Was ist das für eine europäische Linke, die auf die Straße geht, weil die griechischen Rentner nicht mehr 1.200 Euro, sondern „nur“ noch 800 Euro nach Hause tragen, während weder Tsipras noch irgendein anderer europäischer Politiker der Linken seine Stimme erhebt, weil die ungarischen, lettischen oder rumänischen Rentner mit 200-300 Euro im Monat im wahrsten Sinne des Wortes dahinvegetieren?
Von Péter Techet
Nachdem beim Referendum – dessen Legitimität höchst fragwürdig erscheint – das von den radikalen Linken, radikalen Rechten und den Neonazis geforderte NEIN triumphieren konnte, wurden die Forderungen der Griechen zunehmend absurder. Die Griechenlandkrise zeigt die komplette Ohnmacht der EU und die Immoralität der westlichen Linken. Während die Löhne in den Oststaaten der EU kaum ein Drittel der Löhne in Griechenland erreichen, fordert die west- (genauer süd-) europäische Linke Solidarität – aber nur mit den Griechen!
Der Nationalist Alexis Tsipras jammert mit der für den Balkan typischen Offenheit über die „tragische Lage“ seines Landes, doch kommt dem – angeblich linksgerichteten – Politiker, wenn es um Solidarität geht, kein anderes Land in den Sinn. Zahlreiche Ökonomen wie der Coelho der Wirtschaftswissenschaften, Thomas Piketty, stellen sich hinter Tsipras, ohne recht zu wissen, was die Griechen eigentlich wollen. Seriöser ist da die Meinung des Münchner Ökonomen Hans-Werner Sinn über die Euro- und Griechenlandkrise. Der Mann fordert seit Jahren, die griechische Tragödie endlich zum Abschluss zu bringen und lieber den Grexit vorzubereiten.
Derweil fordert ein Tsipras, der in eine wohlbetuchte Familie geboren wurde, aber sein ganzes Leben in der kommunistischen Bewegung verbrachte, vor dem Europaparlament Solidarität. Zum Beispiel von jenen Mitgliedstaaten, deren Lebensniveau auch heute noch weit unter dem griechischen liegt. Im sozialen Netzwerk bedanken sich von 300 Euro lebende Rentner verschmitzt bei der griechischen Regierung für den Solidaritätsgedanken und bitten, ein Drittel der Bezüge der griechischen Rentner (die noch immer im Durchschnitt 800 Euro erhalten!!!) fortan an sie zu überweisen. Was ist das für eine europäische Linke, die auf die Straßen geht, weil die griechischen Rentner nicht mehr 1.200, sondern „nur“ noch 800 Euro bekommen, während weder Tsipras noch ein anderer Politiker der europäischen Linken ein Wort daran verliert, dass die ungarischen, lettischen oder rumänischen Rentner mit 200-300 Euro im Monat im wahrsten Sinne des Wortes dahinvegetieren?
Unmoralische Linke
Es zeigt die komplette Unmoral dieser Linken, wie sie sich für jene Griechen stark machen, die vor den Sparmaßnahmen noch besser lebten, als die Deutschen (mit höheren Durchschnittsrenten, früherem Rentenalter, größerem Immobilienvermögen etc.), das Elend in Osteuropa aber vollständig vergessen.
Die Griechen beherrschen mit ihrer unerträglichen Hysterie die öffentliche Meinung Europas, doch niemand redet davon, warum ein Arbeitnehmer in Győr oder Kosice für die gleiche Arbeit ein Drittel des Lohns des Ingolstädter Arbeitnehmers erhält. Dabei möchte das griechische Volk die selbst heraufbeschworene Krise (schließlich erhielt nicht der „böse“ Wolfgang Schäuble, sondern das griechische Volk drei Jahrzehnte lang ein korruptes System aufrecht) auch durch die slowakischen, slowenischen oder baltischen Rentner bezahlen lassen.
Wir haben keinen Grund zur Solidarität. Die Griechen haben bis zuletzt „Casino“ gespielt, die beiden korrupten Systemparteien unterstützt und sich erst den Radikalen zugewandt, als alles zu spät war. Solidarität darf nicht heißen, ein Volk von den Konsequenzen seines eigenen Tuns zu befreien, und schon gar nicht, ärmeren Ländern die Pistole auf die Brust zu setzen.
Messen mit zweierlei Maß
Die europäische Linke drückt aber nicht nur vor dem wirklichen Elend in Europa die Augen zu, sie geht auch großzügig darüber hinweg, dass die griechische Politik heute neben Linksradikalen auch von Rechtsradikalen und Neonazis geprägt wird. Tsipras ist so sehr links, dass er weder die Minderheiten im eigenen Lande anerkennt, noch die aggressive griechische Außenpolitik gegenüber Makedonien beendet. Die Anhänger der Syriza in Ungarn stört weiterhin einzig das Agieren der Jobbik, der Pakt von Tsipras mit den griechischen Neonazis hingegen nicht. Und wenn die Syriza-Anhänger Angela Merkel in eine Nazi-Uniform stecken, zeigt das doch nur die absolute Geschmacklosigkeit der heutigen griechischen Führung.
