereplanung unterstützen will.
Das Thema Personalentwicklung gewinnt in den Personalabteilungen vieler Unternehmen in Zeiten von Burnouts und ähnlichen arbeitsbedingten Krankheiten eine immer größere Bedeutung: eine Firma möchte sich ihre Angestellten nicht „zurechtbiegen“, sondern in ihrer Entwicklung eher dahingehend unterstützen, dass langfristig beide Seiten hinzugewinnen. Wie hilfreich wäre dafür ein Instrument zur Messung des gesundheitlichen, mentalen und stressbezogenen Zustandes der Angestellten, um die ersten Anzeichen von Erkrankungen frühzeitig erkennen zu können; dies dürfte sich auch das Selfmapping-Team um die Psychiaterin, HR-Trainerin und Coach Dr. Ágnes Marik gedacht haben. So entstand in ihrem Kopf vor drei Jahren die Idee für die HR-Testsoftware, erklärt der Selfmapping-Projektleiter und Marketingverantwortliche Ákos Dániel Fodor gegenüber der Budapester Zeitung.
Digitaler HR-Stresstest
Das Tool stellt eine digitale Möglichkeit unter anderem für einen „HR-Stresstest“ dar. Hier kann mithilfe entsprechender Fragen der aktuelle mentale Zustand eines Angestellten festgestellt, anhand der Testergebnisse eine Diagnose sowie ein auf dieser beruhender Aktionsplan angefertigt werden.
Im Team sind hauptsächlich echte HR-Experten tätig: Ideengeberin Marik ist wie bereits erwähnt Psychiaterin, HR-Trainerin und Coach; sie ist fachliche Leiterin der Selfmapping-Muttergesellschaft HRpoint Kft. (ein HR-Beratungsunternehmen) sowie des Psychotherapeutischen Instituts am Mentalzentrum in Budapests XI. Bezirk und verfügt über 25 Jahre Erfahrung in Sachen Coaching und psychotherapeutische Betreuung. Der Leiter des Teams zur Testentwicklung, Barnabás Király ist Klinischer Fachpsychologe und Trainer; er beschäftigte sich bereits in der Vergangenheit verstärkt mit dem Organisieren von Online-Trainings, weshalb er nicht nur eine breite Kenntnis über entsprechende Tests besitzt, sondern auch weiß, wie eine solche Erhebung praktisch umgesetzt werden kann. Projektleiter Fodor ist zwar studierter Ökonom, hat jedoch im Laufe seiner Karriere beim Start und Weiterentwickeln von zahllosen Unternehmen (auch in Sachen Personal) assistiert; bei Selfmapping leitete er dessen Formung zu einem Produkt bzw. zu einer Dienstleistung. Einzig der Informatiker und Softwareentwickler des Tools, Attila Fult verfügt zumindest laut der Unternehmenswebseite über keine HR-Erfahrung – er habe aber wiederum dafür gesorgt, dass Selfmapping „blitzschnell, benutzerfreundlich und übersichtlich“ wurde, und „die Auswertung und Entwicklungsempfehlung nur einen Klick benötigt“, wie es dort heißt.
Als Marik 2012 die Idee zu Selfmapping konkretisierte, begann eine längere Testentwicklungsphase. Bei dieser wurden als externe Fachleute weitere HR-Experten, Psychologen und Statistiker mit einbezogen, berichtet Fodor auf unsere Nachfrage nach der Gründungsgeschichte. Zu dieser Zeit stieß auch Király hinzu, er blieb hernach als einziger Externer fester Teil des Teams. Die Entwicklung der Software selbst begann Anfang 2014, erst kurz davor stieg Fodor laut eigener Aussage in das verheißungsvolle Projekt mit ein.
„Selfmapping läuft aktuell noch unter der Ägide der HRpoint Kft., aber nun, da wir in Sachen Sales und Marketing aktiver wurden, werden die Aktivitäten und die Eigentumsverhältnisse getrennt“, klärt der Marketingexperte auf. Während HRpoint als Beratungsunternehmen weiterhin Trainings- und Coachingevents organisiert sowie sich mit Organisationsentwicklung bei den Kundenunternehmen befasst, konzentriert sich das Selfmapping-Team auf seinen gleichnamigen HR-Diagnosetest bzw. die sich um diesen herum drehende Software. Auf die Frage nach der Motivation zur Gründung des Start-ups erklärt Fodor: „Die Idee kam nicht von ungefähr: Dr. Marik arbeitet tagtäglich über HRpoint mit vielen Personalern zusammen. Die in deren Kreisen gesammelten problematischen Erfahrungen setzten den Gedanken in Bewegung, dass es sich lohne, einen komplexen, den Zeitraum der Diagnose- und Aktionsplan-Erstellung begleitenden Test und eine entsprechende Software zu erstellen.“
Förderung aus Chile
Zum Teil erfüllt Selfmapping Aufgaben, die sonst Trainer übernehmen. Auf unsere Frage, ob sich daraus keine Konkurrenz-Situation entwickelt bzw. ob das Tool als „Konkurrenz“ empfunden wird, gibt Fodor zu: „Zum Teil ja. Selfmapping ist ein Diagnosetool, das schnell, umfassend und komplex ist – mit ihm ist es einfacher, zügig 100 Angestellte zu untersuchen, als für einen Organisationsentwickler oder HR-Experten aus Fleisch und Blut. Jedoch sind auf der anderen Seite gerade HR-Beratungsunternehmen potenzielle Partner für uns.“ Echte Konkurrenz könnten eher andere Testentwickler bedeuten, von denen es ziemlich unterschiedliche gibt. Das Team halte Selfmapping für herausragend, da es gleichzeitig mehrere Faktoren untersuche, tiefer gehe und nicht bei der Diagnoseerstellung stehen bleibe, sondern auch einen konkreten Aktionsplan empfiehlt.
Im Mai hatte sich Selfmapping bei einem staatlichen Start-up-Förderprogramm in Chile erfolgreich beworben. Dies bringt dem Jungunternehmen nicht nur eine Förderung in Höhe von umgerechnet 9 Millionen Forint verteilt auf sechs Monate ein, sondern auch Möglichkeiten zum Treffen potenzieller Partner und Investoren. Dies sei eine große Hilfe bezüglich der später geplanten internationalen Markterschließung, erklärt uns Fodor. Denn zwar sei man aktuell nur in Ungarn aktiv – immerhin für Kunden wie DHL, Microsoft, Avon und Groupama Garancia -, doch habe man Irland als potenziellen ersten Auslandsmarkt bereits im Blick.