Nachdem Sturm und Tief überwunden sind, darf man auch in Budapest endlich wieder getrost Außenaktivitäten in seiner Freizeit einplanen. Auf den nachfolgenden Seiten (39-41) können Sie sich Tipps holen, wo in der Hauptstadt Sie die beste Eiscreme finden, und wem im Anschluss noch nach etwas Kultur ist, sich aber abgeschreckt fühlt von stickigen Museen und dunklen Theatersälen, der kann auf die Margareteninsel zusteuern: Die Open-Air-Theaterbühne hat wieder geöffnet!
Wenn Sie nun überrascht sind, dass es auf der Margareteninsel eine Freilichtbühne gibt: Die große Anlage ist für Spaziergänger und Jogger tatsächlich nicht wirklich von außen zu sehen, fügt sie sich doch geschmeidig in das umliegende Grün ein. Zu finden ist sie jedoch ganz einfach, wenn man sich am schönen, weißen Wasserturm orientiert: Dieser erhebt sich an der Westseite der Insel, die Open-Air-Theaterbühne liegt darunter. Wussten Sie übrigens, dass der Wasserturm denkmalgeschützt ist? Wenn Sie schon in der Gegend sind, statten Sie dem 1911 erbauten Wahrzeichen der Margareteninsel doch auch einen Besuch ab. Immer wieder finden hier Ausstellungen statt, und die Aussicht vom 57 Meter hohen Turm ist auch nicht zu verachten.
Die Freilichtbühne – so modern ihre Architektur heute auch ist – hat wie der Wasserturm eine über hundertjährige Geschichte. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wollten sich Theatermacher auf der Margareteninsel, die auch damals als beliebter Ausflugsort galt, ansiedeln. Nachdem es zunächst kein festes Gebäude für die unter freiem Himmel aufgeführten Theaterstücke gab, wurde 1938 ein solches errichtet. Die Komödie „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare, „Wilhelm Tell“ von Friedrich Schiller, aber auch das ungarische Drama „Csongor és Tünde“ von Mihály Vörösmarty wurden neben anderen zum Besten gegeben. Doch mit dem Zweiten Weltkrieg verging den Zuschauern die Lust auf traurige Stücke und schwere Inhalte. Musik sollte dem neuen Geschmack gerecht werden, und so ging in den vierziger Jahren der Fokus über zu Konzerten, leichten Opern und Operetten. Die kriegerischen Handlungen machten jedoch auch vor der Margareteninsel keinen Halt: Im Sommer 1944 wurde die Freilichtbühne bei Bombardierungen zerstört.
Langer Weg zum heutigen Zustand
Fünf Jahre später, im August 1949, konnte die neu errichtete Open-Air-Bühne wiedereröffnet werden. Nachdem in den kommenden Dekaden, mit einigen Pausen und anfangs unter der Führung der Ungarischen Staatsoper, weiterhin die Musik und ab und an das Ballett im Mittelpunkt des Programms standen, passierte, was typisch für viele im Kommunismus wirkende Institutionen war: Die Freilichtbühne wurde vernachlässigt. Der Stadtrat verwaltete die Kulturstätte, sorgte aber nicht für nötige Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten. Zwar wurde das Theater weiterhin regelmäßig bespielt, doch der Zustand des Gebäudes wurde immer schlechter. In den achtziger Jahren endlich wurde die Bühne renoviert, und mit dem nahenden Fall des Eisernen Vorhangs kamen auch moderne Stücke wie „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber ins Programm. Der Rest ist Geschichte.
2013 wurde die Open-Air-Bühne nochmals renoviert und kommt heute mit der neuesten Technik, bequemen Sitzgelegenheiten und vor allem qualitativ hochrangigem Programmen daher. Ob Oper, Popkonzert oder Theater, modern oder klassisch – hier wird kein Genre, kein Geschmack vernachlässigt.
Unterhaltung à la Moulin Rouge
Als „Night Revue Circus” – „Nächtlicher Revue-Zirkus“ wird die Show mit dem Titel „Ooh La La“ beschrieben. Die gemeinsame Produktion des Betreibers der Freilichtbühne, des Open-Air-Theaters, von Bor Productions und MACIVA kann man sich erst ab 16 Jahren anschauen. Doch keine Angst, es geht nicht anzüglich zu, nur ein klein wenig freizügig, denn die Show entführt den Betrachter in die Welt berühmt-berüchtigter Pariser Clubs wie Moulin Rouge, Lido und Crazy Horse. Stilistisch kreuzen sich hier Varieté und Revue. Wer also etwas für Tanz- und Musiktheater, Federn und Glitzerkostüme und leichte, doch anspruchsvolle Unterhaltung übrig hat, der sollte sich drei Termine freihalten: 30. und 31. Juli beziehungsweise 1. August (Donnerstag, Freitag und Samstag) jeweils um 22 Uhr. Dann wird die noch nie in Budapest gezeigte Produktion von dem aus einer ungarischen Zirkusfamilie stammenden Steve Bor auf der Open-Air-Bühne der Margareteninsel aufgeführt. Beeilen Sie sich – die Tickets sind begehrt.
Ein Klassiker der klassischen Musik
Liebe und Leidenschaft, Hass und Tod – die dreiaktige italienische Oper von Giacomo Puccini behandelt all die Themen, die mitten ins Herz gehen. Kein Wunder, dass die 1900 uraufgeführte, circa zweistündige Oper bis heute so beliebt ist. Die Handlung spielt in Rom vom Mittag des 17. Juni bis zum Morgengrauen des 18. Juni 1800 in einer Zeit des politischen Umbruchs. Mario Cavaradossi, der begehrte Promimaler, liebt Floria Tosca, die gefeierte Operndiva – und umgekehrt. Wie alle Künstler zur damaligen Zeit sind die beiden in vielen Belangen von den Herrschenden abhängig. In unsicheren Zeiten ist es angebracht, mehrere Eisen im Feuer zu halten, denn so manch ein Herrscher kann nachtragend sein. Doch hieraus können viele Konflikte erwachsen.
„Tosca” wird zum ersten Mal auf der Freilichtbühne aufgeführt und ist eine Co-Produktion des Open-Air-Theaters mit der Ungarischen Nationaloper. In den Titelrollen werden zwei internationale Stars singen, die mit ihren Performances in Ungarn debütieren: Die französische Mezzosopranistin Béatrice Uria-Monzon wird Tosca mimen, während der chilenische Tenor Giancarlo Monsalve den Cavaradossi darstellt.
„Ooh La La”
Ab 16 Jahren.
- und 31. Juli bzw. 1. August, jeweils 22 Uhr
Giacomo Puccini: „Tosca“
In italienischer Sprache mit ungarischen Untertiteln.
- und 9. August, 20 Uhr
Tickets via eng.szabadter.hu