Ausländer, die sie erlernen wollen, fürchten sie; Sprachforscher wie Grimm und Ebersberg, aber auch Theatermacher George Bernard Shaw schwärmten von ihrer Regelhaftigkeit und Präzision, im mitteleuropäischen Raum steht sie sprachhistorisch als Einzelgänger da – die Ungarische Sprache fasziniert und gibt gleichzeitig Rätsel auf. In dieser Reihe gehen wir einigen von ihnen auf den Grund.
Die Internationale Vereinigung von Polyglotten und Linguisten setzt die Ungarische Sprache auf Platz 4 der am schwierigsten zu erlernenden Sprachen. Besonders das Vokabellernen ist für Lernende eine Qual, da sich im Vergleich zu anderen Sprachen nur wenige Wörter ableiten lassen: Wo der Deutsche in Italien die Polizia, in Großbritannien die Police oder gar in Polen die Policja noch relativ problemlos als das Pendant zur deutschen „Polizei“ identifiziert, bleibt der ungarische Name für die Ordnungshüter „rendőrség“ für viele ein Rätsel. Der Grund dafür liegt im Stammbaum der Sprachen verborgen. Während die meisten europäischen Sprachen Teil der indogermanischen Sprachfamilie sind und sich ihr Vokabular dank der gemeinsamen Herkunft einer starken familiären Ähnlichkeit erfreut, ist das Ungarische ein Waisenkind der Sprachgeschichte. Mehr als 1.000 Jahre nachbarschaftliches Nebeneinander ist aber auch an der Sprache der Magyaren nicht spurlos vorübergegangen.
Schaut man genauer hin, sieht man dem Ungarischen den ein oder anderen Flirt mit den sprachlichen Nachbarn an. Katalin Szloboda, Lehrerin an der Budapester Sprachschule der Sommeruniversität Debrecen erklärt, dass es in der Ungarischen Sprache mit 900-1.200 nachgewiesenen Fällen vor deutschen Lehnwörtern nur so wimmelt. Zu verdanken haben wir das der gemeinsamen Geschichte der Habsburger mit den Ungarn, die die deutsche Sprache in Ungarn lange Zeit zur Amtssprache machten. Je nachdem wie lange ein Begriff bereits im ungarischen Wortschatz kursiert, lässt sich seine Herkunft noch mehr oder weniger einfach erkennen. So haben wir keine Probleme in den Worten kuplung, vicc, sál, cetli oder bál noch ihren Ursprung auszumachen. Doch auch das ungarische muszáj mit dem der Magyare eine Notwendigkeit beschreibt, leitet sich aus dem deutschen „Es muss sein“ ab.
Ähnlich den Habsburgern haben auch die historischen Begegnungen mit den Türken und Turkvölkern linguistische Spuren hinterlassen. So heißen Auberginen in Ungarn padlizsán und in der Türkei patlıcan; Äpfel in Ungarn alma und in der Türkei elma. Auch das ungarische Wort für Axt „balta“ stammt aus dem Türkischen. In den letzten Jahren sorgen insbesondere angloamerikanische Kulturimporte für Neuzugänge im Wortschatz. Dank der eigenwilligen magyarisierten Schreibung sind diese jedoch nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Was könnten beispielsweise dzsessz, tinédzser oder menedzser bedeuten? Ein Tipp: Der ungarische Buchstabe „dzs“ wird wie das „Dsch“ in „Dschungel“ ausgesprochen.
Wen die Lust gepackt hat, die ungarische Sprache besser kennenzulernen, dem sei ein Blick auf den Kurskatalog der Budapester Sprachschule der Sommeruniversität Debrecen geraten – hier können Anfänger bis Fortgeschrittene in Gruppen-aber auch Privatstunden alle Finessen des Ungarischen erlernen.
Katrin Holtz
Budapester Sprachschule der Sommeruniversität Debrecen
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