Die deutschsprachige Andrássy Universität Budapest ist seit 2013 eine der wenigen Exzellenz-Universitäten Ungarns. Jetzt setzt sie neue Akzente und will sich noch stärker auf den Bedarf der Wirtschaft in der Region ausrichten. Diesbezüglich unterhielten wir uns mit Jörg Dötsch, den Beauftragten der Universität für Wirtschaftskontakte.
Sie sind Beauftragter der Universität für Wirtschaftskontakte. Wie kommt man zu so einer Funktion?
Bevor ich zur Andrássy-Universität kam, war ich einige Zeit in der hiesigen Automobilindustrie tätig. So habe ich von Haus aus eine höhere Affinität bezüglich der Wirtschaft. Die Andrássy-Universität ist für mich ein ganz besonderes Projekt. Sie bewegt sich und man kann viel verändern. Das macht sie nach wie vor so attraktiv.
Von der Automobilindustrie zum Dozenten?
Das war am Anfang nicht so einfach, aber man darf das nicht schwarz-weiß sehen. Den Kontakt zur Wirtschaft habe ich aber immer aktiv gesucht, da beide Seiten davon profitieren können. Als die Universität sich dann auch strategisch intensiver mit den hiesigen Unternehmen auseinandersetzen wollte, habe ich diese Funktion sehr gerne angenommen. Das war eine ganz organische Sache, Praxisbezug ist mir ohnehin wichtig.
Sie sagen, beide Seiten profitieren. Was bietet denn die Andrássy-Universität für Unternehmen?
Eine ganze Menge. Fangen wir bei unseren Absolventen an: Wir haben handverlesene Studierende mit exzellenten Sprachkenntnissen. Das hat auch das Recruiting mehrerer Unternehmen bereits entdeckt.
Gute Deutschkenntnisse sind aber nicht alles.
Wir unterrichten in extrem kleinen und kulturell wie fachlich diversen Teams. Wir stellen einen regionalen Fokus und Interdisziplinarität sicher. Kaum eine andere Universität kann so gut Persönlichkeiten auf ein dynamisches Arbeitsumfeld vorbereiten wie wir. Niemand kann sich bei uns verstecken wie an einer Massenuniversität. Eigeninitiative ist extrem wichtig.
Gibt es außer den Absolventen noch anderes, was die Andrássy für Unternehmen attraktiv macht?
Dazu müssen Sie nur einen Schritt in unser Gebäude wagen: unsere Räumlichkeiten zählen zu den schönsten Budapests und können auch für Meetings genutzt werden.
Und werden gelegentlich auch von Prominenten frequentiert.
Ja, Bundeskanzlerin Angela Merkel war nicht zum ersten Mal bei uns zu Gast, Wirtschaftsminister Mihály Varga hat vor kurzem bei uns gesprochen. Wir haben das ganze Jahr über sehr viele hochrangige Events. Ein Grund dafür ist unsere internationale Trägerschaft, die Andrássy-Universität ist ein europäisches Prestige-Projekt. Für unsere Sponsoren bedeutet das einen enorm hohen Grad an Sichtbarkeit. Außerdem bieten wir für unsere Partner auch Zugang zu solchen Veranstaltungen. Unsere Kontakte zur Politik sind sehr gut, auch über die Landesgrenzen hinweg. Von all dem können natürlich nicht nur unsere Studenten, sondern auch unsere Partner profitieren.
Und Sie suchen neue Sponsoren?
Natürlich freuen wir uns über jeden Sponsor. Aber eigentlich suchen wir mehr als das. Unser Ziel ist es, langfristige Partnerschaften aufzubauen. Meiner Erfahrung nach sehen Unternehmen, die nach Ungarn kommen, ja mehr als nur einen Produktionsstandort oder einen neuen Markt. Sie sehen Phantasie im Land und den Menschen. Da sind wir uns einig und genau dabei würden wir gerne aktiv und langfristig mitwirken. Wir hatten bereits einige erfolgreiche Projekte, aber es sollen mehr werden. Immer wieder bemerken wir, dass unsere Uni besonders diesbezüglich noch zu wenig bekannt ist, das wollen wir ändern. Wir haben ja nicht nur regionale Expertise in Wirtschaft, Recht, Politik und Kultur, sondern wir wissen natürlich auch sehr gut, wie insbesondere Unternehmen aus dem deutschen Sprachraum ticken. Wir möchten jetzt noch stärker mit ihnen ins Gespräch kommen, auch um herauszufinden, was man noch aufbauen könnte, und welchen Bedarf es auf Seiten der Wirtschaft gibt.
Aufbauen kostet aber auch Geld.
Natürlich geht es auch ums Geld, dafür bieten wir den Unternehmen aber ganz klare Nutzeffekte. Kooperationen zwischen Wirtschaft und Hochschulen genießen auch die Unterstützung durch den Staat. Wenn etwa eine fünfjährige Fördervereinbarung vorliegt, können Unternehmen in Ungarn 50 Prozent des Förderungsbetrages von ihrem Geschäftsergebnis vor Steuern abziehen. Hier gibt es also viel Spielraum. Und wie die Vereinbarung konkret aussieht, ist allein eine Angelegenheit der Partner. Es kommt darauf an, gemeinsam Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
Und wie könnte das aussehen? Eine Stiftungsprofessur?
Das wäre eine Möglichkeit. Aber die Konstruktion ist ja im Prinzip offen. Laut Gesetz kann man den laufenden Betrieb fördern oder auch neue Institute gründen. Der Inhalt der Kooperation wird von den Partnern definiert. Und wir wollen ja von den Arbeitgebern lernen. Hier bietet sich eine großartige Möglichkeit, das was uns so besonders macht, intelligent weiterzuentwickeln. Inhaltlich setzen wir ja schon im Bereich Betriebswirtschaftslehre neue Akzente und werden da auf jeden Fall wachsen. Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass Unternehmen mit deutschem Hintergrund Verbesserungsbedarf beim Profil wirtschaftswissenschaftlicher Absolventen sehen – seien es IT-Kenntnisse, Soft-Skills oder Problemlösungsfähigkeiten, das sind nur ein paar Stichworte. Mit einem fünfjährigen Planungshorizont könnte man gemeinsam neue Konzepte erarbeiten, umsetzen und evaluieren. Wir könnten High-Potential-Pools aufbauen und Partner im Recruiting unterstützen. Die Andrássy-Universität ist überhaupt ein hervorragender Ort für employer branding. Das sind nur ein paar Punkte. Wo das meiste Potenzial einer Kooperation liegt, das sollte man gemeinsam herausfinden. Wir sind für gute Ideen offen und verfügen über vielfältige Kapazitäten.
Worin bestehen die neuen Akzente bei der Betriebswirtschaftslehre?
Unser Angebot „International Economy and Business“ haben wir gerade um einen neuen Schwerpunkt „Management and Consulting“ erweitert. Wir wollen diesen Bereich auf jeden Fall weiter ausbauen. Hier können von den vorhandenen und angestrebten Kooperationen wichtige Inputs kommen.
Und an wen kann man sich wenden?
Unternehmen können sich jederzeit unter joerg.doetsch@andrassyuni.hu unmittelbar an mich wenden. Eine Möglichkeit, sich kennen zu lernen, gibt es übrigens auch am 10. September. Auf Einladung unseres Rektors Prof. Dr. András Masát findet ab 18.30 Uhr bei uns im Spiegelsaal der alljährliche Netzwerkabend statt.