Die Krise muss so schnell wie möglich beendet werden. Die Griechen sind nicht imstande und nicht willens, solidarisch mit dem Gedanken der europäischen Einheit zu sein, wie es jedes andere durch die Krise erschütterte Land war. Bevor dieser Balkanstaat die ganze EU mit sich in den Abgrund reißt, muss er aus der Eurozone ausgeschlossen werden. Das wäre aber nicht das Ende der Geschichte. Es ist eine Tatsache, dass die Eurozone einst zusammengeschustert wurde. Milton Friedman hat 1997 all das vorhergesagt, was seither eingetreten ist: Ohne politische und soziale Union wird jedes Volk mit der ihm eigenen Kraft oder Kraftlosigkeit an der Währungsunion mitwirken. Das Ergebnis sind boomende deutsche (und nordeuropäische) Exporte, während Süd- und vor allem Osteuropa zur verlängerten Werkbank des deutsch dominierten „Kerneuropas“ und zu dessen Humanressource wurden.
Dieses Problem berührt freilich weniger die Griechen, deren Exporte schon zu Drachma-Zeiten unbedeutend waren. Die deutschen Unternehmen drücken in erster Linie in den östlichen Mitgliedstaaten – im Einverständnis mit hiesigen Politikern wie beispielsweise Viktor Orbán – die Löhne und die Arbeitnehmerrechte. Wäre Tsipras ein Linker, würde er seine Stimme gegen dieses Unrecht erheben. Doch Tsipras ist ein simpler Nationalist, was für die Griechen in Ordnung wäre, für Europa aber nicht in Ordnung sein kann.
Nach dem Ausschluss der Griechen muss die Integration der Eurozone vertieft werden, neben der Währungsunion um eine politische und eine soziale Union. Das würde wahre Solidarität voraussetzen, beispielsweise von Seiten der Nordländer. Die EU und vor allem die Eurozone können nicht ohne jene Regel funktionieren, welche die Bundesrepublik Deutschland zusammenhält, nämlich mittels Finanztransfers für ausgeglichene Lebenslagen zu sorgen. In Deutschland halten auf dieser Grundlage praktisch vier Bundesländer die anderen zwölf Bundesländer teilweise aus. Ohne eine solche Transferunion werden weder Eurozone noch EU Bestand haben.
„Merkel hat keine Vision für Europa“
Nicht der Euro in seiner gegenwärtigen Form muss um jeden Preis gerettet werden, wie es die geistloseste Bundeskanzlerin aller Zeiten will. Angela Merkel hat ganz offensichtlich keine Vision für Europa, sie sagte einst, „fällt der Euro, fällt Europa“. Dabei hat das Krisenmanagement der vergangenen fünf Jahre gezeigt, dass die Berliner Rezepte keine Ergebnisse bringen. Die Boulevardzeitung Bild fordert derweil eine „Eiserne Lady“ für das deutsche Volk. Doch genau diese nationalistische Logik müsste Europa hinter sich lassen, weil genau diese chauvinistische, eigennützige Politik von Tsipras den Gedanken der europäischen Solidarität zerstört.
Tsipras hat Respekt für die Griechen eingefordert, für die „Wiege der Demokratie“ – als hätten die heutigen Griechen noch so viel gemein mit den Vorfahren. Aber bitte sehr! Europa würde die griechische Krise weniger teuer zu stehen kommen, wenn es statt Geld Respekt schicken würde. Europa braucht Griechenland nicht, das weniger als ein Prozent der Wirtschaftsleistung im Euroraum erzeugt. Sollen sie doch ihre Souveränität auskosten. Mit allen Konsequenzen natürlich.
Dieser leicht gekürzte Artikel erschien am vorigen Freitag in der Meinungsspalte der Onlineausgabe der linksliberalen Wochenzeitung HVG.
