Ab sofort ist die rasante Volumenerhöhung der Fahrzeug- und Motorenfertigung des Győrer Audi-Werkes logistisch noch besser unterfüttert: Am Dienstag wurde das Logistikzentrum LOC 2 feierlich seiner Nutzung übergeben.
Die Präsentation der neuen Halle erfolgte durch Ádám Molnár, der als Leiter Motorenlogistik unmittelbarer Nutznießer des neuen Zentrums sein wird. Zunächst verdeutlichte er die Dimensionen des neuen Hallenkomplexes. „Mit 80.000 m2 Nutzfläche würden hier 45 Fußballfelder unterkommen“, illustrierte Molnár. Mindestens genauso beeindruckend nimmt sich die Bauzeit aus: „Das Logistikzentrum entstand trotz teils widriger Witterungsumstände in einer Rekordbauzeit von nur sieben Monaten und konnte sogar noch vor dem geplanten Termin fertiggestellt werden.“ Zu Spitzenzeiten hätten 500 Menschen auf der Baustelle gearbeitet.
Prozesse werden noch flexibler,effizienter und nachhaltiger
Das Logistikzentrum heißt firmenintern LOC 2, was für Logistikoptimierungscenter steht, während die Zahl wiederum darauf hinweist, dass dies bereits das zweite, ähnlich dimensionierte Zentrum der Audi Hungaria ist. Noch herrscht in dem riesigen neuen Komplex gähnende Leere, doch schon bald soll sich das ändern. Gegenüber der Budapester Zeitung erklärte Molnár, dass die neuen Hallenflächen bereits bis zum Jahresende komplett genutzt würden. Dann werden im LOC 2 rund 1.000 Mitarbeiter arbeiten, die Hälfte davon Neueinstellungen. Vom LOC 1 werde sich der neue Komplex unter anderem dadurch unterscheiden, dass hier durch die baulichen Gegebenheiten ein noch größerer Freiheitsgrad mit Blick auf die künftige Nutzung bestehe.
„Die Eröffnung unseres neuen Logistikzentrums ist ein weiterer Meilenstein der konsequenten Logistikinfrastrukturentwicklung der vergangenen Jahre“, würdigte Thomas Faustmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Audi Hungaria, das neue LOC. Es ermögliche besonders flexible, effiziente und nachhaltige Prozesse. Darüber hinaus schaffe ein neues Originalteilelager für die Produktion von Ersatzteilen eine weitere wichtige lokale Kompetenz der Audi Hungaria im Motorbereich. Außerdem würdigte Faustmann die „perfekte Lage“ des Logistikzentrums, das zwischen der Autobahn M1 und dem Fabrikgelände der Audi Hungaria liegt. Ein Gleisanschluss und eine – um eine Brücke ergänzte – kreuzungsfreie Straßenanbindung zur Fabrik runden das Gesamtbild ab. Die rasche Fertigstellung des LOC 2 sei neben der Baufirma übrigens auch der öffentlichen Verwaltung zu danken. Diese hätte in einer Perfektion an dem Projekt mitgewirkt, „wie wir sie aus unserer Fertigung kennen“, würdigte der Top-Manager. Sollte es hier einmal zu eng werden, stünden in direkter Nachbarschaft noch 77 Hektar an Freiflächen für Erweiterungsinvestitionen zur Verfügung.
Gekostet hat Audi Hungaria die neue Investition rund 30 Millionen Euro, also etwa so viel, wie die Firma durch jetzt mögliche optimierte Prozesse innerhalb von zehn Jahren spart. Audi Hungaria gewinnt mit der neuen Halle aber nicht nur bei der Logistik an Nachhaltigkeit, sondern auch hinsichtlich der Umwelt. „Bei der Energieversorgung wollen wir neue Standards setzen. Das LOC 2 wird vollständig mit CO2-neutraler Wärme- und Elektroenergie versorgt“, so Faustmann. So wird das Dach komplett mit Solarzellen bedeckt werden. „Auf diese Weise entsteht bei uns die größte industriegenutzte Photovoltaik-Anlage Ungarns“, unterstrich er. Wenn alles fertiggestellt sei, werde Audi Hungaria die Stromversorgung des LOC vollständig auf regenerativem Weg lösen. Dabei würden auch einige kreative Lösungen zum Einsatz kommen, erklärte er. So würde etwa das altbekannte Photovoltaik-Problem der Energiespeicherung für sonnenlose Zeiten teilweise dadurch gelöst, dass dazu die Batterien der zahlreichen, im Komplex tätigen Gabelstapler genutzt würden.
Faustmann erhälthohe Auszeichnung
Für den Geschäftsführer hatte die LOC-Übergabe persönlich auch einen leichten sentimentalen Beigeschmack, denn schließlich war dies der letzte große Festakt für Thomas Faustmann an der Spitze der Audi Hungaria, die er Ende des Monats zugunsten des Audi-Werkes in Neckarsulm verlassen wird. Sicher war das ein Grund mehr für Außenminister Péter Szijjártó, trotz der aktuellen außenpolitischen Stürme diesen Termin unbedingt persönlich wahrzunehmen. Wie zuvor schon Győrs Bürgermeister Zsolt Borkai bedankte sich auch Szijjártó mit herzlichen Worten für die jahrelange hervorragende, ja schon freundschaftliche Zusammenarbeit – sowohl er als auch Borkai duzen sich übrigens mit dem Gewürdigten.
Der Außenminister kam aber nicht nur mit netten Worten, er konnte Faustmann zudem die frohe Kunde übermitteln, dass Staatspräsident János Áder soeben entschieden habe, ihm das Verdienstkreuz Ungarns mit Stern zu verleihen. Eine Nachricht, die für den Ausgezeichneten so überraschend kam, dass er zunächst keine Worte fand. Das gleiche Phänomen der Sprachlosigkeit ereignete sich noch einmal am Ende der Festansprache von Thomas Faustmann, allerdings diesmal nicht aus Überraschung, sondern emotionaler Ergriffenheit. „Danke für die 13 Jahre mit Ihnen und Euch. 13 Jahre sind eine lange Zeit“, setzte er rückblickend auf seine Audi Hungaria-Zeit an. „Sie werden mir alle sehr fehlen…“, weiter kam er nicht, sondern verließ abrupt und zum letzten Mal bei einem solchen Anlass das ihm so vertraute Rednerpult mit dem Logo der Audi Hungaria.