Seit diesem Montag leitet Ildikó Vida nicht mehr die Steuer- und Finanzbehörde. Ihre bisherigen Aufgaben übernahm vorerst ihr Stellvertreter Árpád Varga.
In einem Brief an ihre Mitarbeiter erklärt NAV-Chefin Ildikó Vida, warum sie bereits am 20. Mai gekündigt hat. Zu den Gründen für ihren Rücktritt gehören die ständigen Grabenkämpfe der vergangenen fünf Jahre, die unbegründeten Angriffe auf ihre Person und ihre Familie seit Oktober 2014 sowie die Ablehnung ihres Entwurfs für ein Berufsmodell für NAV-Mitarbeiter. Vida war auch vom Einreiseverbot in die USA betroffen. Vida zeigte sich zudem empört über die geplanten strukturellen und personellen Veränderungen bei der NAV seitens der Regierung. Ihrer Meinung nach wurde niemand bei der NAV nach seiner Meinung befragt, keinerlei Studie über den Aufbau, die Effizienz oder Arbeitsprozesse der Behörde erstellt.
Das Wirtschaftsministerium teilte in Verbindung mit der nun öffentlich gewordenen Kündigung mit, die ungarische Wirtschaft sei an einer neuen Ära angelangt, das Ziel sei nicht mehr Krisenmanagement, sondern die Beschleunigung des Wirtschaftswachstums. Dazu benötige man eine neue Struktur der Steuer- und Finanzbehörde. Die Ernennung des neuen NAV-Chefs erfolge nach den wichtigsten Entscheidungen über die Umstrukturierung. Die Regierung möchte eine kundenorientierte Steuerbehörde aufbauen, die sich den Wirtschaftsstrukturen besser als bisher anpasst. Vida habe eine bedeutende Rolle bei der Schaffung der Stabilität des Staatshaushaltes gespielt. Unter ihrer Leitung sind die Steuereinnahmen seit 2010 deutlich angestiegen, ist der Anteil der Schwarzwirtschaft geschrumpft, wurden neue Kontrollmechanismen geschaffen, so u. a. die Online-Registrierkassen im Einzelhandel oder das Straßenfrachtkontrollsystem (EKÁER).
Der sozialistischen Oppositionspartei MSZP zufolge ist der Rücktritt von Vida nur eine Station innerhalb des Mafia-Krieges der Regierung. Zudem habe Wirtschaftsminister Mihály Varga hinsichtlich der Kündigung gelogen. Bis vor kurzem hatte er noch behauptet, es sei keine Rede von der Ablösung der NAV-Chefin. Gelogen habe die Regierung auch in Verbindung mit dem Einreiseverbotsskandal, verheimlichten MwSt.-Betrügereien und dem Korruptionsverdacht gegen Vida.