Aus dem Ungarischen von Rainer Ackermann
Bravo, ein Artikel der mir als Deutscher aus dem Herzen spricht. Die geistloseste Kanzlerin aller Zeiten, Bäng. Fällt der Euro fällt die Merkel. Das wäre besser. Diese Frau ist nur peinlich. Ich weiß selber nicht was in der Ihrem Kopf vor geht. Schäuble hatte Recht mit dem Grexit. Was wollen diese Griechen.? Euro ja, Reformen nein. Mitleid ja,aber schimpfen über Europa und die Idioten in Brüssel, besser die in Deutschland. Die Überheblichkeit und Schäuble als Bastard zu bezeichnen von jener berühmten Aussage vor ein paar Tagen aus dem Munde einer griechischen Passantin im Tv möchte ich erst garnicht reden. Es ist einfach nur schlimm. Das kleine Ungarn hat echt mehr Grund zu klagen. Besonders die kleinen Leute. Aber sie halten es aus und kommen mit wenig Geld aus. Es ist nur eine große Ungerechtigleit. Europa wird so oder so zerfallen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Schade darum. Es war ein schöner Traum, der durch schlechtes Management, korrupte Politiker, Aufhetzung durch die Medien, Überstimmung der Leute und andere Faktoren zu Ende geht. Kehren wir zu einem Europa zurück wie es mal war in den frühen 2000. Mit eigenen Währungen, mit Grenzkontrollen und nationalen Parlamenten. Jeder hat die Verantwortung für sein eigenes Land. Es muß endlich wieder Ruhe einkehren in Europa. So geht es nicht weiter
Ebenfalls als gebürtiger Deutscher frage ich mich, wie dann Merkel immer noch seit Jahren an der Macht ist, wenn es ständig Leute gibt, die unzufrieden mit ihr sind. Wenn es tatsächlich so eine Gegenwehr und Ablehnung im Volk in der Mehrheit geben würde, wäre sie schon weg.
Und Thema Grenzkontrolle: Da ich beruflich regelmäßig und mehrfach pro Woche nach Tschechien per Zug reisen muss, finde ich schon die angeblich nicht routinemäßigen Personenkontrollen endlos nervig. Bei 9 von 10 Zugfahrten ist die Polizei an Bord, bei 8 von 10 Zugfahrten wird man kontrolliert. Es sind immer die gleichen Polizisten, die alle zwei Tage meinen Namen an die Zentrale durchgeben, nur in der Hoffnung, einen großen Fang gemacht zu haben. Ein bisschen Abwechslung kommt dann, wenn die Herren vom Zoll auch noch an Bord sind, nur um den üblichen Fragenkatalog herunterzubeten. Dann sitzen aber auch in diesem Zug offensichtliche Ausländer, aber sobald diese zu zweit sind oder etwas älter aussehen, scheint es für die deutsche Polizei nicht mehr von Interesse zu sein, diese Personen zu kontrollieren. Stattdessen immer die gleichen Personen, egal wie sehr man darauf aufmerksam macht, dass man von dem Herren jetzt sechsmal in vier Tagen kontrolliert wurde. Von daher: Weg mit diesen dummen Kontrollen! Die Polizei sollte lieber an Bahnhöfen, Raststätten, Busbahnhöfen aktiv sein. Es ist bekannt, dass der Großteil der Flüchtlinge mit Lkw, Kleintransportern oder Nachtzügen kommt. Wie konnte beispielsweise eine fast 80-köpfige Flüchtlingskolonne letzte Woche von Budapest bis nach Salzburg (!) problemlos im EuroNight mitfahren, bis die Polizei dort auf den Hilferuf des überforderten ÖBB-Schaffners hin den Zug durchsuchte?
Fakt ist: Einzelne Staaten fahren die Flüchtlinge lieber an die Grenze, um sich darum (wie europäisch geregelt) zu kümmern. Daran ändert keine Merkel etwas, kein Nachfolger, keine Grenzkontrollen.
Von daher haben wir als Europäer und vor allem als Deutsche ganz andere Sorgen, was mit Griechenland ist. Das Land, was seine Zahlen fälschte, um den Euro zu bekommen und um in die EU zu kommen und jetzt weinen dort alle, dass Hitler-Merkel sie mit falschen Versprechungen gelockt hätte. Gleichzeitig schicken die Griechen die Flüchtlinge mit Lunch-Paketen weiter nach Norden.
Polemik und Falschinfos an einem Stück!
HVG? Alles klar.
Selten ein so krudes Zeug gelesen.
Techet ist ein typischer Linker. Tsipras gefällt ihm nicht-na klar, dann ist Tsipras ja in Wirklichkeit kein Sozialist, dann muss er Nationalist sein!
Die Westeuropäer und auch viele Ungarn erkennen nicht, dass die Links-Rechts-Aufkleber auf dem Balkan nichts zu sagen haben. Diese Völker sind geprägt von der byzantinischen und osmanischen Kultur, die ideologischen Begriffe aus dem Westen sind nur eine dünne Lackschicht, die so lange benötigt wird, wie die Hegemonie des Westens andauert.
Von einigen liberalen Splittergruppen und globalistischen Landsknechten wie zB der Otpor abgesehen,waren und sind ALLE Parteien in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens nationalistisch! In Griechenland ist es nicht anders. Manche sind marxistische Nationalisten, andere klerikale oder radikale, die sich zwar in alter Hajduken- und Klephtentradition bekämpfen, aber keinen Zweifel an ihrem Patriotismus aufkommen lassen.
Es ist egal ob man die Griechen mag oder nicht, man kann sie nicht an den uns eingehämmerten Maßstäben messen und man muss darauf gefasst sein, dass sie das eine sagen, das andere tun und am Ende ganz etwas anderes vorhaben.