Die Bauarbeiten am Knotenpunkt Széll Kálmán tér gehören unbestritten zu den größten Verursachern von Unannehmlichkeiten für die Bewohner der Hauptstadt. Und jetzt, da das Schuljahr wieder begonnen hat, dürften viele Eltern und Schüler ans Ende ihrer Geduld mit der Dauerbaustelle gelangt sein. Aber ein Ende ist vorerst nicht in Sicht.
Die Tageszeitung Népszabadság berichtete jüngst in ihrer Onlineausgabe, die ausführenden Baufirmen am Platz seien spät dran, die Bauarbeiten würden dem Zeitplan gar mehrere Monate hinterher hinken.
Unhaltbarer Bauplan
Laut den im November des vergangenen Jahres unterschriebenen Verträgen sollte der zweite Bauabschnitt bereits Ende April fertig gestellt sein. Doch erst jetzt, im August, war es soweit. Die Zeitung zählt auf, was bereits vor dem Sommer hätte fertig sein müssen: Neben dem Ausgang der Metro sollte auch die neue Fußgängerbrücke bereits soweit sein, genauso wie die Endhaltestelle der Straßenbahnlinien 4 und 6. Diese sind mittlerweile fertig gestellt, aber mit einer Verspätung von rund vier Monaten. Somit ist auch der nächste Bauabschnitt schon kurz nach Beginn massiv in Verzug. In diesem sollten nach ursprünglichem Plan weite Teile des Platzes vor allem rund um die Metrostation übergeben werden. Knapp 300 Tage nach Baubeginn zeigt sich dem Betrachter am Széll Kálmán tér jedoch ein gänzlich anderes Bild. Überall sind schwere Geräte zu sehen, der Platz ist nach wie vor großteils unpassierbar. Dabei werben die auf dem Platz ausgehängten Riesenplakate noch optimistisch mit einer Fertigstellung bis zum 9. Februar. In der jüngsten Presseaussendung der Stadt ist schon etwas zurückhaltender von „Frühjahr 2016“ die Rede.
Kein Geld für Verspätung
Bei solchen Großprojekten sind Verzögerungen nicht unüblich. Ebenfalls nicht unüblich sind in solchen Fällen Zahlungen der Baufirmen an die Auftraggeber, weil sie den zugesicherten Termin nicht einhalten können. Doch im Falle des Széll Kálmán térs wird es wohl nicht dazu kommen, es sei denn, die Klage der linksliberalen Partei „Gemeinsam“ hat Erfolg. Márton Pataki, Vorstandsmitglied der Partei, sprach gegenüber dem Nachrichtenportal index.hu davon, die Stadt hätte mit der Vertragsänderung und dem damit einher gehenden Verzicht auf Konventionalstrafen auf bis zu 600 Millionen Forint für die Stadt verzichtet. Tatsächlich hatten Stadtführung und ausführende Baufirmen im Juni bereits einen Änderungsvertrag unterschrieben, der neue Abschlussdaten für die Bauabschnitte festlegte. Die oppositionelle Partei wirft den Stadtvätern nun vor, bereits damals sei abzusehen gewesen, dass die Zeiten nicht haltbar seien. Pro Tag Verspätung hätten der Stadt acht Millionen Forint zugestanden. Das Budapester Verkehrszentrum dementierte auf Anfrage, man habe keineswegs auf 600 Millionen Forint Konventionalstrafe verzichtet, führte dies jedoch nicht weiter aus.