Einer der gemütlichsten Orte von Budapest findet sich direkt im Herzen des jüdischen Viertels: das Massolit Büchercafé. Halb Buchladen, halb Wohnzimmer ist es ein Treffpunkt für Intellektuelle und Liebhaber heimeliger Kaffeehausatmosphäre.
Der Laden ist liebevoll dekoriert und mit zusammengewürfelten alten Möbeln eingerichtet. Schwere Ledercouchen und Sessel laden zum Sitzen an dunklen Holztischen ein. Die Fensterrahmen sind in einem frischen Blauton gestrichen, Pflanzen und Lampions sind überall im Raum verteilt. An den Wänden sind Bücherregale und handgeschriebene Gedichte zu sehen. Aus den Lautsprechern dringt sanfter Indie-Rock, der nur durch das außergewöhnlich laute Rattern der Kaffeemaschine unterbrochen wird. Eine leichte Brise weht durch die Tür zu einem verwunschenen Garten.
Das Massolit ist ein Kulturcafé und Treffpunkt für Menschen aus aller Welt. Viele Expats und andere in Budapest lebende Ausländer gehören hier zur Stammkundschaft und kommen regelmäßig zum Arbeiten oder auf eine Tasse Kaffee vorbei. Sprachlich herrscht ein babylonisches Wirrwarr. In der einen Ecke wird ein Debütroman verfasst, in der anderen verzweifelt versucht, sich alle Handwurzelknochen einzuprägen. Augenpaare sind auf flimmernde Laptopbildschirme gerichtet. Es herrscht eine ruhige, kreative Atmosphäre, die auch Sprachlehrer mit ihren Schülern und Lerngruppen ins Massolit lockt.
Daneben tummeln sich Reisende wie lokale Künstler, Schriftsteller und Musiker, die hier eine willkommene Plattform finden, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Im Nebenraum befindet sich eine kleine Galerie, in der praktisch jeder Künstler ausstellen kann. Zu späterer Stunde finden gelegentlich kleine Konzerte statt. Die Musiker treffen sich ohne jede Vorbereitung und offenbaren mit einer dreißigminütigen Improvisation die augenblicklich abrufbare Kreativität wahrhaftig passionierter Instrumentalisten. In den Wintermonaten werden Workshops zu verschiedensten Themen angeboten. Egal ob Diskussionsrunden zum Thema Geschlechterrollen im 21. Jahrhundert oder ein Kurs zur Herstellung natürlicher Lippenpflege – das Angebot bleibt alternativ, kreativ und interessant.
Bücherduft liegt in der Luft
Das Büchersortiment ist breit gefächert und wächst stetig. Der gute alte Shakespeare teilt sich ein Regal mit weiteren englischen Klassikern von Oscar Wilde, Virginia Woolf und George Orwell. In einem alten Lederkoffer finden seichte Liebesgeschichten und Abenteuerromane Platz. Man kann stundenlang in Gedichtbänden schmökern und sich durch die Kiste mit Büchern für einen Euro graben. Neben englischen Büchern gibt es ungarische Literatur und eine kleine Auswahl an Werken in slawischen Sprachen. Der Großteil der Bücher ist gebraucht und kann daher wohlfeil erworben werden, die meisten kosten weniger als zehn Euro. Ein altes Buch riecht so herrlich nach Papier und Tinte, dass man meint, seine Geschichte schon auf der Zunge schmecken zu können.
Die heutige Tagessuppe: Kaffee
Allein der saftige Schokoladenkuchen ist einen Besuch im Massolit wert. Täglich werden frisch gebackene Kekse und Torten zum Kaffee oder Tee serviert. Wer es herzhafter mag, kann die hausgemachte Quiche versuchen. Die Getränke und Speisen schmecken nach liebevoller Zubereitung und sind die perfekten Begleiter für einen sonnigen Lesenachmittag auf der Terrasse.
Massolit Books&Café
Budapest VII, Nagy Diófa utca 30
Montag bis Samstag, 10:00 bis 20:00 Uhr
Sonntag, 12:00-20:00 Uhr